Mit der Ausstellung Der Ungeduld der Freiheit Gestalt zu geben kreist der Württembergische Kunstverein erneut um die vielschichtigen Beziehungen und Gemengelagen zwischen Kunst und Politik, Kunst und Leben, Kunst und Gesellschaft.
Ausgangspunkt sind dabei die jüngeren Formen und Diskurse einer Re/Politisierung der Künste, die in ihrer Heterogenität und ihrem Widerstreit ausgelotet werden sollen. Es geht um künstlerische Praktiken, die die für gescheitert erklärten ästhetischen Utopien der Moderne gleichermaßen einer kritischen Lektüre wie Umbewertung unterziehen und die, jenseits einer naiven Euphorie oder abgeklärten Distanz, die politischen, gesellschaftlichen und kritischen Potenziale der Kunst neu verhandeln. Aktivistische Haltungen und Werke mit konkreten politischen Bezugnahmen werden dabei ebenso berücksichtigt wie Arbeiten, die sich auf eher strukturelle Weise an eine Relektüre, Neuordnung und Neuverortung von Wissen, Macht, Ideologie, Raum und Körper machen. Die Werke nehmen dabei nicht nur Bezug auf, sondern stellen selbst Akte der politischen Artikulation und Subjektivierung dar.
Auf inhaltlicher Ebene nimmt die Ausstellung im Schwerpunkt die Entwicklung von der kapitalistischen Disziplinar- zur neoliberalen Kontrollgesellschaft in den Blick. Es geht um deren Diskurse über Effizienz und Kreativität, deren Raum- und Biopolitiken. Mit künstlerischen Mitteln, die von diversen grafischen Verfahren bis zur Tanz-Choreografie reichen, werden die Räume des Öffentlichen, Privaten und des Arbeitslebens untersucht.
Die Ausstellung setzt an künstlerischen Praktiken an, die zwischen bildender und darstellender Kunst, Dokumentation und Fiktion angesiedelt sind. Methoden der Relektüre und des Reenactments kommt dabei eine besondere Aufmerksamkeit zu: von der Rekonstruktion einer spanischen Folterzelle, die nach Vorlagen von Künstlern wie Kandinsky, Klee und Itten gestaltet wurde, um die Wahrnehmung der Insassen zu irritieren (Romero), bis zur Wiederaufführung einer Pressekonferenz der drei „Generäle“ der Staatlichen Museen von Berlin, Dresden und München, die der Verkündung des gemeinsamen Plans, ein Universalmuseum für Dubai zu konzipieren, diente (Creischer, von Borries, Siekmann).
Zugleich beleuchtet die Ausstellung die zentralen Methoden und Praktiken der modernen Avantgarden – von Schnitt, Montage und Collage bis zum situationistischen détournement (der Umwidmung) und dérive (dem Abschweifen) – im Hinblick auf ihre Relevanz für die Gegenwartskunst.
Zur Ausstellung, die Werke von rund 30 internationalen KünstlerInnen der 1970er Jahre bis heute zeigt – darunter auch einige eigens für die Ausstellung produzierte Werke –, erscheint eine Broschüre. Sie wird von einer Konferenz (5. und 6. Oktober 2013), einer Performance-, Workshop- und Vortragsreihe sowie einem Filmprogramm begleitet. Eine Publikation ist im Anschluss an die Ausstellung geplant.
Württembergischer Kunstverein
Schlossplatz 2
70173 Stuttgart
http://www.wkv-stuttgart.de
PM
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