Daniel Spoerri. Ich liebe Widersprüche
27.09.2025 - 26.04.2026 | Sammlung Falckenberg, Deichtorhallen Hamburg
Eingabedatum: 27.09.2025

»Der Widerspruch zwischen der Schwerkraft und der Schwerelosigkeit nahm mich gefangen.« (Daniel Spoerri)
In Entgegensetzung zur abstrakten Kunst und anknüpfend an die Readymades und den Neo-Dada der 1960er Jahre schuf Daniel Spoerri mit seinen Fallenbildern eine eigene Kunstgattung. Ähnlich wie später mit der Eat Art, als deren Begründer er gilt. Zufällige Situationen, Momentaufnahmen unmittelbarer Realität, fixierte er als eine Art »Anti-Stillleben« unverändert auf ihrer Unterlage: Das Horizontale wird ins Vertikale gebracht und das Resultat zur Kunst erklärt. Selbst ein künstlerischer Autodidakt, hinterfragt Spoerri damit auch das Prinzip der Autorschaft. Seine Werke gehen aus der Kollaboration mit den Personen hervor, die soeben noch an den jeweiligen Tischen gegessen haben. Brotkrümel, Zigarettenstummel, benutzte Servietten fügen sich zu eigenwilligen Gesellschaftsporträts – fernab des Schönen und Erhabenen und des bürgerlich guten Geschmacks. Eine Haltung, die in ihrem Humor und ihrem Sinn fürs Groteske auch Harald Falckenbergs Kunstverständnis entsprach.
Die Ausstellung zeigt selten präsentierte Werkgruppen Spoerris: etwa die ab 1972 entstandenen Brotteigobjekte oder die Serie Morduntersuchungen – eine Reihe von Assemblagen, die auf Fotografien aus Polizeiarchiven reagieren und in denen jeder beliebige Gegenstand zum Corpus Delicti werden kann. Dazu kommen jüngere Textilarbeiten aus der Serie Fadenscheinige Orakel (ab 2014), in denen der Künstler gefundene, mit Sprüchen bestickte Wandtücher auseinanderschnitt und neu zusammensetzte, sodass ganz neue Bedeutungsebenen entstehen. Überhaupt sind Ironie und Sprachwitz ein Grundzug von Spoerris Werk, die exemplarisch in seinen zusammen mit Robert Filliou entwickelten »Wortfallen« (1964) zum Ausdruck kommen.
Im Dialog mit Werken aus der Sammlung Falckenberg entfalten sich die vielfältigen Bezüge zwischen Daniel Spoerris künstlerischem Ansatz und den antikonsumistischen, gesellschaftskritischen Haltungen, die sich in der Sammlung finden. Künstler wie etwa Gianfranco Baruchello oder Dieter Roth weisen ästhetische und konzeptuelle Parallelen zu Spoerris Arbeitsweise auf. Ihre Werke verdeutlichen die interdisziplinären Verschränkungen, die Spoerris Kunst inmitten einer experimentellen, oft subversiven Gegenkultur positionieren – einer Kultur, die sich über nationale Grenzen hinweg zwischen Fluxus, Nouveau Réalisme und Konzeptkunst entwickelte. Das für Spoerri typische Spiel mit Alltagsmaterialien, das kritische Hinterfragen des Werkbegriffs und der ironische Umgang mit der Bedeutung von Autorschaft prägt auch die Kunst von Mark Dion, Astrid Klein, Mariella Mosler, Markus Schinwald, Thomas Grünfeld oder John Miller. Darin wird sein nachhaltiger Einfluss auf nachfolgende Künstler*innengenerationen unmittelbar sichtbar.
»Ein Objektkünstler ist immer auch Sammler, aber für ihn gelten andere Kriterien als der materielle Wert eines Sammlungsstücks. Daniel Spoerris Aufmerksamkeit erwachte, wenn er etwas ›kurios‹ fand, abweichend von der Norm« (Barbara Räderscheidt, Direktorin des Ausstellungshauses Spoerri in Hadersdorf am Kamp)
»Eine x-beliebige vorgefundene Situation sollte genau so auf ihrer Unterlage fixiert werden, wie sie dalag, sozusagen als ein ›Ausschnitt von Welt‹ oder als ›Mini-Territorium‹. Das war mir auch emotional als Heimatlosem (…) sehr wichtig.« (Daniel Spoerri über seine Fallenbilder, 2001)
In Entgegensetzung zur abstrakten Kunst und anknüpfend an die Readymades und den Neo-Dada der 1960er Jahre schuf Daniel Spoerri mit seinen Fallenbildern eine eigene Kunstgattung. Ähnlich wie später mit der Eat Art, als deren Begründer er gilt. Zufällige Situationen, Momentaufnahmen unmittelbarer Realität, fixierte er als eine Art »Anti-Stillleben« unverändert auf ihrer Unterlage: Das Horizontale wird ins Vertikale gebracht und das Resultat zur Kunst erklärt. Selbst ein künstlerischer Autodidakt, hinterfragt Spoerri damit auch das Prinzip der Autorschaft. Seine Werke gehen aus der Kollaboration mit den Personen hervor, die soeben noch an den jeweiligen Tischen gegessen haben. Brotkrümel, Zigarettenstummel, benutzte Servietten fügen sich zu eigenwilligen Gesellschaftsporträts – fernab des Schönen und Erhabenen und des bürgerlich guten Geschmacks. Eine Haltung, die in ihrem Humor und ihrem Sinn fürs Groteske auch Harald Falckenbergs Kunstverständnis entsprach.
