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Julian Charrière Towards No Earthly Pole

(Öffnungszeiten überprüfen!) - 3. 01. 2021 | Aargauer Kunsthaus, Aarau

In einer grossen Einzelausstellung präsentiert das Aargauer Kunsthaus das Schaffen des jungen Westschweizers Julian Charrière (*1987). Wie die frühen Entdecker zieht es den Künstler in die unwirtlichsten Gegenden der Welt, wie an den Nordpol oder in ein Atomwaffentestgebiet. In seiner neusten Filmprojektion nimmt er das Publikum mit auf seine künstlerischen Expeditionen zu einzigartigen Eislandschaften unseres Planeten. In ausgewählten Fotografien, Skulpturen und Installationen findet der Film einen Echoraum.

Die Ausstellung Towards No Earthly Pole von Julian Charrière lädt zu einer einzigartigen Reise innerhalb der Museumswände ein. Seine neuste Filminstallation Towards No Earthly Pole (2019) zeigt schimmernde Eisberge, klaffende Gletscherspalten und wogende Eismeere. Sie tauchen unvermittelt aus der Dunkelheit auf, um alsbald wieder von ihr verschluckt zu werden. In ihr vereint der Westschweizer Künstler verschiedene Eislandschaften unseres Planeten zu einem sinnlich-poetischen Kosmos. Die raumfüllende, spielfilmlange Projektion lässt das Publikum in diese faszinierende, menschenleere Gegend eintauchen. Das Ausstellungssetting verstärkt das Entrückte der Szenerie: Der Raum versinkt in Dunkelheit und die vibrierende Soundkulisse unterstreicht die Atmosphäre des Films.

Julian Charrière ist als bildender Künstler ebenso Forscher und Reisender als auch Wissenschaftler und Archäologe. Er verbindet mit Leichtigkeit disparate Werke und unterschiedliche Disziplinen miteinander. Wie in dem rätselhaft verhüllten Werk The Purchase of the South Pole (2017). Unter dem Stoff, der auch als Schutzmassnahme gegen das Schmelzen der Gletscher eingesetzt wird, verbirgt sich eine von bleiummantelten Kokosnüssen umgebene Kanone. Mit dem Geschütz bezieht sich Charrière auf Jules Vernes Abenteuerroman Der Schuss am Kilimandscharo (1889), in dem der Nordpol versteigert wird. Mit einem gewaltigen Schuss aus einer Kanone soll die Erdachse geradegerückt werden, um das Polareis zum Schmelzen zu bringen und an die darunterliegenden Bodenschätze zu gelangen. Die Kokosnüsse sind "Souvenirs" von Charrières Expedition zu den seit Jahrzehnten atomverstrahlten Inseln des Bikini-Atolls 2016.

Die Steinskulpturen Not All Who Wander Are Lost (2019) sind grosszügig über den Ausstellungsaal und Innenhof des Kunsthauses verteilt. Es sind Findlinge, die über Jahrtausende hinweg von Gletschern an Orte weitab ihres Ursprungs transportiert wurden und in die der Künstler zahlreiche Löcher gebohrt hat. Die Bohrkerne, welche bei der Entnahme von Bodenanalysen entstehen, verweisen auf die Gewinnung und den Verbrauch natürlicher Ressourcen (einige der Kerne bestehen aus Edelmetallen wie Aluminium, Kupfer, Gold oder Silber). In den Skulpturen Metamorphism (2016) geht der Künstler noch einen Schritt weiter und kreiert als zeitgenössischer Alchemist ein Gestein. Die in Vitrinen ausgestellten Gebilde bestehen aus künstlicher Lava und eingeschmolzenen Computerabfällen.

Der Kontrast zwischen den Elementen Eis und Feuer durchdringt die gesamte Ausstellung. Tropisme (2014) besteht aus schockgefrorenen prähistorischen Pflanzen, die Fotografien The Blue Fossil Entropic Stories (2013) zeigen den Künstler beim Abschmelzen eines isländischen Gletschers. Das Element Feuer findet sich im brennenden Brunnen des Videos And Beneath It All Flows Liquid Fire (2019), wie auch in den aus grossen Obsidian Blöcken geformten Skulpturen Thickens, pools, flows, rushes, slows (2020) wieder. Charrière nutzt die beiden gegensätzlichen Elemente, um Wandel und Transformation zu symbolisieren.

Julian Charrières Neugier und sein Interesse, die Umwelt zu begreifen, führen ihn in Gebiete, die globale Brennpunkte für unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind. Für die Besuchenden wird der Ausstellungsrundgang zu einer Reise durch den künstlerischen Kosmos von Julian Charrière, und bietet gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur.

Die von der ehemaligen Direktorin Madeleine Schuppli initiierte Schau entsteht in Kooperation mit dem MASI (Museo d'arte della Svizzera italiana), Lugano, wo Towards No Earthly Pole vom 27. Oktober 2019 – 15.März 2020 zu sehen war. 2021 wird Towards No Earthly Pole im Dallas Museum of Art, Dallas, Texas präsentiert.

www.aargauerkunsthaus.ch

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