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Elise Eeraerts & Roberto Aparicio Ronda: THE STARLIGHT DIMS ITS BLISSFUL GAZE, THE SPRINGS ARE STEAMING— WE DESCEND IN HAZE

12.09.2025 - 16.11.2025 | Kunstverein Arnsberg

Eingabedatum: 09.09.2025

Elise Eeraerts & Roberto Aparicio Ronda: THE STARLIGHT DIMS  ITS BLISSFUL GAZE, THE SPRINGS ARE STEAMING— WE DESCEND IN HAZE
Elise Eeraerts & Roberto Aparicio Ronda, Little Snakes, Stuk Leuven, Belgium, 2023. Courtesy the artists.

THE STARLIGHT DIMS ITS BLISSFUL GAZE, THE SPRINGS ARE STEAMING— WE DESCEND IN HAZE

Elise Eeraerts & Roberto Aparicio Ronda sind ein interdisziplinäres Künstlerduo mit einem Hintergrund in Kunst und Architektur.
In ihrer Arbeit beschäftigen sie sich mit den zahlreichen Faktoren, die Einfluss nehmen auf Landschaften und Ökosysteme und ermitteln, wie ökologische Veränderungen sowie soziale Infrastrukturen ihre Spuren hinterlassen.

Ihre Ausstellung im Kunstverein Arnsberg ist nach drei aufeinander folgenden Ausstellungen, Performances und einem Symposium, der letzte Teil des einjährigen Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms Versumpfung. Sie werden die Räume des Kunstvereins buchstäblich in ein Sumpfgebiet verwandeln. Film, Architektur, Licht und Pflanzen fließen zusammen in eine raumgreifende Installation.

Es ist nicht das erste Mal, dass Eeraerts und Ronda den Sumpf als Motiv und Nährboden für ihre Arbeit erforschen. Im Jahr 2021 haben sie in einer ortsspezifischen Installation „C (Bargerveen)“ Energie und insbesondere Kohlenstoffkreisläufe thematisiert. Das „Torfmoor Bargerveen” ist ein großes Sumpfgebiet in der Nähe von Zwartemeer, unweit der deutsch-niederländischen Grenze.

Die installativen Elemente wurden direkt im Internationalen Naturpark Bourtanger Moor Bargerveen ausgestellt. Für ihre aktuelle Ausstellung im Kunstverein Arnsberg setzten sie sich nun mit dem Kirkpatrick Marsh in Maryland, USA auseinander. Nach ihrem Aufenthalt vor Ort präsentieren sie eine räumliche und visuelle Übersetzung ihrer Recherche. In dieser Moorlandschaft trafen sie auf Wissenschaftler:innen des Smithsonian Environmental Research Center (SERC, Umweltforschungszentrum des Smithsonian-Instituts), die untersuchen, wie Pflanzen- und Tierarten auf Schwankungen von CO2, Temperatur, Stickstoff, Methan und den Anstieg des Meeresspiegels reagieren. Hier werden globale Klimaveränderungen in spezifischen architektonischen und computergesteuerten Infrastrukturen manipuliert, um die Situation des nächsten Jahrhunderts zu simulieren.

Eindrucksvolle Luftaufnahmen kombiniert mit Nahaufnahmen der multidiversen Pflanzen- und Tierwelt bilden die visuelle Grundlage des Films „Moors and Mires/Kirkpatrick Marsh“. In Interviewausschnitten sprechen die Wissenschaftler:innen, die im Kirkpatrick Marsh arbeiten, über ihre Arbeit und ihre Erkenntnisse.

