In der vergangenen Woche war es endlich soweit. In der Aula und Universitätskirche St. Pauli Leipzig wurden die Siegerentwürfe für ein nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal der Öffentlichkeit präsentiert. Anlass war der 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution. Ein Grund zum Feiern: Kaum eine Revolution ist so friedlich verlaufen wie die der Ostdeutschen, so dass ihre Würdigung durch ein Denkmal kaum jemand infrage stellen dürfte.
Wie wichtig der Wettbewerb für Freistaat Sachsen ist, zeigte sich zur Eröffnung, bei der neben Gesine Oltmanns (Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Friedliche Revolution) und dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sprachen. Alle waren sich einig, dass die Friedliche Revolution zu einem der wenigen “Glücksmomente der deutschen Geschichte” zählt, wie Gauck betonte.
Der erste Preis ging an das Gemeinschaftsprojekt “Banner, Fahnen, Transparente“ von ZILA Architekt.innen, Architekten, (Clemens Zirkelbach, Peter Ille, Dirk Lämmel und Alexej Kolyschkow), Bea Meyer, Künstlerin und Michael Grzesiak, Architekt. Allesamt aus Leipzig. Der Entwurf überzeugt durch ein schlüssiges Gesamtkonzept, das nicht nur ein Ort der Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch ein Ort für die Auseinandersetzung mit demokratischen Grundfragen in der Gegenwart und Zukunft sein könnte.
50 unregelmäßig über den Wilhelm-Leuschner-Platz verteilte Objekte (Banner, Fahnen und Transparente) in unterschiedlichen Formen und Größen werden im Boden verankert. Alle bestehen aus weiß lackiertem Edelstahl und laden, motiviert durch ihre leeren Flächen, die Betrachtenden zur Partizipation ein. Das Ganze soll eingebettet werden in einen Landschaftspark, der ebenfalls auf dem Platz entsteht. Zusätzlich werden sechzehn Ziffernzüge aus Aluminiumguss in den Boden eingelassen, die die historisch wichtigsten Daten der Ereignisse rund um die „Friedliche Revolution“ benennen.
Eine Findungskommission hatte nach einer Ausschreibung aus 78 Bewerbungen 24 Wettbewerbsteilnehmende ermittelt. 12 Teilnehmende waren vorab durch die Findungskommission zur Teilnahme am Wettbewerb ausgewählt worden. Die Entscheidung trafen 13 Jury-Mitglieder unter dem Vorsitzend des norwegischen Architekten Kjetil Trædal Thorsen. Ein Bürgerrat hatte 2022 den Standort-Vorschlag Wilhelm-Leuschner-Platz gemacht.
Mit dem Bau des Denkmals auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz soll im Oktober 2025 begonnen werden. Die geplanten Kosten belaufen sich auf rund 5 Millionen Euro. Bleibt zu hoffen, dass die Realisierung in Sachsen reibungslos verläuft und damit die Erinnerung an die Leipziger Demonstrationen, die wesentlich zur Friedlichen Revolution von 1989 beigetragen haben, positiv besetzt bleibt. Der Entwurf hat dieses Potenzial auf jeden Fall und wie Stephanie Jacobs (Direktorin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig) zur Eröffnung bemerkte: "Vorbilder von Denkmalen, die an Glücksmomente erinnern, sind rar”.
Der 2. Preis ging an RICHTER MUSIKOWSKI Architekten PartGmb, Architekten, Berlin (Christoph Richter und Jan Musikowski), mit GRIEGER HARZER DVORAK.Landschaftsarchitekten, Berlin, und Anna Talens, Künstlerin, Berlin
Und den 3. Preis erhielten Thomas Moecker, Künstler, Leipzig, mit Werner Klotz, Künstler, Berlin, und Anna Dilengite, Architektin, Leipzig.
Die Ausstellung der Entwürfe ist außerdem vom 4. bis 15. November, 13 – 18 Uhr, in der DenkmalWerkstatt im HansaHaus, Grimmaische Straße 11-13, Leipzig zu sehen.
Stiftung Friedliche Revolution, Nikolaikirchhof 3, 04109 Leipzig
www.wettbewerb-freiheits-und-einheitsdenkmal-leipzig.de
freiheitsdenkmal-leipzig.de
Carola Hartlieb-Kühn
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