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Rachel Khedoori

Eingabedatum: 03.11.2025

Rachel Khedoori
Rachel Khedoori, Ohne Titel, 2012, Gips und Papier, 30.5 x 53.3 x 38.1 cm / 12 x 21 x 15 inches. Credit Line: Manuela & Iwan Wirth Collection, Switzerland. Foto: Stefan Altenburger Photography Zürich.
Rachel Khedooris Ausstellung präsentiert sich als Konstellation von Werken, die kein geschlossenes Ganzes, sondern ein Netz von Reflexionen ohne Zentrum bilden. Wir sehen Formen, die einander unähnlich sind und doch in Beziehung zueinander stehen. Neben flachen Aluminiumscherben, die wie auf den Boden gegossene Miniaturen einer auseinandergebrochenen Hausfassade wirken, evoziert eine Gruppe hochformatiger, rechteckig ausgestanzter Tafeln aus gehärtetem Papier das Bild überdimensionierter Filmstreifen. An der Wand lehnt eine gestaffelte Reihe harzgetränkter Papierplatten, deren gegeneinander verschobene mittlere Öffnungen an die Blendenmechanik einer Kameralinse erinnern. Dazwischen stehen modellhafte Skulpturen gesetzt auf Sockeln oder Gestellen, von denen eine einem großen Stück Butter ähnelt, in das Löcher gedrückt wurden, eine andere wiederum ließe sich als diagrammatische Ansicht eines Höhlensystems deuten.

Neben Techniken, Medien und Materialien wie Aluminium- und Bronzeguss, Gips, Kunststoff und 3D-Druck hat Khedoori ihr eigenes Verfahren entwickelt, Papierbögen mit Harz zu stabilisieren und in einem enkaustischen Prozess mit in Wachs gebundenen Pigmenten zu sättigen. Harz gibt dem Papier Volumen und Stabilität. Die Spuren des Arbeitsprozesses bleiben so deutlich lesbar und zeichnen sich als Brüche und Unregelmäßigkeiten an den Kanten der Skulpturen ab. Wachs hingegen nimmt das Licht auf, lässt es in die Oberfläche eindringen und Farbe zu einem geschichteten Raumfeld werden.

Die neuen Kompositionen Khedooris stehen nicht losgelöst von der Realität im Raum, sondern sind geprägt von einer Atmosphäre, die sich kaum von der politischen Gegenwart trennen lässt, in der sie entstehen. Ihre Fragilität ruft Vorstellungen auf, die über das Ausstellungssetting hinausreichen – beschädigte Fassaden, unterbrochene Infrastrukturen, Ordnungen, die ins Wanken geraten. Solche Assoziationen drängen sich nicht als Behauptungen auf, sondern ergeben sich aus der Form der Arbeiten. Im Oeuvre der Künstlerin liefert das „Iraq Book Project“ (2003–2010) einen möglichen Hinweis: Khedoori sammelte über mehrere Jahre Presseberichte aus westlichen und arabischen Quellen zum Irakkrieg, archivierte sie in Form von über 80 gebundenen Bänden und konfrontierte so die Unmöglichkeit eines kohärenten Narrativs mittels einer radikal materiellen Setzung. Auch hier: keine Auslegung, keine Symbolik, sondern lediglich eine Ordnung, die Brüche sichtbar macht. Die neue Werkgruppe ist stiller, sinnlicher — aber nicht unpolitisch. Sie fragt nicht nach konkreten Ereignissen, sondern lässt strukturelle Erschütterungen zur ästhetischen Methode werden.
Kuratiert von Søren Grammel.

02.11.2025 - 11.01.2026

Heidelberger Kunstverein | Hauptstraße 97 | 69117 Heidelberg

https://www.hdkv.de

Quelle: Presse

Kontext

Einordnung:
Rachel Khedooris Werk lässt sich in der Tradition des Post-Minimalismus verorten, der prozessuale und materielle Aspekte in den Vordergrund stellt. Ihre experimentelle Technik, Papier mit Harz und Wachs zu bearbeiten, erinnert in ihrer organischen Sinnlichkeit und Betonung von Verletzlichkeit an Positionen wie Eva Hesse. Khedoori erweitert diesen Ansatz jedoch um eine konzeptuelle Strenge, die im Archivischen wurzelt. Die fragmentierten Formen – von der gebrochenen Fassade bis zum Filmstreifen – überführen die postmoderne Skepsis gegenüber kohärenten Narrativen in eine physische Erfahrung. Indem sie strukturelle Erschütterungen der Gegenwart nicht abbildet, sondern als ästhetische Methode anwendet, schafft sie eine subtile Form der politischen Skulptur, die das Prekäre zur formalen Bedingung erhebt.
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