Was früher dem Autofreund die Buchreihe "Jetzt helfe ich mir selbst", ist heute – im Zeitalter des Do-it-yourself (DIY) – das Video-Tutorial im Netz. Seien es profane Probleme bei der Installation von Druckertreibern, beim Binden von Schnürsenkeln oder beim Schminken – bis hin zum Bau von Waffen: Für fast alle Themen holt man sich heute Anleitungen und Hilfe aus dem Internet. „How-To“-Videos sind zu einem extrem wichtigen Phänomen der DIY-Kultur geworden. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl der 100 witzigsten, absurdesten, spannendsten, unheimlichsten und amüsantesten Video-Tutorials.
Präsentiert auf 100 Monitoren und Projektionen, strömt den BesucherInnen der Ausstellung „Jetzt helfe ich mir selbst“ das geballte „How-To“-Wissen der Welt entgegen. Da wird gezeigt, wie man eine Bierflasche mit einem Stück Papier, eine Dose mit bloßen Händen oder ein Schloss mit einer Heftklammer öffnet, einen Fahrradschlauch ohne Flickzeug flickt, sein Haar in der Schwerelosigkeit oder seinen Hund in der Badewanne wäscht, wie man auf Finnisch zählt oder „nichts“ zeichnet. Auf allen Kanälen redet und quatscht es – und es wird nützliches und weniger nützliches Wissen vermittelt: Wollten Sie schon immer mal wissen, wie man ein Känguru mit bloßen Händen fängt? Ein findiger Australier zeigt es Ihnen. Wie „überlebe“ ich die erste Nacht im Computerspiel Minecraft? Und wie über-lebe ich draußen, außerhalb der Zivilisation, in der Natur? Wollen Sie wissen, wie man garantiert an jedem Türsteher vorbeikommt? Auch hierfür gibt es einen Spezialisten. In weiteren Video-Tutorials wird gezeigt, wie man unbemerkt in der Öffentlichkeit pinkelt („How to piss in public“), wie man irgendwo in Afrika einen achtteiligen Gesichtsschleier anlegt und mit einem solchen in England einen Hamburger isst, wie man Papst wird, auf hochhackigen Schuhen läuft oder mit einem Baseballschläger einen Kotflügel bördelt. Und auch die massenmedialen Vorgänger des DIY dürfen in so einer Ausstellung natürlich nicht fehlen: Der amerikanische Fernsehmaler Bob Ross und Jean Pütz aus der Hobbythek.
Die Machart der „How-To“-Videos reicht von Videos, die mit dem Smartphone gefilmt wurden bis hin zu semi-professionell produzierten Filmen. Die zentrale Frage, die die Ausstellung stellt, ist dabei folgende: Warum machen so viele Menschen Video-Tutorials? Warum erklären sie anderen, wie man etwas macht – ohne Gegenleistung und ohne ihr Gegenüber überhaupt zu kennen? Denn die Öffentlichkeit im Netz ist ja zunächst eine anonyme, abstrakte Öffentlichkeit. Wollen die MacherInnen ihr Wissen einfach nur selbstlos weitergeben? Geht es ihnen um Ruhm und Ehre? Oder doch mal wieder nur ums Geld?
Die Ausstellung basiert auf einer Idee von Dr. Inke Arns (künstlerische Leiterin des HMKV) und entstand in Kooperation mit einem Seminar der Fakultät für Kulturreflexion der Universität Witten/Herdecke (Leitung: Jun.-Prof. Dr. Christian Grüny und Frederik Bury). Die Video-Tutorials wurden zusammengestellt von Inke Arns, Sophia Bresch, Frederik Bury, Yoko Dupuis, Andrea Eichardt, Manischa Eichwalder, Anja Engst, Ulrike Euteneuer, Judith Funke, Mirjam Gaffran, Gamze Göksu, Christian Grüny, Paula Jäger, David Kempf, Christina Müer, Tilman Richter, Antonia Rohwetter, Chiara Schroer und Joëlle Warmbrunn.
Zur Ausstellung erscheint ein Kurzführer mit Texten zu ausgewählten Video-Tutorials.
Hartware MedienKunstVerein (HMKV) im Dortmunder U
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