Horst Antes ist das geschlossene Auge des großen Manitu,
das nach innen alles sieht.
Friedhelm Häring
Der diesjährige COLOGNE FINE ART-Preis ehrt den Maler, Bildhauer und Zeichner Horst Antes für sein Lebenswerk. Mit seinem umfassenden Oeuvre kommt ihm in der Kunst seit den 60er Jahren bis heute eine herausragende Bedeutung zu.
Horst Antes, 1936 in Heppenheim am Rande des Odenwalds geboren, kam bereits in jungen Jahren in den Genuss von Preisen und Stipendien – darunter die begehrten Studienaufenthalte in Florenz und Rom. Gerade dreißig geworden, erhielt er eine Berufung als Professor an die Kunstakademie in Karlsruhe, wo er Ende der 50er Jahre bei dem großen HAP Grieshaber studierte. Dort arbeitete er Jahrzehnte – ebenso in Berlin und in Italien, wo er heute lebt.
Horst Antes ist ein Solitär, der seinen eigenen künstlerischen Weg konsequent gegangen ist und sich von Trends im Kunstbetrieb nicht beirren ließ. Berühmt wurde er mit seinen „Kopffiguren“. Mit ihnen durchbrach er das Primat des Informel und der Abstraktion, das sich in den fünfziger Jahren durchgesetzt hatte und mit einer Abwendung von der Figuration verbunden war. Sein Frühwerk offenbart eine geradezu entfesselte Sinnlichkeit. Hier dominieren farbintensive, wilde, mitunter aggressive malerische Gesten, die in energiegeladenen, den Bildraum sprengenden Formen gebunden sind.
Mit den Kopffiguren hatte Antes eine Bildidee gefunden, die unendliche Möglichkeiten an Variationen bot. Sie begegnen uns nicht nur in seinen Gemälden und Druckgraphiken, sondern auch als Skulpturen. Obgleich die Figuren mit wuchtigem Kopf und überlangen Beinen befremdlich und teils bedrohlich erscheinen, wurden sie unglaublich populär. Hinter dem Motiv steht Antes intensive Beschäftigung mit völkerkundlichen Objekten.
Denn der dreifache documenta-Teilnehmer Horst Antes ist ein passionierter Sammler und profunder Kenner von Ethnographica. Seine umfangreichen Sammlungen von Kachina-figuren der Hopi-Indianer Neu-Mexikos, von indianischem Federschmuck und von Hilfsgeistern der Ewe und Dangwe aus Ghana wurden in jeweils umfangreichen, von ihm erarbeiteten Katalogen erfasst, die heute als Standardwerke gelten.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde Horst Antes auch durch seine Metallplastiken im städtischen Raum bekannt. Etwa durch das mehrteilige Ensemble „Der Ring – Der Fresser- Die Insel“, das seit 1987 direkt am Düsseldorfer Hauptbahnhof platziert ist, oder durch den „Platz der Köpfe“ (1980 bis 1983) vor dem ZDF in Mainz. Seine Werke befinden sich weltweit in zahllosen Museen und privaten Kunstsammlungen.
Etwa Mitte der 80er Jahre vollzog Horst Antes eine Art iconic turn und thematisiert seither zwei Grundelemente der menschlichen Kultur: die Zahl und das Haus. Bei den sog. Datums- oder Zeitbildern sind die Ziffern übereinander gemalt und ergeben eine dichte malerische Oberfläche. In den fensterlosen Häuserbildern weicht eine ehemals breite Farbpalette mitunter dunkleren Tönen. Graphit, schwarz und schwere braunrote Töne bestimmen immer mehr die Bildflächen, aus denen jedoch das intensive Blau der Dächer hervorstrahlt.
Auf der COLOGNE FINE ART wird eine Sonderschau mit fünf großen Werken präsentiert, die Horst Antes persönlich auswählte: Ein Fensterbild als Leihgabe der Sammlung Würth sowie einige Häuser-Bilder, die zwischen 1997 und 2006 entstanden sind und aus unterschiedlichen Sammlungen stammen. Auch das Doppelbildnis „Haus“ und „Garten“, in denen der Künstler alle Möglichkeiten der Abstraktion ausreizt, wird zu sehen sein. Diese Arbeit des nunmehr 82-jährigen Künstlers ist in diesem Jahr, 2018, entstanden.
Der COLOGNE FINE ART-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gemeinsam von der Koelnmesse und dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) anlässlich der COLOGNE FINE ART vergeben.
Die bisherigen Preisträger: Felix Droese (1996), Ottmar Hörl (1997), Dieter Roth (1998), Thomas Huber (1999), Thomas Bayrle (2000), Astrid Klein (2001), Sigmar Polke (2002), Jörg Sasse (2003), Berliner Kupferstichkabinett (2004), Thomas Schütte (2005), Dieter Krieg (2006), Gert und Uwe Tobias (2007), Katharina Sieverding (2008), Georg Baselitz (2009), Andreas Schulze (2010), Günther Uecker (2011), Tony Cragg (2012), Jürgen Klauke (2013), Leiko Ikemura (2014), Candida Höfer (2015), Karin Kneffel (2016), ‚Georg Hornemann (2017).
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