In den vergangenen fünf Wochen sind in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden im wahrsten Sinne des Wortes Berge gebaut und versetzt worden. Tatsächlich hat der chinesische Künstler Liang Shuo altes Holz aus Abrisshäusern und die aussortierte Holzverkleidung einer Turnhallendecke verwendet, um eine Berg- Konstruktion in der Staatliche Kunsthalle Baden-Baden zu installieren. Das gesamte Material stammt aus Baden-Baden und Umgebung. Der Künstler hat es geschichtet, er hat gebohrt und geschraubt – nun steht DISTANT tantamount MOUNTAIN, eine
Plastik, die sich durch alle Ausstellungsräume zieht.
So werden auch die Besucherinnen und Besucher, die die Kunsthalle kennen, gefordert: sie müssen sich im Raum neu verorten, wenn sie über Holzplanken steigen, wenn sie ihren Weg durch das lichte Labyrinth im Bergmassiv finden wollen.
Die Einladung Liang Shuos ist das Ergebnis einer längeren Forschungsreise von Johan Holten, dem Direktor der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, die ihn im Frühjahr 2016 nach China führte. Im Mittelpunkt standen zahlreiche Atelier- und Ausstellungsbesuche, über 50 Künstler und deren Werk konnte Holten intensiv studieren. Dass eine Einzelausstellung mit Liang Shuo, den Holten bei dieser Reise kennenlernte, ein Experiment bedeuten würde, machte einen besonderen Reiz aus: Wenig ließ sich im Vorfeld planen. DISTANT tantamount MOUNTAIN wurde zu einem
work in progress.
Liang Shuo hat in seiner langjährigen Ausstellungspraxis ein System entwickelt, das auf einem nicht abgeschlossenen Regelwerk beruht. Wie in der alten chinesischen Tuschmalerei, in der beispielsweise Berge und Bäume nach festen Regeln entstehen, also der Reihenfolge und Art und Weise der Pinselführung, werden auch Liangs Plastiken entwickelt. Dabei folgt er keiner im Vorfeld festgelegten Form. Liang beschäftigt sich nicht immer mit Bergen oder altem Holz: Andere Werkserien bestehen aus zusammengetragenen, meist billigen, industriell hergestellten
Plastikmaterialien, wie Folien, Duschköpfen, Klebeband. Teilweise sind es auch alte Möbel, die er in seinen Findungsprozessen zu neuen Plastiken zusammenfügt. Liang folgt stets seinen eigenen, präzisen Verfahrensregeln. Dabei steht das Prinzip der Formfindung im Vordergrund, nicht die Oberfläche der schlussendlich gefundenen Gestalt. In Baden-Baden jedoch könnte die aus diesen Prinzipien entstandene Bergformation für eine mögliche Hügellandschaft stehen, die sich heute noch anstelle der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden befinden könnte.
Liang Shuo (*1976 im nordchinesischen Tianjin) lebt und arbeitet in Peking. Sein Studium der klassischen Bildhauerei an der Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Peking beendete er im Jahr 2000. Neben einer Vielzahl von Einzelausstellungen in China waren seine Werke bereits international in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen.
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden: Di-So 10-18 Uhr
an allen Feiertagen geöffnet, außer 24. und 31. Dezember
Preise: 7 €, ermäßigt 5 €, Freitag freier Eintritt
Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden ist eine Einrichtung des Landes
Baden-Württemberg.
kunsthalle-baden-baden.de
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Liang Shuo
nüüd.berlin gallery
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Studio Hanniball
GEDOK-Berlin e.V.