Die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch Stile, Moden und Trends, denen wir bestimmte Künstlergruppierungen zuordnen. Jede Periode kennt aber auch ihre exzentrischen Außenseiter, die sich nicht kategorisieren lassen und von den üblichen Disziplinen der bildenden Kunst abweichen. In diesem Sinne vereint die Ausstellung "Eccentrics" zehn Künstlerpositionen aus den USA, Italien, Schweden und österreich, die jeweils sehr unterschiedlichen Generationen angehören - von der jungen Italienerin Sissi bis zu der über 90-jährigen Louise Bourgeois.
Gemeinsam ist den sonst sehr unterschiedlichen Werken und Arbeitsansätzen eine besondere Affinität für ausgefallene Materialien und der unkonventionelle Umgang mit klassischen Medien wie z. B. Skulptur, Zeichnung und Fotografie. Von den Vanitas-Stilleben der Keramiker Bertozzi & Casoni über die Stoffinstallationen von Sissi und die Videos von Lars Siltberg bis hin zu den Chromstahl-Skulpturen der Amerikanerin Rona Pondick und den Lackreliefs von Claudio Massini sind in dieser Ausstellung viele mediale überraschungen zu entdecken.
Das eigentlich verbindende Element der versammelten Werke liegt jedoch in der Vorstellungswelt der einzelnen Arbeiten, die der Idee eines hermetisch geschlossenen, schöpferischen Systems folgt. Meist liegt den Positionen das Ideal der Einheit von Werk, Leben und Persönlichkeit des Künstlers zu Grunde. Viele der Arbeiten scheinen durchdrungen von einer stilisierten Selbstdarstellung mit bisweilen exzentrischem Eigensinn.
Die Ausstellung "Eccentrics" vereint bewusst Kunstwerke, die von einem ausgeprägten Verweischarakter gekennzeichnet sind, der jedoch meist ins Unauflösbare führt. Dem Betrachter eröffnen sich phantastische bis surreale Welten, die wie ein Seelenspiegel besonders ausgeprägter Künstlerpersönlichkeiten zu lesen sind. Die Darstellung des Körpers wird in seiner Auflösung in Hybridformen wie Mensch-Tier, Technik-Natur, RealitätTraum zur Metapher einer sich von der banalen Alltagsrealität abwendenden Lebenshaltung. Menschliche Begierden und Verlangen sowie die Faszination für phantastische, futuristische und technoide Zwitterwesen verbinden sich so z. B. in den Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Rona Pondick und den übergroßen, Raum füllenden Skulpturen des österreichers Bruno Gironcoli. Die Kunstfiguren von Peter Senonor hingegen brechen mit klassischen Geschlechter- und Rassenzuschreibungen, in dem er science-fictionhafte künstliche und hermaphrodite Mischlingswesen kreiert. Anleihen fremder Kulturen treten - wie auch bei anderen Werken dieser Ausstellung - besonders in den Arbeiten des Römers Luigi Ontani zu Tage. So präsentiert er sich selbst immer wieder aufs Neue als kreatürliche Metapher in Form mythologischer und literarischer Fabelwesen.
Auch wenn einige der Künstler bereits Weltruhm erlangt haben, wurden diese Nonkonformisten auf dem Markt oft ausgegrenzt oder erst spät akzeptiert. Ausgeprägte Einzelgänger sowie das Entwickeln eigener, widerspenstiger Gegenwelten, haben es in der schnelllebigen, auf Trends und Wiedererkennung setzenden Kunstwelt häufig schwer. Die hier vorgeführten, sehr komplexen und eigensinnigen Künstlerpositionen stellen herausragende Ausnahmen der Kunstentwicklung der letzten Jahre dar und werden den Ausstellungsbesucher mit vielen Rätseln und Überraschungen konfrontieren.
Künstler der Ausstellung: Bertozzi & Casoni, Louise Bourgeois, Bruno Gironcoli, Rolf Koppel, Claudio Massini, Luigi Ontani, Rona Pondick, Peter Senoner, Sissi, Lars Siltberg
Abbildung: Peter Senoner, LEM white & Sensoroticron, (Detail) 2001-2005, 200 x 150 x 50 cm, Bronze einbrandlackiert, Kryolithglas, Holz, (bronze burned polish, kryolithe glass, wood)
Öffnungszeiten: Mi 14-17 Uhr, So 14-18Uhr und nach Vereinbarung
Ursula Blickle Stiftung,
Mühlweg 18
D-76703 Kraichtal-Unteröwisheim
Tel +49 7251 60919
ursula-blickle-stiftung.de
ch
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