Feldversuch #5: Saito – Ay-O
20.11.2025 - 22.11.2026 | Museum Abteiberg, Mönchengladbach
Eingabedatum: 16.11.2025

Mit Feldversuch #5: Saito – Ay-O geht die alphabetisch strukturierte Versuchsreihe, in der die Fluxus-Bestände von SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH seit 2021 präsentiert werden, ab dem 20. November 2025 in die letzte Runde.
Seit 2017 im Besitz des Museums Abteiberg, soll SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH langfristig in Form eines Schaumagazins zu einer Anlaufstelle für Forschung zu Fluxus und Kunst der 1960er und 1970er Jahre werden. Zur Vorbereitung auf die Einrichtung eines solchen Ausstellungsformats inmitten des Museums ist in der letzten Ausgabe der Feldversuche die
Meinung des Publikums gefragt: Wie haben den Besucher:innen die Feldversuche gefallen?
Was wünschen sie sich für das geplante Schaumagazin?
Die gesammelten Anregungen fließen in den kommenden Jahren in die Entwürfe für die Präsentation des Gesamtbestands von SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH ein. Gleichzeitig stehen die Bestände des alphabetischen Abschnitts S (wie „Saito“) – A (wie „Ay-O“) im Fokus, sodass die Ausstellungsreihe, die 2021 mit „B“ wie „Beuys“ begann, ihren Abschluss findet.
Dorothee und Erik Andersch (beide 1940 – 2021) waren ein wichtiger Bestandteil des rheinischen Fluxus-Netzwerks der 1960er und 1970er Jahre. Im Studentenwohnheim Regenbogen in Düsseldorf boten sie einigen Künstler:innen, wie u.a. Takako Saito, eine Unterkunft und enge Freundschaften entwickelten sich. Auf dieser persönlichen Basis entstand ab 1968 eine Sammlung, die den Fluxus-Begriff weit fasst.
Gerade die vielfältigen Schachspiele von Takako Saito zeigen einmal mehr, welch großen Stellenwert das Spielerische bei Fluxus einnimmt: Play Chess with the Sun! von 1993 besteht aus einer Sonnenbrille in einem Etui. Während auf das rechte Brillenglas ein Schachbrett aufgemalt ist, trägt das linke Glas die schlichte Aufforderung „HELLO! LET’S PLAY CHESS.“ Spielfiguren gibt es jedoch nicht. Die studierte Erzieherin Takako Saito beschäftigte sich seit den 1950er Jahren mit der Idee, dass in jedem Menschen ein schöpferisches Potential steckt. Ihre Schachspiele regen diese schöpferischen Kräfte beim Publikum an, indem die Spielregeln selbst entwickelt werden müssen. Doch auch andere Fluxus-Künstler:innen wie Ben Vautier entwickelten Arbeiten, die zum Spielen einladen, was den partizipativen Netzwerk-Charakter von Fluxus widerspiegelt. In diesem Sinne können die Besucher:innen während der Ausstellungslaufzeit verschiedene Gesellschaftsspiele im Museumscafé nutzen und ausprobieren. Zudem organisieren die MG_Artfriends anlässlich der Eröffnung und während der Laufzeit Spieleabende, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Ausstellungsgespräche mit der Kuratorin Melanie Seidler und der Projektleiterin Dr. Felicia Rappe geben am Eröffnungsabend anstelle der sonst üblichen offiziellen Reden Einblicke in das erweiterte Fluxus-Netzwerk von Dorothee und Erik Andersch.
Daneben findet die Präsentation der neuen Jahresgaben des Museumsvereins statt.
Nicht nur im Café, sondern auch im Ausstellungsraum haben die Besucher:innen die Möglichkeit zu spielen: Ab 1964 produzierte Ay-O seine Finger Boxes. Hierbei handelt es sich um Schachteln mit einem oder mehreren Löchern, durch die man einen Finger stecken kann. Der Inhalt der Finger Box bleibt verborgen und muss mit dem Finger ertastet werden. Ay-O möchte sein Publikum mit diesen Schachteln ermutigen, das Alltägliche als tiefgründig zu betrachten und es durch das Spiel von komplexen Gedankengängen zu befreien. Da die originalen Finger Boxes aus konservatorischen Gründen nicht von den Besucher:innen berührt werden dürfen, hat das Museum für die Ausstellung einen Kasten mit Löchern gebaut, der benutzt werden kann.
