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NACH Christoph Schlingensief

03.10.2025 - 24.01.2026 | Kunstverein 47m Contemporary, Leipzig

Eingabedatum: 05.10.2025

NACH Christoph Schlingensief
Christoph Schlingensief, Nepal, 2007, Foto: Aino Laberenz, © Schlingensief Estate

Mit der Einzelausstellung „NACH Christoph Schlingensief“ zeigt der Kunstverein 47m Contemporary Christoph Schlingensief (1960-2010). Durch ausgewählte Filme und seine letzte Installation eröffnet und verknüpft die Ausstellung variierende Zugänge zu seiner künstlerischen Haltung. Sie zeigt, wie Schlingensief konsequent mittels unabgeschlossener Formen das Kunstwerk zur Aktivierung der Rezipient*innen einsetzte, eine Haltung, die bis heute nachwirkt. Zeitlebens überschritt er die Grenzen von Film, Theater, Bildender Kunst und Oper und verband kalkulierte Setzungen mit dem Zufall des Augenblicks, der die Reaktionen von Publikum und Öffentlichkeit direkt in den künstlerischen Prozess miteinbezog.

„NACH Christoph Schlingensief“ umfasst Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffensphasen. Die Installation „Der König wohnt in Mir" (2008) integriert sechs Filme sowie Fotografien aus Kathmandu und Bhaktapur, aufgenommen im Winter 2007/08, teilweise während hinduistischer Bestattungsrituale. Der Künstler erscheint in einem der Filme selbst als Teil des Geschehens und macht die Untrennbarkeit von Beobachtung und Beteiligung im künstlerischen Interventionsprozess sichtbar. Der in der Ausstellung als Behandlungsraum angelegte Aufbau konfrontiert die Besucher*innen mit Themen um Krankheit, Endlichkeit und Erlösung.

Die Kurzfilme „Phantasus muss anders werden“ (1983) und „What happened to Magdalena Jung?“ (1983) verdeutlichen hingegen frühe Experimente Schlingensiefs mit Bild und Sprache. Sie zeigen eine im Bruch entstehende Herausforderung von Konventionen des filmischen Erzählens. Der Spielfilm „Tunguska – Die Kisten sind da“ (1984) radikalisiert diesen Ansatz, indem er das Medium Film selbst zum Thema macht und seine Grenzen sichtbar werden lässt.

Im Zusammenspiel zeigen die Arbeiten Schlingensiefs konsequentes Vorgehen an den Schwellen verschiedener künstlerischer Medien und eröffnen einen Bogen von den frühen Experimenten bis zur späten existenziellen Selbstbefragung. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Filmvorführung, Gesprächen und partizipativen Formaten, die die Vertiefung der Auseinandersetzung mit Schlingensiefs Werk ermöglicht und die Fragestellungen seiner Arbeit umso stärker in aktuelle gesellschaftliche Realitäten trägt.

03.10.2025 - 24.01.2026

Kunstverein 47m Contemporary
Wünschmann Haus
Karl-Liebknecht-Straße 12
04107 Leipzig

https://www.47m.info

Presse

Einordnung:
Christoph Schlingensiefs Werk lässt sich in der Traditionslinie der europäischen Aktionskunst und des radikal erweiterten Kunstbegriffs verorten. In Anlehnung an Fluxus und die Soziale Plastik von Joseph Beuys demontierte er die Grenzen zwischen Film, Theater und bildender Kunst, um ein prozesshaftes, oft provokatives Gesamtkunstwerk zu schaffen. Zentral ist dabei die Aktivierung der Rezipient*innen, deren Reaktionen zum integralen Bestandteil der Arbeit werden – eine Strategie, die an Ansätze der Relationalen Ästhetik erinnert. Während frühe filmische Arbeiten das Medium selbst dekonstruieren, zeugen späte, existenziell aufgeladene Installationen von einer performativen Selbstbefragung, die Kunst und Leben untrennbar macht und Schlingensief als eine Schlüsselfigur der deutschen Postmoderne etabliert.
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Kataloge/Medien zum Thema: Christoph Schlingensief


Christoph Schlingensief:

- Art Basel 2013
- art basel miami beach 2014
- art berlin 2017
- Berlin Biennale 1998
- Biennale Venedig 2011 Pav
- Frieze LA 2019
- JULIA STOSCHEK FOUNDATION E.V. Sammlung
- Migros Museum Sammlung
- Montevideo Biennale 2013
- nbk Berlin
- Playtime, 2014
- Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Wien