Die Stadt Köln erhält spektakuläre Schenkung aus dem testamentarischen Nachlass von Prof. Irene Ludwig
Nach dem unerwarteten Tod von Prof. Dr. h.c. mult. Irene Ludwig im November des vergangenen Jahres ist nun das Testament der bedeutenden Mäzenin eröffnet worden. Die Stadt Köln erhält aus ihrem Nachlass spektakuläre Schenkungen und Dauerleihgaben für das Museum Ludwig und das Museum Schnütgen. Insgesamt 528 Werke aus dem Besitz von Prof. Ludwig bereichern auf Dauer die Kölner Sammlungen. Oberbürgermeister Jürgen Roters, der heute im Historischen Rathaus die Schenkungen bekanntgab, zollte der Kölner Ehrenbürgerin Respekt und Dankbarkeit für diese Entscheidung. "Die Stadt Köln und alle heutigen und künftigen Kunstinteressierten dieser Stadt werden sich bei jedem Museumsbesuch mit großer Dankbarkeit an diese außerordentlich großzügige Schenkung von Prof. Irene Ludwig erinnern. Damit vollendet sich eine außergewöhnliche und vertrauensvolle Beziehung zwischen Köln und dem Stifterpaar Ludwig ganz im Sinne der Stifter. Ziel ihrer Liebe zur Kunst war es auch, andere Menschen am Erlebnis Kunst teilhaben zu lassen. Dank ihres Engagements gehört das Museum Ludwig zu den bedeutendsten internationalen Museen für moderne Kunst. Das Schnütgen-Museum konnte seine bedeutende Sammlung um wertvolle Stücke ergänzen. Wir werden dieses einmalige Geschenk in Ehren halten."
Irene und Peter Ludwig verband stets eine intensive und enge Beziehung mit der Stadt Köln. Angeregt durch einen Besuch der Ausstellung der Sammlung Haubrich im Jahr 1946 in der alten, zum Teil zerstörten Universität, begann das Ehepaar Ludwig 1957, Werke für öffentliche Sammlungen zu erwerben. Erste Leihgaben aus diesen Ankäufen kamen dem Museum Schnütgen in Köln bereits 1963 zugute. Über ein halbes Jahrhundert dauerte das außerordentliche Mäzenatentum dieses engagierten Sammlerpaares, innerhalb dessen es den Kölner Museen unzählige Werke von höchster Qualität zur Verfügung stellte. Einen Höhepunkt dieser unvergleichlichen Liebe zur Kunst bilden dabei sicher die Sammlungen des Museum Ludwig Köln.
"Von 1957 an hat es uns angespornt, in Museen durch unsere Erwerbungen Akzente zu setzen, und vollends nach 1968 wurde uns bewusst, was uns vorantrieb: Mit unseren Taten wollten wir Informationslücken schließen. Wir wollten in die Öffentlichkeit bringen, was Bewegung auslöste und den Blick erweiterte", so beschrieb Peter Ludwig die Motivation des Ehepaars.
Mit der Schenkung von etwa 400 Werken gaben Irene und Peter Ludwig 1976 den Anstoß zur Gründung des Museum Ludwig. Seit weiteren großzügigen Schenkungen insbesondere in den Jahren 1994 und 2001 - mit dem Beginn der Amtszeit von Direktor Kasper König übereignete Irene Ludwig 774 Werke Pablo Picassos - kann das Museum Ludwig heute die bedeutendste Sammlung der Pop Art außerhalb der USA und die drittgrößte Sammlung Pablo Picassos sein Eigen nennen und zählt damit zu einem der wichtigsten Museen für moderne und zeitgenössische Kunst weltweit. Dieser besonderen Verbindung sowie ihrem engen und freundschaftlichen Kontakt zum Museum Schnütgen verlieh die Kölner Ehrenbürgerin Irene Ludwig auch in ihrem Testament größten Nachdruck und bedachte das Museum Ludwig Köln und das Museum Schnütgen mit spektakulären Schenkungen:
Die Stadt Köln erhält das Eigentum an sämtlichen Werken der vor- und nachrevolutionären russischen bzw. sowjetischen Avantgarde, die zum Zeitpunkt des Todes von Irene Ludwig als Dauerleihgabe dem Museum Ludwig überlassen waren. Darunter befinden sich Hauptwerke u.a. von Kasimir Malewitsch, Alexander Rodtschenko und Natalia Gontscharowa. Insgesamt handelt es sich um 473 Werke, darunter 130 Gemälde, Skulpturen und Objekte, 153 Grafiken, 190 Fotografien von 84 Künstlern.