Humor spielt ebenfalls eine große Rolle bei Fluxus, wie die Schachtel die quadratur des kreises von Tomas Schmit zeigt. 24 Blätter mit Zeichnungen liefern verschiedene Ansätze, um das im Titel benannte mathematische Problem künstlerisch zu lösen: Mit beispielsweise Bügeleisen, Luftpumpe oder Sprengstoff sollen die geometrischen Formen Quadrat und Kreis in die jeweils andere transformiert werden. Dabei zeigt sich zugleich der konzeptionelle Ansatz von Fluxus: Nicht das handwerklich virtuose Kunstwerk steht im Fokus, sondern die Idee. Das eigentliche Kunstwerk entsteht in den Gedanken der Betrachter:innen.
Die Ausstellung präsentiert neben Werken von Takako Saito und Ay-O unter anderem auch Tomas Schmit, Mieko Shiomi, Daniel Spoerri, Ben Vautier, Wolf Vostell, Robert Watts und Emmett Williams.
Feldversuch #1: Beuys (2021/22) [ursprünglich: WERKSTATTBERICHT SAMMLUNG/ARCHIV
ANDERSCH (BEUYS)]
Feldversuch #2: Brecht – Filliou (2022/23)
Feldversuch #3: Fine – Knowles (2023/24)
Feldversuch #4: Køpcke – Roth (2024/25)
Feldversuch #5: Saito – Ay-O (2025/26)
Konzept und Ausstellungstexte: Melanie Seidler
Seit 2017 im Besitz des Museums Abteiberg, soll SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH langfristig in Form eines Schaumagazins zu einer Anlaufstelle für Forschung zu Fluxus und Kunst der 1960er und 1970er Jahre werden. Zur Vorbereitung auf die Einrichtung eines solchen Ausstellungsformats inmitten des Museums ist in der letzten Ausgabe der Feldversuche die
Meinung des Publikums gefragt: Wie haben den Besucher:innen die Feldversuche gefallen?
Was wünschen sie sich für das geplante Schaumagazin?
Die gesammelten Anregungen fließen in den kommenden Jahren in die Entwürfe für die Präsentation des Gesamtbestands von SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH ein. Gleichzeitig stehen die Bestände des alphabetischen Abschnitts S (wie „Saito“) – A (wie „Ay-O“) im Fokus, sodass die Ausstellungsreihe, die 2021 mit „B“ wie „Beuys“ begann, ihren Abschluss findet.
Dorothee und Erik Andersch (beide 1940 – 2021) waren ein wichtiger Bestandteil des rheinischen Fluxus-Netzwerks der 1960er und 1970er Jahre. Im Studentenwohnheim Regenbogen in Düsseldorf boten sie einigen Künstler:innen, wie u.a. Takako Saito, eine Unterkunft und enge Freundschaften entwickelten sich. Auf dieser persönlichen Basis entstand ab 1968 eine Sammlung, die den Fluxus-Begriff weit fasst.
Gerade die vielfältigen Schachspiele von Takako Saito zeigen einmal mehr, welch großen Stellenwert das Spielerische bei Fluxus einnimmt: Play Chess with the Sun! von 1993 besteht aus einer Sonnenbrille in einem Etui. Während auf das rechte Brillenglas ein Schachbrett aufgemalt ist, trägt das linke Glas die schlichte Aufforderung „HELLO! LET’S PLAY CHESS.“ Spielfiguren gibt es jedoch nicht. Die studierte Erzieherin Takako Saito beschäftigte sich seit den 1950er Jahren mit der Idee, dass in jedem Menschen ein schöpferisches Potential steckt. Ihre Schachspiele regen diese schöpferischen Kräfte beim Publikum an, indem die Spielregeln selbst entwickelt werden müssen. Doch auch andere Fluxus-Künstler:innen wie Ben Vautier entwickelten Arbeiten, die zum Spielen einladen, was den partizipativen Netzwerk-Charakter von Fluxus widerspiegelt. In diesem Sinne können die Besucher:innen während der Ausstellungslaufzeit verschiedene Gesellschaftsspiele im Museumscafé nutzen und ausprobieren. Zudem organisieren die MG_Artfriends anlässlich der Eröffnung und während der Laufzeit Spieleabende, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Ausstellungsgespräche mit der Kuratorin Melanie Seidler und der Projektleiterin Dr. Felicia Rappe geben am Eröffnungsabend anstelle der sonst üblichen offiziellen Reden Einblicke in das erweiterte Fluxus-Netzwerk von Dorothee und Erik Andersch.
