Die internationale Gruppenausstellung Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche wirft einen Blick in die Küchen der Kunstwelt. Die Parallelen zwischen Kunst und Kochen sind ebenso offensichtlich wie vielfältig: Beides hat mit Sinnlichkeit, Kreativität und bewusster Komposition zu tun. Die Ausstellung präsentiert 23 künstlerische Positionen, die sich mit erlesenen Zutaten, ausgefeilten Rezepten und genussvollen Erlebnissen befassen und dabei die Grenze zwischen Kunst und Küche verschwimmen lassen.
Ursprünglich diente Essen vor allem dazu, den Körper mit allen benötigen Nährstoffen zu versorgen, um überleben zu können. Im Lauf vieler Jahrhunderte wurden Speisen immer vielfältiger und jede Gesellschaft entwickelte ihre eigene Esskultur. Essen ist Teil unserer kulturellen Identität, formt und festigt Gemeinschaften und ist seit jeher auch Inspirationsquelle für kreatives Schaffen. Denn die Tätigkeit des Kochens ist weit mehr ist als nur die Zubereitung von Nahrung. Für den österreichischen Filmemacher Peter Kubelka ist Kochen sogar die älteste Kunst der Menschheit: „Das Kochen ist nicht nur ein bildender Prozess wie andere Künste, sondern beides: Unmittelbares Eingreifen in die Natur und künstlerisch bildender Prozess."
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema „Essen“ reicht weit in die Kunstgeschichte zurück, wie antike Wandmalereien mit Stillleben aus Ägypten oder Pompeji belegen. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das Stillleben mit Früchten und anderen Lebensmitteln zu einem eigenständigen Genre, und Darstellungen des gemeinsamen Essens sind ein in der Kunstgeschichte immer wiederkehrendes Motiv. Jedoch erst im 20. Jahrhundert kam es mit den italienischen Futuristen in der bildenden Kunst zu dem Einsatz von realen Lebensmitteln. Mit ihrer selbstbetriebenen „Taverne zum Heiligen Gaumen“ führten sie 1931 eine neue Form der künstlerischen Praxis in die bildende Kunst ein. Ihr erklärtes Ziel war, dass alle Personen außer guten Speisen auch die „Sensation“ erleben sollten, „Kunstwerke zu essen“, wobei das futuristische Kunstmenü für jeden bezahlbar bleiben sollte. In der Folge beziehen Künstler wie Daniel Spoerri, Allen Ruppersberg oder Gordon Matta-Clark seit den späten 1960er-Jahren das Restaurant als einen Ort der Begegnung und Kommunikation, der nicht nur körperliche, sondern auch geistige Nahrung anbietet, immer wieder in ihre künstlerischen Konzepte mit ein. Darüber hinaus wird die Ver- und Bearbeitung von Nahrungsmitteln für Künstler, wie z. B. Joseph Beuys, Dieter Roth oder Daniel Spoerri, vermehrt zum Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit.
In unserer Gesellschaft gewinnt das Thema Essen zusehends an Bedeutung. Allgemein wächst das Bewusstsein für die Bedeutung einer gesunden Ernährung, das Interesse an der Herkunft der Lebensmittel steigt und die Anzahl der Personen, die sich regional, biologisch, vegetarisch oder vegan ernähren, wird immer größer. Tagtäglich werden in den sozialen Medien unzählige Bilder von kreativ, teilweise kunstvoll hergerichteten Speisen gepostet, und kaum ein Lifestyle-Magazin kommt ohne eine Koch- bzw. Rezeptrubrik aus.
Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Entwicklung widmet sich die Ausstellung Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche den vielfältigen Schnittstellen zwischen Kunst und Küche. Das Spektrum der künstlerischen Auseinandersetzung ist vielfältig: Gesellschaftskritische und politische Ansätze stehen neben humorvollen und verspielten Herangehensweisen. Präsentiert werden Werke von 25 internationalen Künstlerinnen und Künstlern seit den 1960er-Jahren bis heute. Die Bandbreite der verwendeten Medien reicht von Gemälden, Zeichnungen und Collagen über Fotografien, Videoarbeiten und Performance bis zu Objekten und ortsbezogenen Installationen, die speziell für die Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg entwickelt werden.
Zur Ausstellung erscheint ein rund 140 Seiten umfassendes Magazin, das die Werke der Ausstellung vorstellt, sich aber auch übergreifend mit der Schnittstelle von „Kunst und Küche“ befasst. Ergänzend zu der Ausstellungsdokumentation wird es Interviews mit den beteiligen Künstlerinnen und Künstlern geben sowie Kurzessays, Kochrezepte und Rückblicke in die Kunstgeschichte.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:
Sonja Alhäuser, Heike Kati Barath, Winfried Baumann, Boris Becker, Contrastissimo, Isabelle Enders, Ben Heinrich und Lukas Pürmayr, Thomas Feuerstein, Dieter Froelich, Tobias Hantmann, Candida Höfer, Carsten Höller, Jørgen Leth, Maik und Dirk Löbbert, Piero Manzoni, Gordon Matta-Clark, Martin Parr, Susan Pietzsch, Walid Raad, Claus Richter, Dieter Roth, Wolfgang Stehle, Sam Taylor-Johnson
Kunsthalle Nürnberg
Lorenzer Straße 32
90402 Nürnberg
www.kunstkulturquartier.de
Presse
Kataloge/Medien zum Thema:
Boris Becker
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Alfred Ehrhardt Stiftung
Galerie im Saalbau
Verein Berliner Künstler
Akademie der Künste / Hanseatenweg