Darüber hinaus erhält die Stadt Köln 26 Werke aus der Ausstellung "Von Matisse bis Morimura" aus dem Herbst 2000 im Museum Ludwig, darunter Arbeiten der Klassischen Moderne und der Pop Art von Georges Braque, Edgar Degas, Paul Klee, Fernand Léger, Henri Matisse, Robert Rauschenberg, Kurt Schwitters und Jasper Johns. Diese Werke kamen im Rahmen der Ausstellung als Dauerleihgaben ins Haus und ergänzen unterschiedliche Schwerpunkte der Sammlung.
Nicht zuletzt erhält das Museum Ludwig als Dauerleihgabe acht Gemälde und eine Zeichnung aus dem Privatbesitz von Irene Ludwig. Darunter befindet sich der erste Ankauf des Ehepaars Ludwig im Bereich der Klassischen Moderne: ein Frühwerk von Karl Hofer, "Nach dem Bade", aus dem Jahr 1912. Außerdem Werke von August Macke, Fernand Léger, Henri Matisse, Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Roy Lichtenstein, Jasper Johns und Jackson Pollock.
Die Stadt Köln erhält außerdem das Eigentum an 20 Dauerleihgaben, die zum Zeitpunkt des Todes von Irene Ludwig dem Museum Schnütgen überlassen sind, dazu zählen u.a. ein Ottonisches Reliquienkästchen aus Niedersachsen um 1000-1050, ein Memento Mori aus der Westschweiz um 1520 sowie die jüngst übergebenen sechs Glasmalereien aus dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters Altenberg, Köln 1505-1520.
Das Museum Ludwig besitzt nun dank dieser Schenkung zahlreicher zentraler Werke der Russischen Avantgarde eine der bedeutendsten Sammlungen außerhalb Russlands. Isabel Pfeiffer-Poensgen, Vorsitzende des Kuratoriums der Peter und Irene Ludwig Stiftung, betont noch einmal die enge Verbindung des Ehepaars Ludwig zur Stadt Köln und mahnt gleichzeitig die damit verbundene Verantwortung an: "Vor 35 Jahren haben Peter und Irene Ludwig ihre erste große Schenkung an die Stadt Köln an die Bedingung der Gründung eines Museums für moderne und zeitgenössische Kunst geknüpft. Mit der testamentarischen Verfügung und der damit verbundenen Schenkung dieser unvergleichlichen Sammlung zeigt sich erneut die tiefe Verbundenheit Irene Ludwigs mit der Stadt Köln sowie ihr dieser Stadt entgegengebrachtes Vertrauen. Das bedeutet gleichzeitig eine Verpflichtung, das Museum Ludwig mit allen notwendigen Mitteln für eine dauerhafte wissenschaftliche Aufarbeitung, Pflege und Präsentation der Sammlung auszustatten. Das Museum Ludwig zählt dank der Schenkungen von Peter und Irene Ludwig international zu den bedeutendsten Museen für moderne und zeitgenössische Kunst, das in einem Atemzug mit dem Museum of Modern Art in New York oder dem Centre Pompidou in Paris genannt werden kann. Dieses enorme kulturelle Kapital sollte genauso wie die damit verbundene Verantwortung fest im öffentlichen Bewusstsein verankert sein."
