Mit der Ausstellung (Un)Sichtbarkeit von Gewalt widmet sich die KUNSTHALLE GIESSEN im Sommer 2025 der Frage, wie Kunst Gewalt begegnet.
Die multimediale Gruppenausstellung bringt internationale Positionen zusammen, die unterschiedliche Formen und Mechanismen von Gewalt erfahrbar machen, dokumentieren oder kritisch reflektieren.
Kriegsgeschehen, medial omnipräsent und scheinbar endlos, prägen unsere Sehgewohnheiten und dominieren die öffentliche Wahrnehmung.
Neben deutlich sichtbarer Gewalt, wie der brachialen Zerstörung von Gebäuden und Kulturgütern, dem Anblick von zivilen Opfern oder Bildern von Vertriebenen und Geflüchteten, nimmt die Ausstellung vor allem auch die oft unsichtbaren Facetten von Gewalt in den Blick.
Strukturelle, psychische oder geschlechtsspezifische Gewalt, insbesondere gegen Frauen und Minderheiten, sowie die daraus entstehenden Traumata und seelisches Leid bleiben häufig verborgen.
Auch ideologisch-religiöser Hass, der über Generationen weitergegeben wird und Frauen unverhältnismäßig oft trifft, ist oftmals nicht sichtbar oder wird gezielt verdrängt.
Scham und gesellschaftliche Ächtung schützen nicht selten die Täter, während die Folgen für die Betroffenen
tiefgreifend und langfristig sind.
(Un)Sichtbarkeit von Gewalt möchte diesen ungleichen Machtstrukturen und visuellen Regimen die Gewalt zugrunde liegen nachgehen: Welche politischen, medialen und gesellschaftlichen Kräfte entscheiden darüber, was wir sehen und was verdrängt bleibt? >
Wie wird Gewalt dokumentiert, instrumentalisiert oder zensiert?
Mit welchen kreativen und künstlerischen Ansätzen kann Gewalt wahrnehmbar gemacht werden?
Wie nutzen Künstler:innen Strategien wie Verfremdung, Zensur, Dokumentation, oder Spektakularisierung um Gewalt darzustellen oder zu verschleiern?
Die Ausstellung vereint Werke zeitgenössischer internationaler Künstler:innen die Gewalt in ihren vielfältigen Erscheinungsformen erforschen, multimedial darstellen und dokumentieren: von psychischen und physischen Traumata über strukturelle und institutionalisierte Gewalt bis hin zu ihrer Ästhetisierung und medialen Vermittlung.
Ausgehend von Themenfeldern wie Traumata und psychische Gewalt, (sexuelle) Gewalt gegen Frauen*, Gewalt gegen Minderheiten und (politische) Instrumentalisierung von Gewalt entspinnt sich in der Ausstellung ein Netzwerk von Ungerechtigkeit und Widerstand, das verdeutlicht, wie eng diese Formen der Gewalt miteinander verflochten sein können.
(Un)Sichtbarkeit von Gewalt konzentriert sich bewusst auf bereits bestehende Arbeiten.
Dabei wird auch sichtbar, dass Konfliktzonen, die bereits zu Beginn der 2000er Jahre in den Fokus der medialen und künstlerischen Auseinandersetzung rückten, nicht nur weiterhin bestehen, sondern sich in vielen Fällen bis heute zugespitzt haben.
Die Ausstellung zeigt, wie Unterdrückung, Machtmissbrauch und andere Formen von Gewalt historische Muster aufgreifen und sich in ihrer Ausprägung immer wieder neuformieren.
Dies wird oft verstärkt durch gesellschaftliche, technologische und politische Entwicklungen.
Sie lädt dazu ein, Gewalt nicht nur als zeit- und ortsgebundenes Phänomen zu betrachten, sondern als ein sich wiederholendes Narrativ, das tief in globalen Machtstrukturen verwurzelt ist, welche seit der Kolonialzeit bis in die Gegenwart bestehen.
(Un)Sichtbarkeit von Gewalt ist eine Einladung, über die Mechanismen der Gewalt in unserer Gesellschaft nachzudenken – sowohl über das, was gezeigt wird, als auch über das, was verborgen bleibt.
Sie ruft dazu auf, Gewalt nicht als Spektakel zu konsumieren oder Angesichts der globalen Geschehnisse und medialen Überfrachtung der Abstumpfung anheimzufallen sondern sich aktiv mit den Machtstrukturen und (Un)Rechtssystemen auseinanderzusetzen, die sie ermöglichen.
Ein kuratiertes Filmprogramm begleitet die Ausstellung und vertieft ihre Themengebiete.
23.08.2025 - 02.11.2025
Kunsthalle Gießen
Berliner Platz 1, 35390 Gießen
https://kunsthalle-giessen.de/