Das Schaulager zeigt ab 16. März eine umfassende Retrospektive zum Werk von Bruce Nauman. Der 1941 geborene, in New Mexico lebende Amerikaner gilt als einer der wegweisendsten Künstler der Gegenwart. Die Ausstellung vereint selten gezeigte Arbeiten mit bekannten Schlüsselwerken. Zudem bietet sie als Weltpremiere die Gelegenheit, die neuesten Werke des Künstlers zu entdecken: die beeindruckende Skulptur Leaping Foxes (2018) und das 3D-Video Contrapposto Split (2017). Erstmals in Europa zu sehen ist auch die 2015 / 2016 entstandene monumentale Videoprojektion Contrapposto Studies, i through vii.
Parallel zur Ausstellung im Schaulager werden im Kunstmuseum Basel drei Werke Naumans aus der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung präsentiert. Die Ausstellung «Bruce Nauman: Disappearing Acts» ist in Zusammenarbeit mit dem Museum of Modern Art, New York, entstanden.
Die seit 25 Jahren erste umfassende Retrospektive zum Werk Bruce Naumans beleuchtet das gut fünf Jahrzehnte umspannende Schaffen dieses aussergewöhnlichen Künstlers. Sie baut auf den bedeutenden Sammlungen der Emanuel Hoffmann-Stiftung und des Museum of Modern Art auf. Die Emanuel Hoffmann-Stiftung, deren Bestände im Schaulager aufbewahrt werden, sammelt seit den frühen 1970er-Jahren Arbeiten des Künstlers. Dieser Werkkomplex wird ergänzt mit Leihgaben von gut siebzig renommierten Institutionen und Privatsammlungen aus der ganzen Welt.
Rund 170 Werke aus allen Schaffensperioden
Bruce Nauman ist eine zentrale Figur der zeitgenössischen Kunst. In seiner Arbeit ergründet er Themen wie Sprache, Raum und Körperlichkeit und lotet Machtstrukturen und soziale Konventionen aus. Mit seiner beharrlichen Befragung ästhetischer und moralischer Wertvorstellungen und Sehgewohnheiten fordert Nauman unsere Wahrnehmung und Vorstellungskraft stets aufs Neue heraus. Die Retrospektive im Schaulager präsentiert über 170 Werke aus allen Schaffensperioden des Künstlers ab Mitte der 1960er-Jahre bis heute. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln fächert sie Naumans einzigartige Beherrschung eines sich stetig erweiternden medialen Spektrums auf. Dieses umfasst Videoarbeiten, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Neon- und Soundarbeiten sowie Installationen, in die die Betrachterin oder der Betrachter förmlich eintauchen kann.
Zu sehen sind selten gezeigte Arbeiten wie die imposante Skulptur Model for Trench and Four Buried Passages (1977) oder die Videoinstallation Green Horses (1988) neben bekannten Schlüsselwerken, darunter frühe auf Video aufgezeichnete Performances wie Walk with Contrapposto Medienmitteilung Schaulager, Bruce Nauman: Disappearing Acts oder Wall-Floor Positions (beide 1968), die begehbare Korridorarbeit Corridor Installation (Nick Wilder Installation) (1970), die ikonische Neonspirale The True Artist Helps the World by Revealing Mystic Truths (Window or Wall Sign) von 1967 oder die Videoarbeit Mapping the Studio II with color shift, flip, flop, & flip / flop (Fat Chance John Cage) aus dem Jahr 2001. Doch die umfassende Retrospektive erlaubt auch vertiefte Einblicke in Naumans zeichnerisches Schaffen – von Entwurfsskizzen bis zu detaillierten Studien und technischen Konstruktionszeichnungen.
Zwei Welt- und eine Europapremiere
Als Weltpremiere zu entdecken ist Naumans Contrapposto Split aus dem Jahr 2017. Auf neue Weise fordert diese unsere Wahrnehmung heraus und spielt mit unseren Sehgewohnheiten. Dafür macht sich Nauman – wie schon früher in seiner Karriere – wiederum neueste Aufnahmetechniken zunutze. Dank einem hochkomplexen 3D-Bildgebungsverfahren wird das Künstleratelier gleichsam in den Ausstellungsraum hinein erweitert: So können wir uns hier selbst im Studio des Künstlers wähnen, der mit hinter dem Kopf verschränkten Händen und vom Stand- aufs Spielbein wechselnd auf- und abschreitet. Die Videoarbeit wurde mit einer hohen Bildauflösung (4 K) aufgenommen und wird mit einer Bildrate von 120 Bildern pro Sekunde (120 fps) abgespielt. Dank dieser Technik übermittelt sich der Betrachterin und dem Betrachter eine weitaus höhere Dichte an Bildinformationen, als wir es normalerweise von Film und Video gewohnt sind.
