In 2017 zeichnet die Gesellschaft für Moderne Kunst Trisha Donnelly mit dem Wolfgang-Hahn-Preis aus.
Zu diesem Anlass entsteht im Untergeschoss des Museum Ludwig ein Raum, den Trisha Donnelly gestaltet. Die Künstlerin schafft dabei eine Installation mit neuen Werken, deren Präsentation spezifisch für diesen Raum konzipiert ist. Die Medien, mit denen die Künstlerin arbeitet – Videos, Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen, Projektionen und Installationen – variieren je nach Ort. Dadurch entfalten sie in dem jeweiligen Raum eine Präsenz, Präzision und Beiläufigkeit, als ob sie schon immer dagewesen seien. Sie versuche, die Dinge zu kondensieren, so Donnelly in einem ihrer raren Interviews (2005, mit Catrin Lorch).
So stark und verdichtet ihre Werke sind, so dezidiert entzieht Donnelly ihre Arbeiten der Routine der Interpretation, Zuschreibung, Auslegung. In der Regel gibt es kaum Pressemitteilungen, Texte oder Publikationen; die Betrachterin, der Betrachter sucht vergeblich nach Werktiteln. Bei Trisha Donnelly existieren die Werke in ihrer ganzen Eigen- und Beschaffenheit an einem spezifischen Ort und sind auch nur dort erfahrbar. Diese Haltung ist im heutigen Zeitalter besonders bemerkenswert und der Gegenentwurf zu der inzwischen üblichen globalen Hyperpräsenz aufgrund von Digitalisierung und Social Media. Die Betrachterinnen und Betrachter sind gefordert, sich auf ihre eigene Wahrnehmung zu verlassen: Ihre Imagination, Erinnerung und Interpretationsfähigkeit zu aktivieren, ihre Beobachtung und Sinne zu schärfen und einzutauchen in das, was Donnelly punktgenau für diesen Ort, diesen Raum geschaffen hat.
Jury:
Die Jury für den Wolfgang-Hahn-Preis 2017 bestand aus der diesjährigen Gastjurorin Suzanne Cotter, Direktorin des Museum Serralves für zeitgenössische Kunst in Porto; Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig; Mayen Beckmann, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig; Gabriele Bierbaum, Sabine DuMont Schütte, Jörg Engels und Robert Müller-Grünow als Vorstandsmitglieder der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig.
Sponsoren:
BAUWENS und Ebner Stolz als zwei in Köln ansässige Unternehmen setzen im Jahr 2017 zudem ihre langfristige Unterstützung der Preisverleihung, der Präsentation im Museum Ludwig sowie der Publikation des Wolfgang-Hahn-Preises fort. 2016 konnten beide Unternehmen dafür gewonnen werden, den Wolfgang-Hahn-Preis für mindestens drei Jahre großzügig zu fördern.
Über Trisha Donnelly
Trisha Donnelly wurde 1974 in San Francisco, Kalifornien, geboren. Sie schloss 1995 den Bachelor of Fine Arts an der University of California, 2000 den Master of Fine Arts an der Yale University School of Art ab. Seit 1999 nimmt sie an Ausstellungen teil, institutionelle Einzelausstellungen hatte sie in den vergangenen Jahren in der Villa Serralves in Porto (2016), in der Serpentine Gallery in London (2014), im San Francisco Museum of Modern Art (2013), im Portikus, Frankfurt (2010), im Museo d’Arte Moderna di Bologna (2009), in der Renaissance Society der University of Chicago und im Institute of Contemporary Art in Philadelphia (beide 2008) sowie im Modern Art Oxford (2007) und der Kunsthalle Zürich (2005). In den letzten zehn Jahren war sie in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten, u.a bei der 54. als auch 55. Biennale von Venedig (2011 und 2013), bei der dOCUMENTA (13) (2012), in The Quick and the Dead im Walker Art Center (2009) und bei Il Tempo del Postino (2007 in Manchester, 2009 in Basel). In Deutschland hatte Donnelly ihre erste institutionelle Einzelausstellung im Jahr 2005 im Kölnischen Kunstverein im Rahmen des an sie in 2004 verliehenen Central-Kunstpreises. 2015 zeigte die Julia Stoschek Collection Trisha Donnellys Arbeiten als Ausstellung Number Ten. Frühe Ausstellungen fanden u.a. bei ihrer Galerie Air de Paris in Paris, bei der Galerie Eva Presenhuber, Zürich, sowie bei Casey Kaplan in New York statt. Dort erregte sie im Jahr 2002 Aufsehen mit ihrer Perfomance, als sie als Kurier Napoleons verkleidet auf einem Pferd bis vor Casey Kaplans Galerie ritt und eine mysteriöse Botschaft verlas. Eine Aktion, die sich in 2005 insofern im Kölnischen Kunstverein wiederholte, als dass ein schwarzes Pferd durch den Ausstellungssaal geführt worden sein soll – ein Ereignis, dessen Faktizität die Künstlerin gerne offen lässt.
Neben dem bereits erwähnten Central-Kunstpreis erhielt Donnelly 2010 den Rob Pruitt’s Art Award sowie den Prix de la Fondation Luma in Arles, im Jahr 2011 den 10. Preis der Sharjah Biennale sowie 2012 den Internationalen Faber-Castell Preis für Zeichnung. 2011 war sie unter den Finalisten für den Hugo Boss Prize 2012, vergeben von der Solomon R. Guggenheim Foundation.
Über den Wolfgang-Hahn-Preis
Der Ankaufs-Preis erinnert an Wolfgang Hahn (1924 – 1987), Chefrestaurator des Wallraf-Richartz-Museum / Museum Ludwig und weitsichtiger Kölner Sammler. Heute beträgt der Etat des Preises maximal 100.000 Euro und soll vorrangig Künstlerinnen und Künstler ehren, die sich in der Kunstwelt durch ein international anerkanntes Oeuvre einen Namen gemacht haben, aber noch nicht die ihnen zukommende Aufmerksamkeit, vor allem in Deutschland, gefunden haben. Mit dem Preis verbunden ist eine vom Museum Ludwig organisierte Ausstellung mit Arbeiten der Preisträgerin oder des Preisträgers, insbesondere des zu erwerbenden Werks / der zu erwerbenden Werkgruppe, sowie die Herausgabe einer begleitenden Publikation.
Museum Ludwig
50667 Köln
museum-ludwig.de
Presse
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GalerieETAGE im Museum Reinickendorf
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