Friedrich Kunath, der diesjährige Preisträger des Sprengel-Preises für Bildende Kunst der Niedersächsischen Sparkassenstiftung wird im Sprengel Museum Hannover mit einer Ausstellung gewürdigt. Die Kernidee der Präsentation des international agierenden, 1974 in Karl-Marx-Stadt geborenen und in Braunschweig ausgebildeten Künstlers ist die des „back-stage“: Hinter die Kulissen des künstlerischen Tuns blickend, werden Gemälde, Objekte, Fotografien, und ein Film gezeigt. In den Eingangsräumen zur Oberen Sammlung des Sprengel Museum Hannover wird in einem Ensemble eine suggestive Gesamtinstallation verwirklicht, die Einblicke in Kunaths Arbeitsweise gibt.
Kunaths Arbeiten prägen eine Mischung aus Romantik, Popverweisen und Literaturanspielungen, die durch seine verschiedenen kulturellen Hintergründe und nicht zuletzt auch durch seinen derzeitigen Wohnsitz Los Angeles geprägt sind. Der Künstler reflektiert in verschiedenen Medien ambivalente Themenkomplexe wie Hoffnung und Scheitern, Heimweh und Freiheitssuche, Sehnsucht und Überdruss, Enthusiasmus und Melancholie. Einer allzu pathetischen oder sentimentalen Romantisierung dieser Topoi setzt er absurde Situationen des Alltags entgegen, die uns überraschend mit existenziellen Fragen konfrontieren und deren (selbst-) ironische Brechung ermöglichen. Die Installation Your Life is not for You beschreibt den Weg von einer psychisch intensiven und dunklen Situation zu einer Befreiung in lichte Weiten.
Im installativen Kontext seiner Ausstellungen bedient sich Kunath oft zahlreicher ergänzender Requisiten wie Stoffen, Lampen und dekorativen Gegenständen der Alltagskultur, die seine Arbeiten in einem autonomen Zusammenhang inszenieren und mit ihnen ein Universum erschaffen, das einer ideellen Seelenlandschaft oder einer parallelen, nicht selten grotesken Realität gleicht.
In seiner Film-Ton-Collage Gibt es ein Leben vor dem Tod wandert ein Bohemien in dem Betonbett des Los Angeles River und zieht verschiedene Dinge hinter sich her. Der aktuelle Film You go your way and I´ll go crazy, der im Sprengel Museum Hannover erstmals in Deutschland präsentiert wird, zeigt wieder einen scheinbar vereinsamten Mann, der in der südkalifornischen Metropole wandert, immer mit einem Schnurtelefon ausgerüstet, in das er ab und zu hineinspricht. Topoi der Moderne, wie der Dandy, werden hier ebenso zitiert wie zeitgenössische Künstler, etwa Rodney Graham und Paul McCarthy. Zugleich wird das Unmittelbare und Sinnliche, das seine Arbeiten in den Vordergrund stellen, auch hier wieder zum Leben erweckt. ..
Der Sprengel-Preis für Bildende Kunst wird seit 1991 von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung vergeben. Er würdigt jüngere Preisträger mit einem biografischen Bezug zu Niedersachsen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Kalin Lindena (2010), Antje Schiffers (2007) und Björn Melhus (2001).
Öffnungszeiten
Montag geschlossen
Dienstag 10 - 20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 10 - 18 Uhr
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
T (0511) 168 – 4 38 75
sprengel-museum.de
pm
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