Als zusätzliches Novum präsentiert das Schaulager die neu entstandene Skulptur Leaping Foxes (2018), eine kopfüber von der Decke hängende Pyramide aus denselben Tierformen, die auch in der Taxidermie Verwendung finden.
Ausserdem zeigt «Bruce Nauman: Disappearing Acts» erstmals in Europa die 2015/2016 entstandene, monumentale HD-Videoinstallation Contrapposto Studies, i through vii. In diesem Werk, das von der Emanuel Hoffmann-Stiftung und dem Museum of Modern Art gemeinsam erworben wurde, greift Nauman das gleiche Motiv auf wie im Video Walk with Contrapposto von 1968 und macht erneut den eigenen Körper zum Ausgangspunkt seines Schaffens.
Neuinterpretation einer Liveperformance von 1965
Live im Schaulager zu erleben ist ausserdem ein Reenactment einer Performance des Künstlers aus dem Jahr 1965. Das in der Ausstellung zu sehende Video Wall-Floor Positions (1968) hatte Nauman drei Jahre später in seinem Studio aufgezeichnet. Die physisch herausfordernde Performance wird während der ganzen Ausstellungsdauer jeweils am Donnerstag und am Samstag ab 14 Uhr sowie sonntags ab 12 Uhr von professionellen Tänzerinnen aufgeführt.
Disappearing Acts
Im Sinne eines kuratorischen Leitmotivs zeichnet «Bruce Nauman: Disappearing Acts» das wiederkehrend auftauchende Motiv des Verschwindens und Strategien des Sich-Entziehens in Naumans Werk nach: «Sie werden beispielsweise in Leerstellen sichtbar, die der Grösse von Körperteilen entsprechen, im Raum unter einem Stuhl, im Selbst, das gerade um eine Ecke entschwindet, in den nächtlichen Vorgängen im leeren Atelier oder in den geistigen Blockaden, welche die Fähigkeit zu kreativem Schaffen unterminieren», erläutert Ausstellungskuratorin Kathy Halbreich, Laurenz Foundation Curator und Beraterin des Direktors, The Museum of Modern Art. «Das Verschwinden ist also ein reales Phänomen und zugleich eine wunderbar weit gefasste Metapher für den Kampf gegen die mit dem kreativen Prozess, aber auch mit unserer Orientierung im Alltagsleben verbundenen Ängste.»
Eng verbunden mit der Emanuel Hoffmann-Stiftung und dem Basler Kunstmuseum
In Basel wurde das Potenzial von Bruce Nauman schon früh entdeckt. Bereits zu Beginn der 1970er-Jahre erwarben das Basler Kunstmuseum und die Emanuel Hoffmann-Stiftung Filme, Skulpturen und Zeichnungen des Künstlers. Seither stand Nauman 45 Jahre lang im Brennpunkt des Interesses beider Sammlungen, so dass diese im Laufe der Jahre einen der bedeutendsten Werkkomplexe des Amerikaners erworben haben.
Während der Ausstellung im Schaulager werden drei wichtige Werke Naumans aus der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung im Basler Kunstmuseum präsentiert: zum einen die raumfüllende Videoinstallation Untitled (1970/2009), eine auf den Boden und die Wand projizierte Doppelprojektion, zum andern die imposante 14-Kanal-Toninstallation Days (2009), die einen «akustischen Korridor» in der unterirdischen Passage zwischen Haupt- und Neubau des Kunstmuseums ausbildet, sowie die Skulptur Henry Moore Bound to Fail, Back View (1967/1970). Ein im Ausstellungsticket des Schaulagers integrierter Gutschein berechtigt zu einem einmaligen Eintritt in die Öffentliche Kunstsammlung des Kunstmuseums Basel. Die Ausstellung im Schaulager soll Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit einer vertieften Beschäftigung mit dem Werk Naumans geben, weshalb das Ausstellungsticket (CHF 22.– regulärer Eintritt, nicht übertragbar) für einen dreimaligen Besuch von «Bruce Nauman: Disappearing Acts» gültig ist.
«Bruce Nauman: Disappearing Acts» ist vom 17. März bis zum 26. August 2018 im Schaulager in Basel zu sehen. Anschliessend wird die Retrospektive vom 21. Oktober 2018 bis zum 17. März 2019 im Museum of Modern Art und im MoMA PS1 gezeigt.
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