Kulturdezernent Prof. Georg Quander hebt noch einmal die Bedeutung Irene Ludwigs für die Stadt Köln hervor: "Irene Ludwig war im Hinblick auf ihre mäzenatische Großzügigkeit eine Ausnahmeerscheinung. Nicht nur, dass sie sich zusammen mit ihrem Mann Peter sowohl für alte wie auch für moderne Kunst begeisterte, sie verstand es gleichsam als ihren kulturellen Bildungsauftrag, diese Kunst durch Schenkungen und Dauerleihgaben an die Kölner Museen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Irene Ludwig gebührt unsere größte Hochachtung und unser tiefster Dank für diese einzigartige Schenkung aus ihrem testamentarischen Nachlass. Ihr Name wird stets mit dem kulturellen Reichtum dieser Stadt verbunden sein, ihr Wirken und ihre Großzügigkeit finden im Museum Ludwig und dem Museum Schnütgen eine lebendige Fortführung."
Prof. Kasper König, Direktor des Museum Ludwig, ist hocherfreut über die Schenkung und weiß um die damit verbundene Herausforderung: "Die Sammlung russischer Avantgarde ist in jeder Hinsicht von unschätzbarem Wert. Sie beinhaltet absolute Meisterwerke von Künstlern wie Malewitsch oder Gontscharowa, die ganze folgende Künstlergenerationen geprägt und inspiriert haben. Diese großzügige Schenkung aus dem Legat von Irene Ludwig hat unsere Hoffnungen bei weitem übertroffen. Wir verstehen sie als herausragende Zuwendung genauso wie als große Aufgabe, diese einzigartige Sammlung zu pflegen, zu bewahren und dem Publikum zugänglich zu machen."
Dr. Dagmar Täube, kommissarische Direktorin des Museum Schnütgen: "Es ist ein großes Glück für das Museum Schnütgen, dass Frau Prof. Ludwig dafür gesorgt hat, dass die dem Museum bisher als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellten Stücke auch nach ihrem Tode nun für immer mit dem Haus verbunden bleiben und ihm auch zukünftig besonderen Glanz geben werden. Zusammen mit dem Harrach-Diptychon aus dem 8. Jahrhundert, das dem Museum Schnütgen als Dauerleihgabe erhalten bleibt, werden diese Stücke stets an ihre großzügigen Stifter erinnern und wir werden ihnen ein ehrendes Andenken bewahren."
Zur Sammlung der Russischen Avantgarde
Innerhalb von 20 Jahren hat das Ehepaar Ludwig eine der weltweit bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen im Bereich der Russischen Avantgarde aufgebaut. Diese beinhaltet über 450 Werke, die gezielt für das Museum Ludwig erworben und als Dauerleihgaben in die Sammlung integriert wurden. Diese außergewöhnliche Sammlung ermöglicht einen tiefen Einblick in die verschiedenen avantgardistischen Bewegungen zwischen 1905 und den 1930er Jahren, darunter die Petersburger Organische Schule, der Neoprimitivismus, der Kubofuturismus, der Rayonismus, der Suprematismus und der Konstruktivismus. Über 70 Künstler dieser Zeit sind in der Sammlung häufig mit Spitzenwerken vertreten. Dazu zählen Künstler wie Alexandra Exter, Natalia Gontscharowa, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Michail Larionow, El Lissitzky, Iwan Puni, Alexander Rodtschenko, Warwara Stepanowa, Nikolai Suetin. Es wurden aber auch ganze Werkkonvolute erworben, wie bei Kasimir Malewitsch (über 60 Werke) und Alexander Rodtschenko (135 Werke). Die Sammlung spiegelt damit eine große Vielfalt an Fragestellungen wider und zeigt auch, wie viele künstlerische Positionen sich mit allen Facetten des Lebens auseinandersetzten. So reicht dieses Konvolut von der bildenden bis zur angewandten Kunst und enthält wichtige Beiträge aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Graphik, Fotografie, sowie Projekte und Entwürfe zu Architektur und Raum, Theater und Tanz, Möbeln und Alltagsobjekten, Künstlerbüchern und Plakaten.
Die umfangreiche Sammlung der russischen Avantgarde wurde erstmals in zwei Ausstellung in der Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln 1986 und 1993 gezeigt und wird derzeit in der Projektreihe "Russische Avantgarde" neu aufgearbeitet. Bisher entstanden in der Reihe zwei Kataloge, "Der Kubofuturismus und der Aufbruch der Moderne in Russland" sowie "Kasimir Malewitsch und der Suprematismus in der Sammlung Ludwig", und weitere werden folgen.
