Das Sehen sehen ist Thema der Ausstellung im Neuen Museum Weimar. Aus den Grenzvermischungen von Kunst, Technik und Wissenschaft werden Arbeiten und Installationen von internationalen Künstlern präsentiert, die unsere visuelle Wahrnehmung auf neue und ungewohnte Weise erfahrbar machen. Die Fokussierung auf das Wahrnehmen der Wahrnehmung initiiert einen Erkenntnisprozess, der über die Reflexion des optischen Sensoriums hinausweist.
Im Zuge der Evolution haben sich bei Mensch und Tier die Augen entwickelt, die darauf eingestellt sind, einen kleinen Bereich der von der Sonne ausgehenden elektromagnetischen Strahlung aufzunehmen und im Zusammenwirken mit dem Gehirn in anschauliche Informationen über die Umwelt zu verwandeln. Das Auge ist die evolutionäre Antwort auf die Sonne. Mit der Erfindung der Fotografie kam es zu einer Technisierung des Sehens. Fortan waren visuelle Wahrnehmung und Technik unlösbar miteinander verbunden. Vor dem Hintergrund zunehmender Kenntnisse auf den Gebieten von Physik und Optik gab es am Ende des 19. Jahrhunderts auch interdisziplinäre Begegnungen von Kunst und Wissenschaft. Die Impressionisten und Pointillisten beriefen sich auf die damals aktuellen Erkenntnisse der Farbenlehre und Farbwahrnehmung. Die wechselseitige Beeinflussung von Bewegungsstudien und Futurismus bzw. Kubismus ist zu einem aufregenden Kapitel in der Geschichte der Künste geworden.
Die Erkenntnisse der Neuro- und Kognitionswissenschaften haben in Verbindung mit neuen Technologien zu ganz neuen Theorien der Wahrnehmung, zu ganz neuen Ansichten über das Sehen und zu ganz neuen visuellen Kunstexperimenten geführt. Auch das Ausstellungsmotiv macht dies deutlich. Der Ausstellungstitel ist nur aus einer bestimmten Entfernung zu lesen und spiegelt damit die Bedingungen der visuellen Wahrnehmung und das Bewusstwerden des Sehens selbst wider.
„Vision. Das Sehen“ bietet einen faszinierenden und abwechslungsreichen Einblick in die Kunst- und Wissenschaftsgeschichte der visuellen Wahrnehmung im 20. und 21. Jahrhundert. Ausgehend von Kunstwerken, die das Funktionieren des Sehens thematisieren, von Arbeiten der Op Art, die mit der Langsamkeit des visuellen Wahrnehmungsapparates des Menschen spielen, über Werke, die sich auf das unbewusste Sehen konzentrieren bis zu holografischen Installationen und interaktiven Laser-Environments bietet die Ausstellung einen Parcours der neuesten Formen des künstlerischen und wissenschaftlichen Sehens – von ungewöhnlichen 3D-Erlebnissen bis zum ´Sehen mit der Zunge`.
Künstlerliste:
Giovanni Anselmo, Alberto Biasi, Ecke Bonk, Daniel Canogar, Piero Fogliati, Carsten Höller, Dieter Jung, Olga Kisseleva, Kilian Kretschmer, Mischa Kuball, Labor für kognitive Neurophysiologie / HfG Karlsruhe, Bernd Lintermann, OpenEndedGroup mit Wayne McGregor, Jun Park, Quantum Cinema, Max-Gerd Retzlaff und Alex Wenger, Axel Roch, Alfons Schilling, Ruth Schnell, Pipo Tafel, James Turrell, Steina Vasulka, Mark Wallinger.
16.10.2011 Finissage
11 Uhr Führung durch die Ausstellung mit Dr. Andreas Beitin, Kurator und Leiter ZKM Museum für Neue Kunst Karlsruhe
anschließend Gespräch mit Mischa Kuball, Konzeptkünstler und Professor an der Kunsthochschule für Medien Köln, zum Thema "Licht-Politik. Fragen zur gesellschaft-lichen Bedeutung des Lichts"
"Vision. Das Sehen"
Kuratoren : Peter Weibel, Andreas Beitin
in Kooperation mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Eröffnung der Ausstellung: Sonntag, 21. August 15 Uhr Neues Museum
Öffnungszeiten: Die – So 11 – 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 21. August bis 16. Oktober 2011
Pèlerinages Kunstfest Weimar
Neues Museum Weimar, Weimarplatz 5, 99423 Weimar
kunstfest-weimar.de
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