Das Symposium POPULÄR SEIN am 29.11. an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Academy of Fine Arts Leipzig (HGB) widmet sich in Vorträgen und Diskussionsrunden, von und mit den gennanten Gästen den zu beobachtenden Verschränkungen von kulturellen, ökonomischen und sozialen Dimensionen gegenwärtiger Identitätsangebote und Identitätsanforderungen. Vor dem Hintergrund aktueller populistischer Strömungen lassen sich Konzeptionen von Volk, Elite, Klasse und Kultur erkennen, die in unterschiedlicher Weise Einzug in Identitätspolitiken halten. Künstlerische Praxen und politische Rhetoriken definieren Felder, anhand derer sich Repräsentationsverhältnisse diskutieren lassen, die symptomatisch sind für aktuelle Formen des POPULÄR WERDENS. Wer spricht über wen und mit wem?
Muss der POPULISMUS, verstanden als „politische Mobilisierungslogik“ (Marchart), grundsätzlich abgelehnt werden oder nur in den Fällen, in denen er „antipluralistisch“ (Müller) agiert und sich als Sprachrohr des Volks (mitsamt der Exklusion von Andersartigen) ausgibt? Oder gibt es einen POPULÄREN Kern nicht nur in diversen Kunstaktionen sondern auch in einem radikalen Demokratieverständnis? Und wie verhalten sich die global-ökonomischen Hegemonien und die lokal-traditionalistischen Programme zueinander, die heute das POPULÄRE vermarkten und repräsentieren?
POPULÄR SEIN
Symposium am 29. November 2018, 11:00-19:00 Uhr
Galerie der HGB
Gäste: Diedrich Diederichsen, Christian Falsnaes, Katrin Gottschalk, Kerstin Stakemeier, Jürgen Link, Christina Werner
PROGRAMM
11:00 – 13:00 Uhr
Einleitung von Marc Rölli
Professor für Philosophie, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Input „Wie normal ist populär?“ von Jürgen Link
Professor em. für Literaturwissenschaft
Jürgen Link geht von der These aus, dass die Postmoderne und Posthistorie auf einem Eliten-Axiom der Antagonismuslosigkeit westlicher Gesellschaften seit dem Kollaps des Ostblocks beruhen. Der flexible Normalismus und die Wir-Identität einer "Normalmasse" garantiert dieses Axiom. Populismen entstehen dort, wo Antagonismen artikuliert werden, die vom normaldemokratischen, medienpolitischen Diskurs ausgeschlossen werden. An diesem Punkt können populäre Kernereignisse ausgemacht werden, die nicht zuletzt kulturrevolutionären Event- und Kunstcharakter haben.
Input „Von der Ästhetik des Politischen“ von Christina Werner
Bildende Künstlerin
In ihren jüngsten Installationen beschäftigt sich die Künstlerin Christina Werner mit rechten, europäischen Netzwerken und deren popkultureller Medienrepräsentanz und -präsenz. Dabei interessiert sie sich dafür, welcher ästhetischer Mittel sich die populistische Eventisierungsindustrie bedient, wie sich deren Protagonist*innen in Szene setzen und wie über Inszenierung und Performance emotionale Szenarien aufgezogen werden.
anschließend offene Diskussion
Mittagspause
14:00 – 15:30 Uhr
Input „Kunst und Macht“ von Christian Falsnaes
Bildender Künstler
Das Populäre macht sich existierende Machtstrukturen zu Nutzen; gleichzeitig gibt es vor dies nicht zu tun. Anstatt Hierarchien zu bestärken um an Popularität zu gewinnen, kann die bildende Kunst einen anderen Ansatz wählen, indem sie die vorherrschenden Ungleichgewichte aufzeigt, sichtbar macht und zur Diskussion stellt. Auf der Basis einer Auswahl seiner künstlerischen Arbeiten wird Christian Falsnaes diskutieren wie Kunst mit Machtverhältnissen umgehen kann indem sie einen Raum für Selbstreflexion bereitstellt.
Input „Vulva Couture vs. Hundekrawatte“ von Katrin Gottschalk
Stellvertretenden Chefredakteurin der taz
RechtspopulistInnen treten als BewahrerInnen von Tradition und Bodenständigkeit auf – mit Erfolg. Stilprägend dafür ist die waldgrüne Hundekrawatte des AfD-Politikers Alexander Gauland. Im schillernden Vulvakostüm spielt dagegen die Künstlerin Björk vor Tausenden mit Geschlechtervorstellungen. Auch Feminismus ist derzeit so populär wie nie. Seit der Wahl Donald Trumps und den darauf folgenden Womens‘ Marches gilt die feministische Bewegung gar als das Gegengewicht zur rechtspopulistischen. Kann sich innerhalb dieser Fronten Gesellschaft progressiv entwickeln? Welche Strategien sind möglich?
anschließend offene Diskussion
Kaffeepause
16:00 - 17:30 Uhr
Input „Das Volk der Highschool und ihr Zwei-Parteien-System: Psychopathologien und Algorithmen der Beliebtheit“ von Diedrich Diederichsen
Kulturwissenschaftler und Kurator
Die amerikanische Highschool, den meisten Menschen auf der Welt nur als Rahmen von bestimmten Erzählgenres aus Film, Literatur und Fernsehserie bekannt, steht für ein bestimmtes Modell der Akkumulation von sozialem Kapital. Zuletzt in „Stranger Things“ und „Thirteen Reasons Why“ noch einmal zusammengefasst und für neue Generationen bearbeitet, enthält dieser Kosmos eine Reihe von Konstanten, deren rätselhafteste und wichtigste die Beliebtheit ist.
Input „(Being)Transgress(ed)“ von Kerstin Stakemeier
Professorin für Kunsttheorie- und vermittlung, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
Die Frage der Transgression scheint in der Gegenwart allgegenwärtig, politisch ebenso wie künstlerisch. Doch wer ist Autor_in der Transgression und durch was, und eben auch durch wen verlaufen die Grenzwerte dieser Transgressionen?
Kaffeepause
18:00 - 19:00 Uhr
Schlussrunde und offene Diskussion mit allen Gästen
Weitere Informationen und Bildmaterial unter www.hgb-leipzig.de/presse
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Meike Giebeler
Hochschule für Grafik und Buchkunst
Academy of Fine Arts Leipzig
www.hgb-leipzig.de
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Christina Werner
Akademie der Künste / Hanseatenweg
Galerie Beyond.Reality.
Meinblau Projektraum
Galerie im Saalbau
Kunsthochschule Berlin-Weißensee