Daneben findet die Präsentation der neuen Jahresgaben des Museumsvereins statt.
Nicht nur im Café, sondern auch im Ausstellungsraum haben die Besucher:innen die Möglichkeit zu spielen: Ab 1964 produzierte Ay-O seine Finger Boxes. Hierbei handelt es sich um Schachteln mit einem oder mehreren Löchern, durch die man einen Finger stecken kann. Der Inhalt der Finger Box bleibt verborgen und muss mit dem Finger ertastet werden. Ay-O möchte sein Publikum mit diesen Schachteln ermutigen, das Alltägliche als tiefgründig zu betrachten und es durch das Spiel von komplexen Gedankengängen zu befreien. Da die originalen Finger Boxes aus konservatorischen Gründen nicht von den Besucher:innen berührt werden dürfen, hat das Museum für die Ausstellung einen Kasten mit Löchern gebaut, der benutzt werden kann.
Humor spielt ebenfalls eine große Rolle bei Fluxus, wie die Schachtel die quadratur des kreises von Tomas Schmit zeigt. 24 Blätter mit Zeichnungen liefern verschiedene Ansätze, um das im Titel benannte mathematische Problem künstlerisch zu lösen: Mit beispielsweise Bügeleisen, Luftpumpe oder Sprengstoff sollen die geometrischen Formen Quadrat und Kreis in die jeweils andere transformiert werden. Dabei zeigt sich zugleich der konzeptionelle Ansatz von Fluxus: Nicht das handwerklich virtuose Kunstwerk steht im Fokus, sondern die Idee. Das eigentliche Kunstwerk entsteht in den Gedanken der Betrachter:innen.
Die Ausstellung präsentiert neben Werken von Takako Saito und Ay-O unter anderem auch Tomas Schmit, Mieko Shiomi, Daniel Spoerri, Ben Vautier, Wolf Vostell, Robert Watts und Emmett Williams.
Feldversuch #1: Beuys (2021/22) [ursprünglich: WERKSTATTBERICHT SAMMLUNG/ARCHIV
ANDERSCH (BEUYS)]
Feldversuch #2: Brecht – Filliou (2022/23)
Feldversuch #3: Fine – Knowles (2023/24)
Feldversuch #4: Køpcke – Roth (2024/25)
Feldversuch #5: Saito – Ay-O (2025/26)
Konzept und Ausstellungstexte: Melanie Seidler
20.11.2025 - 22.11.2026
Museum Abteiberg, Mönchengladbach
Abteistraße 27, 41061 Mönchengladbach
Presse
Kontext
Einordnung:Die vorgestellten Werke sind dem internationalen Fluxus-Netzwerk der 1960er und 1970er Jahre zuzuordnen, mit einem spezifischen Fokus auf dessen rheinischer Ausprägung. Künstler wie Takako Saito, Ay-O und Tomas Schmit stehen exemplarisch für die zentralen Anliegen dieser Bewegung: die Aufhebung der Trennung von Kunst und Leben durch partizipatorische und spielerische Elemente. Ihre Arbeiten, oft in Form von Schachteln, Spielen oder Handlungsanweisungen, unterlaufen den traditionellen Werkbegriff. Im Zentrum steht nicht das ästhetische Objekt, sondern die konzeptuelle Idee, die das Publikum zur Interaktion und zum Mitdenken anregt. Dieser Ansatz, der Humor und Alltagsmaterialien integriert, macht Fluxus zu einem wichtigen Vorläufer der Konzept- und Performancekunst.








