Ein Virus legt die Wirtschaft lahm: Hilfspakete, Mehrwertsteuersenkung, Abwrackprämien, der Staat als Großaktionär – alles kommt auf den Prüfstand, um die Konsumgesellschaft in Schwung zu bringen. Aber ist es überhaupt sinnvoll und richtig, die Wirtschaft nach der Bewältigung der Pandemie in allen Bereichen wieder vollständig hochzufahren? Befindet sich das „Raumschiff Erde“ (Buckminster Fuller 1968) nicht längst auf einem bedrohlichen Kollisionskurs? Die planetarischen Grenzen des Wachstums sind überschritten und ökologische Probleme wie der Klimawandel und das Artensterben sind die großen Herausforderungen der Gegenwart. Wäre da nicht jetzt ein günstiger Zeitpunkt, die Wachstumskritik verstärkt in das öffentliche Bewusstsein zu rufen und aus dem alten Credo „less is more“ mehr zu machen als einen ästhetischen Lifestyle der Bessergestellten? Lässt sich in der Kunst eine Sprache für ein Umdenken entwickeln?
Der Kasseler Kunstverein bietet mit „- = + “ eine Plattform für die Präsentation und Diskussion gesellschaftskritischer Positionen. Das Konzept setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Künstler*innen der Region. Denn es sind gerade lokale Strukturen, die weniger Ressourcen verbrauchen und ein nachhaltigeres Wirtschaften ermöglichen. Architektonisch wird die Idee „- = +“ in einer Raum-im-Raum Situation abgebildet, die vorhandene Materialien nutzt und die Ausstellungsfläche verkleinert: Mehrwert durch Reduktion – der Raum als Übungsgelände und Schau-Platz der Postwachstumsästhetik.
In Zusammenarbeit mit dem Kulturdezernat der Stadt Kassel kommt in dieser Ausstellung zum ersten Mal ein neuer städtischer Fördertopf zum Tragen. Mit ihm werden Honorare für Künstler*innen finanziert, die in Kassel ausstellen. Damit möchte die Stadt im Sinne der „Kulturkonzeption Kassel 2030“ einen Beitrag zu einer faireren Entlohnung im Kulturbereich leisten. Die Honorare dienen entsprechend nicht der Finanzierung anfallender Ausstellungskosten, sondern werden vollumfänglich an die jeweiligen Künstler*innen weitergeleitet. „Eine großartige Unterstützung für die Kasseler Kunst- und Kulturszene und deren Engagement für ein innovatives Kassel“, freut sich der Vorstand des Kassler Kunstvereins.
Kulturdezernentin Susanne Völker beschrieb die Motive, die im Rahmen der gemeinsamen Entwicklung der Kulturkonzeption Kassel 2030 zur neuen Förderung im Bereich der Künstlerhonorare geführt haben: „Bei Konzerten, Theateraufführungen und Lesungen ist es in der Regel selbstverständlich, dass an die beteiligten Künstlerinnen und Künstler Honorare gezahlt werden. Im Bereich der Bildenden Kunst ist das leider noch immer nicht der Fall. Das möchten wir nun auf kommunaler Ebene ändern. Ich freue mich deshalb, dass die erste Ausstellung, die in Kassel aus diesen Mitteln gefördert wird, „Ideen für ein Umdenken“ im Kunstverein präsentiert.“
Teilnehmende Künstler*innen
25.07. - 18.10.
Sarah Metz / Janosch Feiertag
Think different, think Oberflächenveredelung.
25.07.- 16.08.
Helena Schätzle / Sudharak Olwe
22.08. – 06.09.
Echo Can Luo / martinafischer13
12.09. – 27.09.
Lisa Dreykluft / Holger Jenss
03.10. – 18.10.
Romina Abate / Mike Huntemann
Kasseler Kunstverein
Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
www.kasselerkunstverein.de
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