Die Ausstellung TERRA INFIRMA vereint die Arbeiten dreier Künstlerinnen, die wie Seismographen auf sich stetig wandelnde Prozesse und Strukturen reagieren. Dabei sind es heute gerade die klimatischen Veränderungen in globalem Ausmaß, die nicht nur in Natur und Landschaft, sondern auch auf gesellschaftlichem Terrain zunehmend sichtbar werden. Die Menschheit, will sie dauerhaft überleben, ist vor neue und beispiellose Herausforderungen gestellt.
Die Berliner Künstlerin Nathalie Grenzhaeuser betrachtet in ihren Werken die Beziehung zwischen Architektur und Topografie, häufig vor dem Hintergrund der Siedlungsgeschichten in entlegenen Teilen der Welt. Mit dem Blick der Fotografin sucht sie nach den sichtbaren Spuren der Veränderungen in ökologisch fragilen Landschaftsräumen – so auch im arktischen Inselarchipel Spitzbergen, um dessen reiche Ressourcen viele Nationen seit seiner Entdeckung rangeln. Grenzhaeuser zeigt in ihren Aufnahmen die wilde Schönheit der kargen Landschaft, die sie in einen Dialog mit Aspekten menschlicher Nutzung und neuester umweltwissenschaftlicher Forschung bringt. Gleichzeitig gelingt es
der Fotografin mittels ihrer spezifischen Bildsprache Assoziationen an die Malerei der Romantik und an das Genre des Science Fiction in Literatur und Film hervorzurufen.
International bekannt wurde Magdalena Jetelová als Bildhauerin, Installationskünstlerin und Fotografin. In den Werkzyklen Atlantic Wall und Iceland Project beschäftigt sich die Künstlerin mit dem Thema der Grenze im geografischen,
philosophischen und kulturellen Kontext. Während das Iceland Project einem geologischen Phänomen, dem transatlantischen Rücken in Island, gewidmet ist, nimmt Atlantic Wall die zwischen 1942 und 1944 an der Atlantikküste errichtete
Verteidigungslinie zum Thema. Viele der Bunker gegen die erwartete Invasion der Alliierten wurden nach Kriegsende nicht gesprengt, sondern den Zerfallsprozessen der Natur überlassen. – Die Natur, mit den Spuren der ihr eingeschriebenen Veränderungsprozesse, wird zur Folie, zum lebendigen, dreidimensionalen Blatt, auf das die Künstlerin Lichtzeichnungen legt, als wäre der Laserstrahl ihr Bleistift.
Die poetischen Werke der irischen Filmemacherin Clare Langan erzählen von einer Welt im Fluss, sie offenbaren die Schönheit und die Tragik von Veränderungsprozessen wie sie sich in Landschaften, in Metropolen oder auch in menschlichen Beziehungen ereignen. Die Monumentalität einer Landschaft steht in Langans Filmen häufig im Widerspruch zur Konvention ihrer romantisierenden Verklärung. Drei Filme Langans werden im Ausstellungskontext gezeigt. In ihrem neuesten Film The Heart of a Tree beschwört die Künstlerin die unheimliche Schönheit der Welt und verknüpft Bilder dystopisch anmutender Landschaften mit fantastischen, traumartigen Sequenzen. Zentrales Thema der Künstlerin
ist unsere Zivilisation und ihre ungewisse Zukunft, vielleicht sogar ihr Ende. – Und doch suggeriert Langans Bildsprache, was einst die Griechen ‚Aletheia‘ nannten: ein Ort, an dem sich die Wahrheit offenbart, eine Landschaft, die eine Geschichte erzählt, welche eine neue Welt heraufzubeschwören vermag.
Kunsthaus Kaufbeuren
87600 Kaufbeuren
www.kunsthaus-kaufbeuren.de
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Nathalie Grenzhaeuser
a.i.p. project - artists in progress
Verein Berliner Künstler
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Kommunale Galerie Berlin
Galerie im Körnerpark