Mit Rosa Barba stellt der Kunstverein Braunschweig eine Filmemacherin vor, die sich an der Schwelle zwischen Dokumentation und Fiktion bewegt. Parallel dazu werden Arbeiten des Mexikanischen Künstlers Francisco Montoya Cázarez zu sehen sein, die sich mit der gesellschaftlichen Situation seines Heimatlandes Mexiko auseinandersetzen.
In Rosa Barbas (geb. 1972 in Agrigent/Italien, lebt in Berlin) Filmarbeiten sind häufig Orte zu sehen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, die irgendwie andersartig sind. "The Long Road" (2010) zeigt eine verlassene Autorennstrecke in der kalifornischen Wüste, die von oben gesehen wie ein seltsames Zeichen wirkt, ein Loop der ins Nichts führt. Barbas Interesse für ungewöhnliche Zeichen offenbart sich auch in ihrem Film "A Private Tableaux" (2010). Hier nimmt sie Bilder eine Untertunnelung auf, an deren Decke sich kryptische Markierungen befinden. Was zunächst wie archaische Höhlenmalereien anmutet, entpuppt sich als technische Markierungen von Bauarbeitern, die Risse in den Wänden untersuchen.
Dieses Oszillieren zwischen dokumentarischer Beobachtung und subjektiver Fantasie begegnet uns auch in ihrem Film "Outwardly from Earth’s Centre" (2007). Ausgehend von einem realen, geologischen Phänomen, wonach die schwedische Insel Gotska Sandön jährlich um einen Meter vom Festland abdriftet, entwirft Rosa Barba eine fiktive Narration, in der die Bewohner das Abtreiben ihrer Insel zu stoppen versuchen.
Während Rosa Barba die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion auslotet und dabei häufig surreal-humorvolle Situationen entwirft, beschäftigt sich der mexikanische Künstler Francisco Montoya Cázarez (geb. 1985 in Cuernavaca, Mexiko) mit der realen gesellschaftlichen Situation seines Heimatlandes.
DIe Ziegenböcke, Papageien und Hähne, die seine Tuschezeichnungen bevölkern, wirken auf den ersten Blick wie folkloristische Klischees. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich jedoch die nähere Bedeutung dieser eigenartigen Tierwelt: die Tierfiguren beziehen sich allesamt auf Decknamen für verschiedene Drogen und Waffen, die Montoya Cázarez zu regelrechten Drogenkriegs-Szenarien kombiniert.
In seinen Performances und Filmen knüpft Montoya Cázarez zudem an die ambivalente Rolle der mexikanischen Musik an, in der sich traditionelle Heldenlieder neuerdings mit gewalt- und drogenverherrlichenden Inhalten verflechten. Für den Film "Das Bundesständchen" (2010) singt Montoya Cázarez vor dem Bundeskanzleramt eine ‚Serenata‘ für die Kanzlerin. Während ein solches Ständchen traditionell um die Gunst und Liebe einer Frau wirbt, erzählt es hier - in ironischem und humorvollem Ton - von der Zerrissenheit des mexikanischen Volkes zwischen Stolz und Leid.
Abbildung: Rosa Barba,
Outwardly from Earth’s Centre, 2007,
16mm Film u?bertragen auf Video,
Courtesy the artist, carlier | gebauer, Berlin
und Gió Marconi, Mailand
Öffnungszeiten:
Di-So 11-17 Uhr
Do 11-20 Uhr
Kunstverein Braunschweig
Lessingplatz 12
38100 Braunschweig
kunstverein-bs.de
Verena Straub
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