Pedro Wirz/Sara Vidas, The park that history forgot will no longer be forgotten, 2012
Das Künstlerhaus Stuttgart beginnt sein Herbstprogramm mit einer Einzelausstellung des brasilianischen Künstlers Pedro Wirz (geb. 1981), der 2011 mit dem Peter-Hans-Hofschneider-Preis ausgezeichnet wurde, welchen die Kunststiftung Baden-Württemberg alle zwei Jahre an Absolventen von Kunsthochschulen und junge talentierte KünstlerInnen vergibt, die Stuttgart verbunden sind.
Wirz, der in Basel lebt, hat während seines Studienjahrs an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart an vielen Projekten und Diskussionen teilgenommen und war in der Stuttgarter Kunstszene sehr aktiv. Er untersucht in seiner künstlerischen Arbeit, wie durch Kollaboration und Partizipation alternative Möglichkeiten des Ausstellungsmachens entstehen, und wie kollektive Kreativität und die Frage der Urheberschaft auf diese Weise in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden können, um die Beschäftigung mit kritischen Formen experimenteller Prozesse zu fördern.
In der Jury, die Wirz 2011 mit dem renommierten Peter-Hans-Hofschneider-Preis ausgezeichnet hat, waren vertreten: Stefan Heidenreich (Kritiker und Kunsttheoretiker, Berlin), Agnes Märkel (Künstlerin und Preisträgerin des Jahres 2008) und Adnan Yildiz (Künstlerischer Leiter Künstlerhaus Stuttgart).
Mit dem Preisgeld konnten die Kosten der nun im Künstlerhaus Stuttgart realisierten Ausstellung, die Produktion eines Künstlerbuchs sowie die Honorierung des Künstlers abgedeckt werden.
In der Begründung der Jury heißt es:
„Wirz hat einen künstlerischen Ansatz entwickelt, der verschiedene Praktiken und Interaktionen verbindet: performative Skulptur, Kuratieren, Arbeit mit Texten, der Umgang mit bestimmten Referenzen und kunsthistorischen Fragen. Seine Arbeit zeichnet sich durch eine humorvolle und introspektive Ausdrucksweise aus. Sie ist kraftvoll, weil sie nicht an konventionellen Formen der künstlerischen Produktion interessiert ist, sondern an alternativen Verfahren der Partizipation und Mitarbeit.“
Die Ausstellung „Not the New, Not the Old, But the Necessary.“ („Nicht das Alte, nicht das Neue, sondern das Notwendige.“) arbeitet auf verschiedenen Ebenen mit konzeptuellen Ansätzen wie Abstraktion, Partizipation und Kuratieren. Wirz setzt hier seine Serie der „Curated Sculptures“ fort. Dazu hat er John Beeson, Giovanni Carmine, Carson Chan und Rebecca Lamarche-Vadel eingeladen, eine Auswahl von Kunstwerken zu kuratieren, die einer Liste von insgesamt 243 Werken verschiedener KünstlerInnen entnommen sind, mit denen Pedro Wirz in den letzten vier Jahren zusammengearbeitet hat.
Die wichtigste konzeptuelle Grundlage der Schau entstammt jedoch der japanischen Kultur: Origami, die Kunst des Papierfaltens, die hier nicht nur als künstlerische Technik genutzt wird, sondern auch als Ausdruck der Abstraktion. Dabei nimmt Wirz den Einfluss der japanischen Kultur auf Brasilien in den Blick und greift hierfür auf seine eigenen Kindheitserfahrungen mit Origami zurück, die sich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch in Form eines Künstlerbuchs materialisieren und auf diese Weise ein soziales Netzwerk der Ideen, Bilder und Handlungsweisen schaffen.
Wirz zitiert, wenn er die Grundgedanken seiner Verfahrensweise auf den Punkt bringt, mit Sol LeWitt einen jener Künstler, von denen er wichtige Inspirationen für sein eigenes künstlerisches Schaffen erhalten hat: „Irrationalen Gedanken sollte man unbedingt und logisch folgen.“, und „Die Konzeption eines Kunstwerks kann durchaus auch das Material des Objekts oder den Herstellungsprozess betreffen.“. Wirz erkundet die Möglichkeiten des Tauschs von Rollen und Positionen in der Kunstwelt. Das erfordert eine gewisse Experimentierfreude, die von der zentralen Frage ausgeht: Was passiert, wenn wir Süden und Westen vertauschen, Künstler und Kurator, Papier und Skulptur – oder umgekehrt?
Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-19 Uhr, Sa/So 13-17 Uhr
Künstlerhaus Stuttgart
Reuchlinstraße 4b, 70178 Stuttgart
Tel.: (0711) 617652
kuenstlerhaus.de
PM
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