Foto: Luzie Sieckenius
Neben großen schwarzen Leinwänden ragen opulente, farbige Aluminium-Skulpturen plastisch in den Raum. Wenige Schritte weiter ruht eine monumentale Installationen aus Holz in der Mitte, ihre Skizze findet sich auf filigranen Zeichnungen.
Das Werk des amerikanischen Bildhauers und Malers Frank Stella (geb. 1936) ist eigenwillig. Die wenigsten seiner Arbeiten lassen sich bestimmten Stilrichtungen zuordnen und doch wurde er zu einem der bedeutendsten Repräsentanten der amerikanischen Malerei der 50er und 60er Jahre. Eine Zeit, in der die Malerei zu ihrer Identität und einem historischen Höhepunkt fand.
Das Kunstmuseum Wolfsburg würdigt den 75-jährigen Künstler nun mit einer Retrospektive, die den bisher umfassendsten Überblick über sein Werk bietet. Zusammen mit dem Direktor und Kurator Markus Brüderlin, inszenierte Stella die Ausstellung mit 63 großformatigen Arbeiten und ca. 80 Skizzen größenteils selbst und zeigt thematisch seine eigenständige Entwicklung vom Minimalismus bis heute.
Trotz ständigen Wandels arbeitete Stella strikt in Serien. Das frühe Gemälde “Morro Castle” aus der Black Paintings-Serie von 1958 zeigt seine abstrakten Anfänge. Ein gleichmäßig aufgetragenen dumpfes Schwarz mit ausgesparten hellen Streifen, geometrisch streng durchkomponiert. Der Betrachter soll sich auf genau das besinnen, was er sieht. “What you see is what you see” (Frank Stella). Alles Gestische ist verbannt. Entscheidungen während des Arbeitsprozesses sind weitgehend aufgehoben.
Es folgen die "Shaped Canvases", die "geformten Leinwände", mit denen der Künstler das rechteckige Bildformat abwandelte. So geht es immer wieder in seinem Werk um die Erweiterung der scheinbar begrenzten Mittel.
Stellas erstes Relief, mit dem er sich von der Minimal Art entfernte, ist das Schlüsselwerk “Grodno III” (1973) aus der Polish Village-Serie. Die Leinwand hängt nicht mehr parallel zur Wand, jede farbige Fläche erhält eine eigene geometrische Form. Das Material Karton kommt hier auch zum ersten Mal zum Einsatz und trägt zur Formung unregelmäßiger Oberflächen bei. Stella beschreibt diese Abstraktion von der Fläche zum Raum als “etwas, das zwischen zwei- und dreidimensionalem Raum liegt. 2,7-dimensional sozusagen.”
Literarisch inspiriert von Herman Melville, schuf Stella die Moby-Dick-Serie, nach dessen gleichnamigen Roman. “The Grand Armada” von 1989 besteht aus vielen gebogenen, sich überlagernden bunten Aluminiumflächen. Ein bizarres Zusammenspiel zerschnittener Formen, die an Zahnräder oder die tosende See erinnern.
Circa 80 Arbeiten auf Papier runden die Schau ab und dokumentieren, wie Frank Stella sich von den Black Paintings zu den ersten Reliefs vorarbeitete. Es sind Entwürfe und Konstruktionsskizzen, die meist den Anfang einer neuen Serie darstellen. Die Zeichnungen zeigen, anders als die abstrakte Malerei, einen stärker experimentellen Charakter und rücken das Zeichnen als Medium des Erfindens in den Fokus.
Die Ausstellung dokumentiert nochmals auf beeindruckende Weise wie vielfältig Frank Stella den existenziellen Bedingtheiten von Malerei nachspürte. Von seinen Black Paintings über die er sagt “(sie) sind wie die eigenen Kinder. Gott beschütze sie, aber letztendlich müssen sie ihren eigenen Weg gehen.”. Über die Shaped Canvases und Reliefs, die die Schnittstellen zwischen Skulptur und Bildfläche neu definieren bis hin zu den Skulpturen, die sich im realen Raum behaupten und dennoch im malerischen Raum verhaftet bleiben.
Fotos: Luzie Siekenius
Frank Stella
Die Retrospektive
Werke 1958 - 2012
08.09 - 20.01.2012
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerlplatz 1
38440 Wolfsburg
kunstmuseum-wolfsburg.de
Luzie Sieckenius
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