Das Kunsthaus zeigt die erste umfassende Werkübersicht von Thomas Wrede, die mit Fotografien von den frühen 1990er Jahren bis zu den aktuellen Werkgruppen erstmals die Zusammenhänge und künstlerischen Entwicklungen seiner Arbeiten dokumentiert. Der Ausgangspunkt des Künstlers ist die Sehnsucht nach der Natur und die Frage nach ihrer medialen Vermittlung und ihrem Abbild. Auf der dänischen Insel Samsö entstehen Anfang der 1990er Jahre Fotografien einer sterbenden Landschaft, deren Oberfläche von landwirtschaftlich genutzten Kunststoffbahnen entstellt wurde. Wrede zeigt hier das Hässliche und das Pittoreske dieser von Plastik durchwirkten Landschaft gleichermaßen. 1994 hält er in großformatigen Schwarz-Weiß-Arbeiten die Abdrücke des Aufpralls von Vögeln auf Fensterscheiben fest, die wie Geister zwischen dem Hier und dem Jenseits, zwischen dem Moment und der Unendlichkeit zu schweben scheinen.
Schließlich beginnt Wrede zunehmend die Grenze zwischen Abbild und Wirklichkeit zu suchen. Die Welt wird in seinem Werk mehr und mehr als eine Art Modellbausatz wiedergegeben, als eine große Inszenierung im kleinen Maßstab, zwischen Idyll und Katastrophe. In seinen "Real Landscapes" werden etwa Spielzeugautos und kleine Modellhäuser auf den Stränden der Nordseeinseln und Sandgruben so platziert, dass aus einer Pfütze ein See und aus einem Erdhaufen ein Gebirge entsteht. Die fotografische Täuschung seiner Scheinwelten wird nicht durch digitale Bearbeitung, sondern durch das Fehlen von Größenverhältnissen in der realen Landschaft hervorgerufen. Doch das Abbild vom Abbild führt nicht zur Realität, sondern zu einer Reflexion über die Abbildung als Fiktion der Wirklichkeit.
In weiteren fotografischen Serien zeigt Thomas Wrede den Versuch in Freizeitparks "realistische" Landschaften zu bauen und bürgerlichen Räume durch landschaftliche Naturtapeten Weite zu geben. Die "Seascapes" schließlich, Fotografien von sommerlichen Strandszenen, wirken dagegen irritierend inszeniert und beinahe irrealer als die "Real Landscapes".
Thomas Wrede (geb. 1963) studierte an der Kunstakademie Münster (Meisterschüler 1991) und bei Dieter Appelt in Berlin. Seit 2015 lehrt er als Professor für Fotografie und Medien an der Hochschule der bildenden Künste Essen. Seit 1996 nahm Wrede an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum Sinclair-Haus Bad Homburg.
Kunsthaus Nürnberg
Lorenzer Strasse 32 · 90402 Nürnberg
kunstkulturquartier.de
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Thomas Wrede
Schloss Biesdorf
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Galerie Parterre
Verein Berliner Künstler
Galerie im Saalbau