Ungewöhnliche Sammlungspräsentation in acht Akten zm 45-jährigen Jubiläum der Städtischen Galerie Wolfsburg
Die Städtische Galerie Wolfsburg zeigt eine ungewöhnliche mehrteilige Neupräsentation ihrer Sammlung. Der in Berlin lebende Künstler Michael Müller (*1970) wurde eingeladen, eine persönliche Auswahl aus den Beständen zu treffen und die Arbeiten neu zu zeigen. Er hat sich entschlossen, nicht nur eine Ausstellung zu kuratieren, sondern die Sammlung in acht aufeinanderfolgenden Fassungen und wechselnden Kontexten zu präsentieren und zu inszenieren. Die einzelnen Fassungen beziehen sich nicht nur unmittelbar auf die Werke der Sammlung, sondern befragen ganz grundsätzlich das Präsentieren von Kunstwerken. Der Eingangsbereich wird u.a. mit einem „Museumsshop“ bestückt, der im Laufe der Serie 500 (!) Bücher beherbergen soll, die eigens für die Ausstellung neu produziert werden.
3. Akt Nachbarschaften und Begrenzungen
The Conditions of Being Art (oder der Amateur) 19. Oktober 2019 – 23. Februar 2020 Die dritte Fassung der Ausstellungsreihe „DEINE KUNST“ nimmt ausgewählte Werke aus den Beständen der hauseigenen Sammlung zum Anlass, mit den Bedingungen und Möglichkeiten des Ausstellens zu experimentieren. Diesmal geht es um Nachbarschaften und Begrenzungen. Wie beeinflussen der Raum und das Umfeld die Werke? Gibt es ein „Gesetz der guten Nachbarschaft“ (Warburg) oder sind alle Werke „der Todfeind“ aller anderen (Adorno)? In den Fokus rückt demgegenüber eine selten beachtete Form der Grenzziehung: der Rahmen, der die Werke umgibt und die Autorschaft beschränkt. Wo hört das Werk auf? Wo fängt der Rahmen an? Was passiert, wenn der Rahmen zum Werk wird? Präsentiert werden jene Werke, die in der zweiten Fassung des Zyklus in Form eines Audioguides zur Sprache kamen, also nur zu hören und nicht zu sehen waren. Sie werden (so viel sei verraten) auch diesmal nicht störungsfrei kuratiert. Gerade die Störungen zeigen, was sonst funktioniert. Die Ausnahmen zeigen die Regeln.
Akt Der Vorhang fällt
Die Krise der Städtischen Galerie Wolfsburg: Lösung und Auflösung / Der Liquidator Februar – April 2019. Die Wände der Räume sind mit grauem Tuch bespannt; die Räume selbst bleiben seltsam leer; nur ein Echolot hallt im Treppenhaus, einsam, wie auf der Suche nach einem Sinn. In der ersten Fassung stehen zahllose Fragen im Raum. Steckt die Sammlung in einer „Krise“? Wann wird ein Ausstellungskontext zum Kunstwerk? Was wird gezeigt, wenn fast nichts gezeigt wird? Kurz: Fast alles wird auseinandergenommen. Neu zusammengesetzt wird es später.
Akt Hören statt Sehen
The Art(ist) is Present / Der Tod des Autors wird nicht zugelassen 18. Mai – 6. Oktober 2019. Auch hier bleibt die Ausstellung eigentümlich leer. An den Wänden sind kleine Titelschilder angebracht, die Informationen zu einzelnen Werken enthalten (pflichtschuldig, so wie immer). Name, Titel, Jahr, Maße, Materialien etc. sind nüchtern aufgelistet und in vielen Fällen um eine Nummer ergänzt, die dem Werk im begleitenden Audioguide gegeben wurde. Die Werke werden nicht gezeigt Der Audioguide steht im Zentrum der Präsentation. Durch ihn werden die Sammlungsbestände „zur Sprache“ gebracht. Die Ausstellung entsteht im Kopf. Wird der Ausstellungskontext zum Werk? Sehen wir alle die gleiche Ausstellung?
Städtische Galerie Wolfsburg
SCHLOSSSTRASSE 8
38448 Wolfsburg
www.staedtische-galerie-wolfsburg.de
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