Was ist ein Mensch? Was zeichnet ihn biologisch und sozio-kulturell aus? Was macht ihn unterscheidbar von anderen Wesen? Wie souverän ist er und welche Kräfte bestimmen sein Handeln, Denken und Selbstverständnis? Die Geschichte hat gezeigt wie wandel- und veränderbar die menschliche Spezies und unsere Vorstellungen vom Mensch-Sein sind. Was wir als menschlich betrachten, ist eine normative Konvention, die alles andere als statisch ist. Die Ein- und Ausschlüsse die dadurch produziert werden, sind
ebenso wandelbar, wie die Grundannahmen auf denen die Normen beruhen.
Unter dem Titel Real Humans vereint die Ausstellung Werke der drei jungen US-amerikanischen Künstler Ian Cheng, Wu Tsang und Jordan Wolfson, die in ihren multimedialen Arbeiten auf unterschiedliche Weise Bedingungen des Mensch-Seins reflektieren. Indem die Künstler je einen eigenen Raum für die Präsentation ihrer Werke erhalten, lässt das Ausstellungsformat einen Erfahrungsraum von singulären Begegnungen sowie Verknüpfungen zwischen den Arbeiten zu. Mit Real Humans zeigt die Kunsthalle Düsseldorf die erste institutionelle Schau von Wu Tsang und Ian Cheng in Deutschland. Beide Künstler entwickeln hierfür neue Werke.
Im Mittelpunkt von Ian Chengs (*1984, USA) Schaffen steht die Entwicklung von Echtzeitsimulationen – ein digitales Verfahren zur Herstellung von potentiell endlosen und unvorhersehbaren Animationen. Ihr Verlauf wird in realer Zeit berechnet, sodass Bild und Klang live verformt und transformiert werden. Cheng begreift den Menschen und seine mediale Umwelt als das Ergebnis einer millionenjährigen, evolutionären Mutation. Die animierten Echtzeitsimulationen stellen dabei eine Möglichkeit dar, das Verhältnis von Mensch und Umwelt innerhalb technologischer Bedingungen neu zu denken und (un)vorstellbare Evolutionen spielerisch erfahrbar zu machen.
Wu Tsangs (*1982, USA) Interesse gilt unterschiedlichen Formen von Identitätskonstruktionen und damit verbundenen Fragen von Zugehörigkeit und Diskriminierung. Oft ist sein persönliches Engagement in der Transgender-Szene und im Einwanderer-Milieu Ausgangspunkt für seine künstlerische Arbeit, in der er alltägliche Erlebnisse von Menschen re-inszeniert, die beispielsweise aufgrund von Sexualität, sozialer Klasse oder ethnischer Herkunft diskriminiert werden. Prozesse der Ausgrenzung werden offenlegt, aber auch Möglichkeiten der Transformation und Anerkennung beschrieben. Die Verantwortung die Tsang als Autor seinen Protagonisten gegenüber trägt werden genauso verhandelt, wie die Unmöglichkeit die Akteure in ihrer Komplexität zu repräsentieren.
Jordan Wolfsons (*1980, USA) spielt in den für die Ausstellung ausgewählten Werken mit den Mythen und Bedeutungen der kapitalistischen Bildwelt, die das Begehren und die Imagination beeinflussen. Im Strom der Virulenz von Bildern, Waren und Styles entfaltet sich ein zweigleisiger Prozess des Individuums zwischen Selbstbestimmung und Selbstzerstörung. Erst das Konsumieren, Aneignen und Veräußern von Bildern, Waren, Gesten und Symbolen bietet dem Selbst einen Spiegel, in dem es sich wiedererkennt. In der Welt voller Wahlmöglichkeiten artikuliert sich ein zerrissenes Individuum zwischen einer Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Intimität und einem Bedürfnis nach Abgrenzung und Einzigartigkeit.
Kunsthalle Düsseldorf
Grabbeplatz 4
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