Dagmar Varady und Alba D'Urbano haben den ursprünglich für 2012/13 geplanten Umbau der Stadtbibliothek – sie befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kunstverein – zum Anlass für eine künstlerische Intervention genommen. Auf die erneute Verschiebung des Umbautermins reagierten die beiden Künstlerinnen, nach ausgiebigen Forschungsprozessen vor Ort, mit einem veränderten Ausstellungskonzept, das die Hinterfragung der Bibliothek selbst als Wissensspeicher und den Umgang mit Wissen heute zum zentralen Thema macht. Der Fokus wird nun auf das Verhältnis von visuellem „wissen“ im Kunstverein und textuellem „wissen“ der Bibliothek gelegt.
Das Ausstellungskonzept macht den Bezug zur Stadtbibliothek in zweifacher Hinsicht erfahrbar: einerseits liegt der ursprüngliche Regal-Grundriss aus dem Jahr 1963 als Raster dem Installationsentwurf zugrunde, andererseits werden ausrangierte Regale, Objekte und Bücher aus der Stadtbibliothek zum Installationsmaterial. In ihrer wissensvermittelnden Funktion hat eine Stadtbibliothek, im Unterschied zu einer wissenschaftlichen Bibliothek, eine große Bücherfluktuation. Bücher, die nicht mehr ausgeliehen werden, werden auf Flohmärkten weiterverkauft oder später auch entsorgt. Die Stadtbibliothek hat über ein Jahr diese Bücher gesammelt. Sie wurden von den Künstlerinnen gesichtet, nach thematischen Feldern geordnet und sind Teil der Installation: Reisebücher, allgemeine Ratgeber zur Gesundheit, Fitness und Schönheit, Kochen, Geografie, Politik, Gewalt in der Schule, Konflikte etc. Gleichzeitig wird das von ihnen sortierte Buchmaterial zum kritischen Gegenüber ihrer eigenen künstlerischen Arbeiten.
Bezugnehmend auf die vorgefundenen Reisebücher beginnt die Ausstellung mit zwei Reisen der Künstlerinnen in entgegen gesetzte Richtungen: Alba D’Urbano, aus Tivoli stammend, immigrierte 1984 nach Deutschland und zeigt Stationen, Dokumente etc. ihrer Reise während Dagmar Varady sich auf eine imaginäre Italien Reise begibt. Der Parcours führt dann zu weiteren Themen wie z. B. Gesundheit, Essen, Gewalt, Schönheit. Mit Videos, Fotografien, Grafiken und Zeichnungen reagieren die beiden Künstlerinnen auf das vorgefundene Material. Ein Prozess der Umdeutung, der Neubewertung und Hinterfragung findet statt.
Kataloge/Medien zum Thema:
Dagmar Varady
Galerie im Körnerpark
Studio Hanniball
feinart berlin
Kommunale Galerie Berlin
Verein Berliner Künstler