Der belgische Künstler David Claerbout ist mit seinen Installationen ein Grenzgänger zwische Film und Fotografie. Die Ausstellung im Kunstbau der Städtischen Galerie im Lenbachhaus zeigt neueste Produktionen American Car und The Bordeaux Piece sowie eine Auswahl von Arbeiten der letzten Jahre.
"In seinen fotografischen und filmischen Installationen verwendet der belgische Künstler David Claerbout visuelle Materialien, die von bereits vorhandenen historischen Fotografien über rekonstruierte Bilder bis hin zu nach seinen Regieanweisungen gedrehtem Filmmaterial reichen. Dieses Material wird von ihm digital bearbeitet, so dass die mit den Kategorien Fotografie und Film einhergehenden Wahrnehmungsmechanismen konterkariert werden. Viele von Claerbouts Werken sind geprägt von einer gegenläufigen Polarisierung der jeweils spezifischen Eigenschaften des fotografischen und filmischen Bildes. Dies erreicht der Künstler dadurch, dass er dem statischen Bild beinahe unmerklich Bewegung hinzufügt und die Bewegung im filmischen Bild extrem verlangsamt oder die Dauer natürlicher Zeitabläufe wahrnehmbar macht. In diesem Bruch mit den in den Medien etablierten Konventionen filmischer Dramaturgie spiegelt sich Claerbouts zentrales Anliegen, die konventionellen Vorstellungen von Zeit und narrativen Abläufen zu hinterfragen. Alltägliche Erscheinungen wie die Bewegung des Windes in den Blättern eines Baumes oder die Geräuschkulisse eines Gartens werden von ihm derart manipuliert, dass sich der lineare Ablauf von Zeit aufzulösen scheint.
Für den Betrachter bleibt nach dem Wegfall der verbindlichen Wahrnehmungselemente in den Fotografien und Filmen das irritierende und melancholische Gefühl, auf eine elementare Idee des Daseins zurückgeworfen zu sein, in der die Relativität der Bilder selbst und der mit ihnen verbundenen Vorstellungen von Wirklichkeit ins Bewusstsein rückt. Was in Claerbouts Arbeiten zunächst als Wiedergabe des wirklichen Raum-Zeit-Kontinuums erscheint, stellt sich bald als virtuelle Konstruktion heraus. Durch diese Widersprüchlichkeit stellt Claerbout die Frage nach der "Verlässlichkeit" fotografischer Bilder in einer digitalen Welt: Worin kann heute die Bedeutung des Bildes bestehen, wenn es von der Aufnahme bis zur Projektion von endlos veränderbaren elektronischen Signalen definiert wird? Claerbouts Arbeiten bewegen sich an einer Schwelle, an der die Differenzierung zwischen den "alten" Medien Film, Video und Fotografie nicht mehr greift. Sie reflektieren einen kulturellen Status quo, in dem visuelle Informationen beliebig manipuliert werden können und sich die Vorstellung einer verbindlichen Referentialität des medialen Bildes aufhebt.
Die Ausstellung im Kunstbau der Städtischen Galerie im Lenbachhaus zeigt Claerbouts neueste Produktionen American Car und The Bordeaux Piece sowie eine Auswahl von Arbeiten der letzten Jahre. Im Anschluss an die Präsentation im Kunstbau wird die Ausstellung in der Akademie der Künste in Berlin, im Van Abbemuseum in Eindhoven und in Dundee Contemporary Arts in Schottland gezeigt." (Quelle: Presse / Kunstbau Lenbachhaus)
Öffnungszeiten: Di - So 10 - 18 Uhr
Kunstbau Lenbachhaus | Luisenstraße 33 | 80333 München | Tel: 089 / 23 33 20 00
ch
Kataloge/Medien zum Thema:
David Claerbout
Max Liebermann Haus
Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin
Kommunale Galerie Berlin
GEDOK-Berlin e.V.
Galerie Beyond.Reality.