„My House is on Fire“ heißt die neue Ausstellung des Horst-Janssen-Museums Oldenburg, die ab dem 9. November 2024 eine Gegenüberstellung von Werken David Lynchs und Horst Janssens zeigt. David Lynch kennen die meisten als international renommierten Regisseur und Avantgardisten der Filmkunst, als Schöpfer von Filmen wie „Mullholland Drive“ (2001), „Blue Velvet“ (1986) oder „Eraserhead“ (1977). Weniger bekannt ist, dass Lynch auch bildender Künstler ist und seine Filme aus der Perspektive seiner Malerei entwickelt. Sein Werk umfasst Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik und sogar musikalische Projekte.
Obwohl der Amerikaner Lynch (*1946) die Werke des Norddeutschen Janssen (1929-1995) nicht kannte und von Janssen nicht überliefert ist, ob er Lynchs Filme je wahrgenommen hat, zeigen sich in ihrem Werk vielfältige und verblüffende Ähnlichkeiten. Beide bedienen sich einer Bildsprache des „Uncanny“ (Engl. des Unheimlichen) und richten ihren Blick auf vermeintlich Vertrautes, das im Zwielicht fremd und mehrdeutig wird. Die Ausstellung „My House is on Fire“ zeigt die beiden Künstler nun erstmals zusammen, kuratiert von Alice Gericke, der Stipendiatin des Horst-Janssen-Museums. 36 Lithografien sowie Filmstills und Kurzfilme David Lynchs werden ausgewählten Radierungen, Zeichnungen und Fotografien Horst Janssens aus den 1960er bis 80er Jahren gegenübergestellt.
David Lynchs Lithografien entstehen seit 2007 in der berühmten Pariser Druckerei-Werkstatt IDEM (ehemals Mourlot), wo bereits Picasso, Matisse und Chagall drucken ließen. Der von ihm für die Ausstellung gezeichnete Titel „My House is on Fire“ gibt als Vexierbild mit dem auf den zweiten Blick sichtbaren „MAISON“ einen Hinweis auf die französische Drucktradition, in die er sich bei IDEM begeben hat. „Gleichzeitig benennt es ein bei ihm häufig vorkommendes Motiv: das Haus, das Frieden und Sicherheit verspricht, in das aber ungebetene Gäste eindringen und in dessen dunklen Ecken Gefahren lauern“, sagt Kuratorin Alice Gericke. Ein weiteres komplexes Bildmotiv bei Lynch ist das Feuer, von dem gleichermaßen Faszination und Gefahr ausgehen.
Janssen bezeichnete sein Zuhause einmal als seinen „Himmelsorkus“ – ein paradoxes Bild, das Geborgenheit und Höllenqual miteinander verbindet. „Auch er fantasierte über das heimische Kaminfeuer, das wärmt, aber auch Städte verschlingen kann. Mit seinen Zeichnungen von Streichholzbriefchen inszenierte er sich anspielungsreich als zündelnder Manipulator“, erläutert Gericke. „Das Haus in Flammen schließlich ist ein Bild der Katastrophe und so gibt Lynchs großformatige Lithografie ‚My House is on Fire‘ unserer Ausstellung ihren Titel.“
Beide Künstler zeigen mit ihren Werken, dass die Oberflächen der scheinbar heilen Welt einem genaueren Blick nicht standhalten, so dass Verdrängtes, Düsteres und Mehrdeutiges zum Vorschein kommen. Technisch gehen Janssen und Lynch dabei jedoch unterschiedlich vor: Janssen arbeitet gewohnt linear und präzise, meist auf einer Kupferplatte, während Lynch auf der glatt geschliffenen Oberfläche eines Lithografiesteins in großen Gesten mit tiefschwarzer Farbe und Lösungsmittel agiert. Dabei schafft er prekäre, unwirkliche Lichtsituationen, die immaterielle Schemen, fein definierte Oberflächen, unklare Körper und Gebilde offenbaren.
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HORST-JANSSEN-MUSEUM OLDENBURG
Am Stadtmuseum 4-8
26121 Oldenburg
www.horst-janssen-museum.de
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