Elise Eeraerts and Roberto Aparicio Ronda Sie berichten aber auch von ihren ganz persönlichen Erfahrungen und die sich stets ändernden spezifischen Bedingungen, unter denen sie ihre Forschung betreiben. Der Dokumentarfilm-Charakter wird in ihrem Film zunehmend zu einer düsteren, computergenerierten Erzählung. Die räumlichen Elemente der Ausstellung sind visuelle Echos der Sumpflandschaft, die die wissenschaftlichen Narrative und deren Ästhetik mit dem Gefühl des in der Landschaft seins in eine poetische Zukunftsvision verwandelt. Die „Phragmites australis“, ist als „invasive“ Grasart eine der Hauptfiguren in der künstlerisch-ökologischen Handlung. Die Pflanzen existieren seit mehreren hundert Jahren, aber erst in den letzten dreißig bis fünfzig Jahren sind sie im Kirkpatrick-Sumpf in Maryland zu einem Problem geworden. Als invasive Spezies breiten sie sich aus und dominieren die Landschaft.

In ihrer Videoarbeit tauchen sie in die magisch realistische Dimension, die der Sumpf und dessen Erscheinungsbild hervorruft, und nutzen dasselbe farbige Wachstumslicht, wie die Lampen, die es den jungen “Phragmites Australis” ermöglichen, im Dunkeln zu wachsen. Wir erkennen auch die architektonischen Interventionen, die in Form von achteckigen Strukturen und würfelförmigen Elementen im Kirkpatrick-Sumpf verwendet werden, um genaue Messungen zu gewährleisten. In den nachgebauten achteckigen Strukturen der Ausstellung messen Eeraerts und Aparicio Ronda mit SERC-Geräten die CO2-Konzentration und die Temperatur der Erde um die im Raum positionierten Pflanzen herum. Sie dienen gleichzeitig als Struktur für die Klanginstallation und liefern den Soundtrack für den Raum.

In ihrer Ausstellung fügen sich düstere, wissenschaftliche Prognosen nahtlos in eine Atmosphäre ein, die mit Legenden, Mythen und Erzählungen in eine Gesamtinstallation zusammenfließt, die den Besucher:innen unter die Haut geht. Die Symbiose zwischen den technisch-wissenschaftlichen Geräten und der Ausstrahlung des gewaltigen Sumpfgebiets wirkt beunruhigend. Wie können wir aus dem Sumpf etwas über zukünftige Strategien zum Überleben in Zeiten des Klimawandels lernen? Das Fazit einer Wissenschaftler:innen ist ebenso ernüchternd wie relativierend: „Es mag nicht unbedingt gut für den Menschen sein, aber die Erde selbst wird weiterbestehen.“

12.09.2025 - 16.11.2025

Kunstverein Arnsberg
Königstr. 24 / Neumarkt
D-59821 Arnsberg

https://www.kunstverein-arnsberg.de

Presse

Einordnung:
Eeraerts & Ronda positionieren sich im Kontext der Eco-Art und des Land Art, indem sie natürliche Landschaften, u. a. Sümpfe, als Orte künstlerischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzung nutzen. Ähnlich den Land-Art-Pionieren der 1960er und 70er Jahre intervenieren sie in und mit der Natur, jedoch mit einem explizit ökologischen Fokus. Ihre multimedialen Installationen, die Film, Architektur, Licht und Pflanzen integrieren, erinnern an die immersive Raumgestaltung der Environmental Art, gehen aber über die reine Ästhetik hinaus, indem sie wissenschaftliche Daten und Methoden einbeziehen. Die Künstler agieren quasi als künstlerische Übersetzer:innen komplexer ökologischer Zusammenhänge und verweisen dabei auf die Forschungspraktiken des Anthropozäns. Ihre Arbeiten spiegeln die zunehmende Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft im Angesicht der Klimakrise wider und greifen dabei, ähnlich wie Künstler:innen, die mit Bio-Art arbeiten, auf lebende Organismen zurück. Der düstere, fast dystopische Charakter ihrer Werke erinnert an ökologisch motivierte Science-Fiction und unterstreicht die Dringlichkeit des Themas. Durch die Kombination von wissenschaftlicher Analyse und poetischer Inszenierung schaffen Eeraerts & Ronda eine emotional aufgeladene Erfahrung, die zum Nachdenken über die Zukunft der Mensch-Natur-Beziehung anregt.
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