Zur Schenkung an das Museum Schnütgen
Das Ehepaar Ludwig hat Zeit seines Lebens einen engen und freundschaftlichen Kontakt zum Museum Schnütgen gepflegt. Diese Freundschaft wurde auch nach dem Tod von Peter Ludwig intensiv von Irene Ludwig weitergeführt. Im engen persönlichen Kontakt hat sie die Geschicke des Hauses stets interessiert begleitet und großzügig gefördert. Darüber hinaus kamen zwischen 1963 und zuletzt 2010 insgesamt 21 kostbare Dauerleihgaben aus der Sammlung Ludwig an das Museum Schnütgen. 20 davon hat Irene Ludwig dem Museum Schnütgen nun vermacht. Es handelt sich um hochkarätige Werke der Schatzkunst und der Glasmalerei, die nun zum Teil schon seit über fünfzig Jahren ihren festen Platz in der Sammlung haben, viele davon als besondere Höhepunkte. Zwei Bergkristallkreuze und feinste Grubenschmelzarbeiten sind hier ebenso zu finden wie ein ottonisches Reliquienkästchen und weitere Elfenbeinschnitzereien. So zum Beispiel verschiedene Darstellungen zum Thema Memento Mori, unter anderem das weithin bekannte "Tischsargerl" aus der Westschweiz, um 1520 entstanden, das mit seiner besonders ästhetischen und kunstvollen Darstellung des Todes in Ebenholz und Elfenbein dieses Thema besonders eindrucksvoll ergänzt. Erst zur Neueröffnung des Museum Schnütgen 2010 hat Irene Ludwig sich überaus großzügig von sechs einzigartigen Glasmalereien aus dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters Altenberg getrennt, die sie bis dahin in ihren privaten Räumlichkeiten beherbergt hatte. Diese Scheiben sorgen nun zusammen mit den dreizehn weiteren Glasmalereien aus dem gleichen Zusammenhang für ein prächtiges Entrée in das Museum.
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Telefon +49-221-221-26165
Telefax +49-221-221-24114
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Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag (inkl. Feiertage): 10 - 18 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 - 22 Uhr
Montags geschlossen.
Eintritt
Eintrittskarten sind den ganzen Tag gültig und berechtigen zum Eintritt in die Sammlungsräume und in alle Sonderausstellungen.
Erwachsene: 10,00 € ermäßigt: 7,00 € (Kinder unter 14 Jahren, Schüler, Studenten, Auszubildende, Wehr- und Ersatzdienstleistende gegen Vorlage eines gültigen Ausweises, InhaberInnen des Köln-Passes)
Familien: 20,00 €
Eintritt frei für Kinder unter 6 Jahre
Gruppen (ab 20 Personen): 7,50 € pro Person
Schulklassen sowie die begleitenden LehrerInnen: Eintritt frei in die Sammlung 4,00 € pro Schüler/Lehrer im Sonderausstellungsbereich
Am ersten Donnerstag im Monat gilt ab 17 Uhr ein um 50 Prozent reduzierter Eintrittspreis für die Sammlung und alle Sonderausstellungen von 5,00 € (ermäßigt: 3,50 €).
An diesen Abenden bieten wir jeweils ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Film, Lesungen, Künstlergesprächen und vielem mehr!
Audioguides: Gebühr von 3,- € für Dauer- und Sonderausstellungen. Kostenfrei von der Homepage des Museums auf PC und IPod herunterzuladen.
Museumspädagogik
Das Programm des Museumsdienstes im Museum Ludwig
Angelika von Tomaszewski M.A.
Tel 0221/221-23705
museumsdienst@museum-ludwig.de
Anfahrt und Verkehrsanbindung
Öffentliche Verkerhsmittel: Haltestelle/Station Hauptbahnhof für Bahn, U-Bahn und S-Bahn vom Flughafen Köln/Bonn.
Parken: Parkhäuser befinden sich in unmittelbarer Nähe (Am Dom / Groß St. Martin)
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