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Yves Klein gilt als einer der wichtigsten Protagonisten der europäischen Avantgarde in den 1950er und frühen 1960er Jahren. Erstmals in Österreich widmet ihm das MUMOK eine umfassende Retrospektive, die in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou, Paris realisiert wurde. Kleins Name wird vor allem mit seinen blauen Monochromien und dem von ihm patentierten International Klein Blue (IKB) verbunden. Sein Werk - das bedingt durch seinen frühen Tod 1962 in nur acht überaus produktiven Jahren entstand - ist außerordentlich vielfältig und reicht über seine Malerei, die der Künstler stets als "nur die Asche seiner Kunst" bezeichnete, über seine Skulpturen hinaus in Bereiche der performativen und der konzeptuellen Kunst.
Yves Klein bediente sich der Farben Blau, Rosa und Gold und arbeitete mit Körpern, um seinem eigentlichen Ziel, "das Unsichtbare dingfest zu machen", näher zu kommen. Seiner Zeit weit voraus, beschäftigten ihn die Begriffe Immaterialität und Leere, die er in maßgeblichen Aktionen und Manifesten zu erklären versuchte. Viele seiner heute berühmten Kunstaktionen wie die Ausstellung von ausschließlich gleichformatigen blauen Monochromien 1957 in Mailand oder die Präsentation einer völlig leeren Galerie "le Vide" 1958, die Aufführungen seiner "Symphonie Monotone -Silence" (1947-1961) oder die Herausgabe einer Zeitung mit dem Foto "Der Sprung ins Leere" (1960) wurden als Provokation aufgefaßt. Sein überaus komplexes Kunstschaffen entspringt einer ausgeprägten Spiritualität. Klein war Mitglied des mystischen Rosenkreuzer-Ordens und bezog sich als passionierter Judoka auf die Körper-Geist-Relation der japanischen Kampfsportart.
Mit seinen als Anthropometrien bezeichneten "Malereien mit lebenden Pinseln" - direkten Abdrücken nackter Modelle auf die Leinwand - verstörte der Künstler seine Zeitgenossen. Aus Respekt vor dem Modell und seiner Kunst absolvierte er in Smoking und Handschuhen Malaktionen vor Publikum sowie für Film- und Fotosessions. Klein war einer der ersten Künstler, der sein Leben direkt und oft medienwirksam in sein Werk integrierte. Selbst seine Hochzeit mit der Künstlerin Rotraud Uecker inszenierte er als Kunstaktion, die den herrschenden Kunstbegriff so radikal sprengte wie der Verkauf von "immaterieller malerischer Sensibilität im Urzustand". Auch seine Architekturutopien, die Klein als visualisierte Orte der Stabilisierung dieser "immateriellen malerischen Sensibilität" entwarf, blieben Zeit seines Lebens unverstanden. Seine 1961 kurz vor seinem Tod entstandenen "Feuerbilder" begriff er als Weiterentwicklung der Anthropometrien - ein Malen mit dem Abdruck des Feuers, dem er wie dem Gold mythische Qualitäten zuordnete.
Mehr als 120 Gemälde, Skulpturen, Manifeste und Zeichnungen - darunter sind 71 ausgewählte Hauptwerke aus wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen aus Frankreich, den USA und Japan - sind in der großen Retrospektive vertreten. Einzigartige Originalfilme und Dokumente, ergänzt durch zwölf eigens für diese Ausstellung produzierte thematische Filme, zeigen ein Werk, das eine ungeheure Wirkung auf nachfolgende Künstlergenerationen - darunter auch die Wiener Aktionisten - hatte. Sie ermöglichen eine neue, differenzierte Sichtweise auf das vielschichtige Oeuvre des französichen Visionärs, der seine Ideen auch in Bereiche der Musik, Fotografie, Film, Theater und Tanz transportierte.
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Unter dem Motto "Yves Kleins blaue Wunder" findet von März bis Mai jeden Sonntag von 14.00 - 16.00 Uhr ein auf die Ausstellung "Yves Klein - Die blaue Revolution" abgestimmtes Kinderprogramm statt. (Presse Mumok)
Abbildung: Yves Klein: Yves Klein bei der Betrachtung des Blauen Globus, ca. 1960, Fotomontage, Fotograf: Harry Shunk © VBK, Wien 2007
Öffnungszeiten täglich 10.00-18.00 Uhr, Do 10.00-21.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 09.03.-03.06.07
Stiftung Ludwig Wien
Museumsplatz 1070 Wien
MUMOK, Ebenen 3b, 4, 6
mumok.at
ch
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