Kunst ist immer auch ein Spiegel der Zeit, eine Reflexion des Gegenwärtigen, eine Antwort auf gesellschaftliche Fragen. Das veranschaulicht die Ausstellung „Der Wandel wird kommen“, die vom 7.11.2024 bis zum 16.3.2025 im Lipsiusbau gezeigt wird. Sie stellt Künstlerinnen und Künstler vor, die in Polen leben und arbeiten und thematisiert deren Bedürfnis nach sozialen, politischen und künstlerischen Veränderungen. „Engagement“ ist ein prägendes Phänomen in der polnischen Kunst der letzten Jahrzehnte. Angesichts der dynamischen globalen Umwälzungen beschränkt sich die Ausstellung aber nicht auf Polen, sondern stellt zentrale Fragen zum Verhältnis von Kunst und Gesellschaft. Dabei rückt sie die Rolle des Künstlers als Zeuge zeitgenössischer Herausforderungen und als aktiver Gestalter des Wandels in den Vordergrund.
Ein gutes Beispiel ist Marek Sobczyks „Simple Rainbow“, der 1991 für die Nationale Kunstgalerie Zachęta in Warschau geschaffen wurde und dort drei Jahre lang zu sehen war. Im Jahr 2019 kehrte das Kunstwerk vor das Gebäude der Galerie zurück. Damals wurde es zu einem Symbol für den wiederbelebten öffentlichen Platz vor dem Kunsthaus sowie zu einer Plattform für die Projektion politischer Auseinandersetzungen. Im Jahr 2022 wurde das Kunstwerk wieder abgebaut. Eigens für die Ausstellung „Der Wandel wird kommen“ hat Marek Sobczyk eine neue Variante des „Simple Rainbow“ geschaffen, die am 5. November 2024 auf dem Georg-Treu-Platz im Beisein des Künstlers aufgestellt wird.
Die Ausstellung bringt historische künstlerische Positionen mit aktuellen in Dialog. Der historische Teil präsentiert Schlüsselfiguren der polnischen Kunst des 20. Jahrhunderts, ihre Strategien und künstlerische Praktiken, beginnend mit der Doktrin des sozialistischen Realismus in den 1940er- und 1950er-Jahren über die so genannte „kleine Stabilisierung“ der 1960er- und 1970er-Jahre bis in die 80er-Jahre mit dem Beginn des Kriegsrechts. Nach der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit in den 90er-Jahren entstand die „kritische Kunst“.
Den historischen Werken stehen zeitgenössische Arbeiten gegenüber, geschaffen von Künstlerinnen und Künstlern der mittleren und jungen Generation, die auf aktuelle Krisen und Spannungen reagieren. Geprägt sind diese Positionen vom Begriff des „Engagements“, der scheinbar alle Lebensbereiche durchzieht. Künstlerinnen aus der Ukraine und aus Belarus sind inzwischen ein fester Bestandteil dieser polnischen Kunstszene.
Auf Einladung von Marion Ackermann, der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, entwickelte Hanna Wróblewska, damals stellvertretende Direktorin des Museums des Warschauer Ghettos in Warschau und heutige Ministerin für Kultur und Nationales Erbe, 2023 gemeinsam mit Magdalena Komornicka das Konzept der Ausstellung. Kuratiert wurde die Schau von Magdalena Komornicka in Zusammenarbeit mit Maria Isserlis (SKD).
Die Architektur der Ausstellung wurde von Maciej Siuda konzipiert, der sich in besonderem Maße der Nachhaltigkeit verpflichtet hat. Sein Büro in Warschau gehört zu den führenden polnischen Architekturbüros in diesem Bereich.
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