Franziska Strauss arbeitet seit einigen Jahren mit modernen Tanzkompanien zusammen. Einerseits dokumentiert sie deren Arbeit und Leben. Andererseits hält sie in ihren Bildern Bewegungen und Gesten der Protagonisten fest, die in höchst überraschenden Figuren und Gebärden vertrauten Gefühlen Ausdruck verleihen. Franziska Strauss rückt dicht heran, wählt drastische Figurenanschnitte und experimentiert vielfach im Belichtungsprozess. Sie zeigt dabei ihre außergewöhnliche Begabung, den Körper zum Sprechen zu bringen.
In ihrer ersten Museumsausstellung stellen wir zwei Werkkomplexe der jungen Berliner Fotografin ausführlich vor.
Franziska Strauss sucht ihre Bilder vornehmlich auf zwei Wegen. Zunächst den direkt zugreifenden, mit dokumentarischem Sinn. Hieraus entstehen verschiedene Werkgruppen: Sammlungen dokumentarischer Art und extrem in die Nahsicht genommene Porträts performativer tänzerischer Szenen. Diese Arbeiten sind vorwiegend monochrom gehalten. Die zweite Gruppe ihrer Bildwerke ist dem entgegen von räumlicher Weite und fernerer Sicht getragen.
Franziska Strauss ist keine Tanzfotografin im herkömmlichen Gebrauch des Wortes. Die Wahl ihres Arbeitsfeldes liegt angesichts der eigenen Biografie nahe, jedoch deckt sie sich auch mit einem zentralen Interesse der Künstlerin - der Spiegelung der unmittelbaren Ausdrucksfähigkeit des Menschen über den eigenen Körper im fotografischen Bild. Ihre Fotos zeigen vielfach, wie stark sich diese Fähigkeit entwickeln lässt. Ähnlich im Zugriff wie Robert Mapplethorpe, bleibt den Figuren Franziska Strauss´ doch dessen coole Distanz erspart. Die Bekleidung stört den Fluss der schönen Körperlinien, erinnert an das Tatsächliche jenseits des schönen Bildes, die Arbeit jenseits des Fotos und die Realität eines knochenharten, den Körper verschleißenden Berufes.
Das fotografische Gegenprogramm verfolgt die Künstlerin genauso beharrlich. Thema ist die Unschärfe, die in bildnerischer Übersteigerung die Zeiterfahrung und Bewegung mit hinein holt. Porträts werden so aus dem spezifischen Ausdrucksgehalt ihrer Bewegungen beschrieben, ähnlich Erinnerungen, die nicht nur aus Schnappschüssen sondern zu ganz wesentlichen Teilen aus Situationen und Abläufen bestehen - eine Idee, die der Maler Francis Bacon zuletzt am eindrücklichsten und in ähnlicher formaler Lösung nutzte. Die Bewegung schafft neue Bildformen. Sie verwandelt die anthropomorphen Motive in geometrische Strukturen. Reduzierungen der Bewegungsgeschwindigkeit konkretisieren Objektteile, machen Hände, Körperumrisse, Gliedmaßen identifizierbar und damit die neuen abstrakten Bildformen zu metaphorischen Gestalten der Befindlichkeit der Akteure und Darsteller.
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Neue Sächsische Galerie
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