Was hat es mit dem Titel der Ausstellung für eine Bewandtnis?
Koen Vermeule schreibt in seinem neuen Katalog „Fensterbilder“ eine Hommage an Oskar Schlemmer:
„Wenn ich reise, gibt es drei Künstler, die ich immer mitnehme: Seurat, Spilliaert und Schlemmer. Ihr Werk steht mir sehr nahe, es fühlt sich wie eine Familie an. Aber bei Oskar Schlemmer gibt es etwas, das über seine Arbeit hinausgeht und mich beeinflusst hat. Er hat mir gezeigt, dass man sich als Künstler in Zeiten großer Verzweiflung, ohne Ressourcen und seiner Familie beraubt, neu erfinden kann. Schlemmer wurde 1937 von den Nazis zum "entarteten Künstler" erklärt und mit einem Arbeitsverbot belegt. Zur Seite geschoben. Er wurde von der Kunsthochschule in Berlin entlassen, seine Retrospektive in Stuttgart wurde kurz nach der Eröffnung abgebaut. Über einen befreundeten Kunstsammler bekam er eine Anstellung bei der Farbenfabrik „Herberts“ in Wuppertal. Im Sommer 1942 malte er in einer Wuppertaler Dachkammer heimlich 18 kleine Arbeiten auf Papier: die gegenüberliegende Straßenseite, von seinem Fenster aus gesehen. Die Sujets sind belanglos, aber vielleicht gerade das macht sie so außergewöhnlich. Das Abendessen des Nachbarn, eine Frau beim Bügeln und beim Wäsche aufhängen. Er entdeckte das Arbeiten aus der Wirklichkeit wieder, nannte die Serie „Fensterbilder" und bezeichnete eines davon sogar als reinste Darstellung seiner selbst. Die Fensterbilder sind Oskar Schlemmers "letztes Wort". Die Serie ist beeindruckend, schön, intim. Eine Ode an das Schauen. Aufgrund der Pandemie mit ihren Abriegelungen und Isolierungen erleben alle eine größere Distanz zur Welt, und ich habe öfter an Schlemmers Werk gedacht. Die Betrachtung der Welt aus der Ferne. Ich fühle eine Verbindung zu Schlemmer. Seine postkartengroßen Arbeiten, die auf dem Wuppertaler Dachboden entstanden sind, haben meine Sichtweise tief beeinflusst.“
Kuratiert von Thomas Trümper
Kunstverein Bremerhaven von 1886 e.V.
Karlsburg 4
27568 Bremerhaven
kunstverein-bremerhaven.de/
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