Die Ausstellung zeigt selten präsentierte Werkgruppen Spoerris: etwa die ab 1972 entstandenen Brotteigobjekte oder die Serie Morduntersuchungen – eine Reihe von Assemblagen, die auf Fotografien aus Polizeiarchiven reagieren und in denen jeder beliebige Gegenstand zum Corpus Delicti werden kann. Dazu kommen jüngere Textilarbeiten aus der Serie Fadenscheinige Orakel (ab 2014), in denen der Künstler gefundene, mit Sprüchen bestickte Wandtücher auseinanderschnitt und neu zusammensetzte, sodass ganz neue Bedeutungsebenen entstehen. Überhaupt sind Ironie und Sprachwitz ein Grundzug von Spoerris Werk, die exemplarisch in seinen zusammen mit Robert Filliou entwickelten »Wortfallen« (1964) zum Ausdruck kommen.
Im Dialog mit Werken aus der Sammlung Falckenberg entfalten sich die vielfältigen Bezüge zwischen Daniel Spoerris künstlerischem Ansatz und den antikonsumistischen, gesellschaftskritischen Haltungen, die sich in der Sammlung finden. Künstler wie etwa Gianfranco Baruchello oder Dieter Roth weisen ästhetische und konzeptuelle Parallelen zu Spoerris Arbeitsweise auf. Ihre Werke verdeutlichen die interdisziplinären Verschränkungen, die Spoerris Kunst inmitten einer experimentellen, oft subversiven Gegenkultur positionieren – einer Kultur, die sich über nationale Grenzen hinweg zwischen Fluxus, Nouveau Réalisme und Konzeptkunst entwickelte. Das für Spoerri typische Spiel mit Alltagsmaterialien, das kritische Hinterfragen des Werkbegriffs und der ironische Umgang mit der Bedeutung von Autorschaft prägt auch die Kunst von Mark Dion, Astrid Klein, Mariella Mosler, Markus Schinwald, Thomas Grünfeld oder John Miller. Darin wird sein nachhaltiger Einfluss auf nachfolgende Künstler*innengenerationen unmittelbar sichtbar.
»Ein Objektkünstler ist immer auch Sammler, aber für ihn gelten andere Kriterien als der materielle Wert eines Sammlungsstücks. Daniel Spoerris Aufmerksamkeit erwachte, wenn er etwas ›kurios‹ fand, abweichend von der Norm« (Barbara Räderscheidt, Direktorin des Ausstellungshauses Spoerri in Hadersdorf am Kamp)
»Eine x-beliebige vorgefundene Situation sollte genau so auf ihrer Unterlage fixiert werden, wie sie dalag, sozusagen als ein ›Ausschnitt von Welt‹ oder als ›Mini-Territorium‹. Das war mir auch emotional als Heimatlosem (…) sehr wichtig.« (Daniel Spoerri über seine Fallenbilder, 2001)
27.09.2025 - 26.04.2026
Sammlung Falckenberg, Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstr. 1–2
20095 Hamburg
Presse
Kontext
Einordnung:Daniel Spoerri zählt zu den Schlüsselfiguren des Nouveau Réalisme und steht in enger Verbindung zum Neo-Dada und Fluxus der 1960er Jahre. Seine »Fallenbilder« radikalisieren das Prinzip des Readymades, indem sie zufällige, ephemere Anordnungen von Alltagsgegenständen – oft Essensreste – durch einen reinen Perspektivwechsel (Horizontal zu Vertikal) zur Kunst erheben. Dieser Prozess hinterfragt tradierte Vorstellungen von Autorschaft, Komposition und dem bürgerlichen Kunstgeschmack und verkehrt das Stillleben in ein groteskes, soziokulturelles Momentporträt. Mittels Assemblage und der Verwendung unkonventioneller Materialien wie Speiseresten, Polizeifotos oder Textilfragmenten analysiert Spoerri die Poesie und Banalität des Alltäglichen. Sein Werk, geprägt von Ironie und Sprachwitz, fungiert als zentrales Bindeglied zwischen der objektbasierten Kunst der Nachkriegszeit und späteren konzeptuellen sowie installativen Praxen, die den Werkbegriff kritisch erweitern.






