„Im Juni 1991 vor genau 20 Jahren eröffnete das MMK Museum für Moderne Kunst und konnte damit die große Lücke eines fehlenden Museums für Gegenwartskunst in Frankfurt schließen. Heute zählt es zu den weltweit bedeutenden Häusern zeitgenössischer Kunst“, sagt die Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, Petra Roth.
In seiner jungen Geschichte hat das MMK eine einzigartige Sammlung aufgebaut, die mittlerweile über 4500 Kunstwerke umfasst. Das Museum nimmt damit eine Schlüsselstellung ein: als Museum für die Kunst der 1960er Jahre bis in die Gegenwart, in Frankfurt, Deutschland und international.
Aufgrund der Größe und Vielfalt der Sammlung, war es bisher nicht möglich, den umfangreichen Bestand in seiner Gesamtheit zu zeigen. Schon als das Museum eröffnete, umfasste die Sammlung mehr Werke, als der von Hans Hollein entworfene Museumsbau an Fläche bot.
„Doch im Jubiläumsjahr 2011 werden wir das bisher Unmögliche möglich machen: Das MMK Museum für Moderne Kunst präsentiert seine Sammlung in einer nie dagewesenen Überblicksausstellung und lässt sie in vollem Glanze erstrahlen – im MMK Museum für Moderne Kunst mit angeschlossenem MMK Zollamt sowie auf 4.000 qm in einem demnächst abzureißenden Bestandsgebäude des MainTor-Areals am Frankfurter Mainufer“, sagt Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK.
Durch die Partnerschaft mit der Sparkassen-Finanzgruppe (DekaBank Deutsche Girozentrale, Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes) und dem Frankfurter Immobilieninvestor DIC, der auch Eigentümer des Areals ist, sowie der großzügigen Unterstützung durch das Kulturdezernat der Stadt Frankfurt und den Unternehmer Stefan Quandt, kann das MMK mit der Ausstellung „MMK 1991-2011. 20 Jahre Gegenwart“ das große Gebäude im Herzen der Stadt temporär erschließen. Damit kann das Museum bis 9. Oktober ein zweites Standbein für die Präsentation seiner Sammlung in Frankfurt hinzugewinnen. Kurz vor Beginn der Abrissarbeiten, für das durch die DIC entwickelte MainTor-Areal auf dem ehemaligen Degussa Gelände, rückt das MMK unmittelbar ans Frankfurter Museumsufer (Untermainkai 3), wo es sich in zentraler Lage positioniert. „Mit dieser Ausstellung wird das MainTor-Areal für vier Monate zu einem Wallfahrtsort der Moderne“, so Roth. Die Zäsur zwischen Vergangenheit und Zukunft eines vorhergesehenen Abrissgebäudes und der zukünftigen Entwicklung eines hochattraktiven Stadtquartiers bildet ein einmaliges Spannungsfeld für die Präsentation der Kunst.
Die Vervielfachung der Ausstellungsfläche ermöglicht es dem MMK, erstmals in seiner Geschichte Werke fast aller Künstler der Sammlung in einer einmaligen Präsentation auszubreiten. Neben bedeutenden Hauptwerken von Nam June Paik, Christian Boltanski, Ai Wei Wei oder Franz Erhard Walther, die sich auf dem MainTor-Areal in neuen Konstellationen und Räumen präsentieren, werden bisher nie gezeigte Arbeiten aus der Sammlung des MMK der Öffentlichkeit vorgestellt, beispielsweise von Michel Majerus, Ceal Floyer oder Holger Bunk. Das Raumkonzept für das Ausstellungsgebäude auf dem MainTor-Areal entsteht in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Architekten Prof. Christoph Mäckler, der übrigens auch für eines der neuen Hochhaus Planungsflächen – MainTor Panorama, verantwortlich zeichnet. Der Künstler Tobias Rehberger richtet seine Arbeit „Montevideo, Milan, New York, Moscow, Dubai, Singapore, São Paulo and Tokyo“ als temporäres Museumscafé ein und setzt durch die Gestaltung der 600 qm großen Dachterrasse mit Blick auf den Main sowie der Entwicklung eines visuellen Leitsystems für die Ausstellung markante Zeichen im Innen- und Außenbereich der Ausstellung.
In dem von Hans Hollein 1991 erbauten Gebäude des MMK Museum für Moderne Kunst an der Domstraße läuft parallel eine sechsmonatige Präsentation mit Spitzenwerken aus der Sammlung des MMK, wie Roy Lichtensteins „Yellow and Green Brushstrokes“, Andy Warhols „Green Disaster“, Bruce Naumans „Perfect Balance“ oder Bill Violas „The Stopping Mind“, Gerhard Richters „Fußgänger“ und Douglas Gordons „Play Dead; Real Time“. Der postmoderne Museumsbau hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren und über die Zeit Modellcharakter angenommen.
Viele der hier gezeigten Werke sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten von den Künstlern der Sammlung für bestimmte Räume des Museums entwickelt worden. In dieser Tragweite ist das im internationalen Vergleich ein Alleinstellungsmerkmal des MMK.
Zur Geschichte der Sammlung des MMK
Mit dem Ankauf von Werken aus der ehemaligen Sammlung des Darmstädter Unternehmers und Sammlers Karl Ströher setzte die Stadt Frankfurt 1981 den viel beachteten Auftakt für den Aufbau des Museums für Moderne Kunst. Bereits zu dieser Zeit wurde der Grundstein für das definierende Sammlungsprinzip des MMK gelegt: Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, Donald Judd, Carl Andre, Gerhard Richter und Blinky Palermo sind nicht nur mit einzelnen Arbeiten vertreten, sondern jeweils mit einer ganzen Reihe von Hauptwerken und Werkgruppen in den Bestand des MMK eingegangen. Unter der Leitung von Prof. Peter Iden wurde dieser Grundstock bereits in der Zeit vor der Eröffnung des Museums erweitert, unter anderem kam das letzte große Werk von Joseph Beuys, der „Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch" in die MMK Sammlung.
MMK Direktor Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann entwickelte ab 1989 diese Grundlagen konsequent durch Werkgruppen weiter, die in engster Zusammenarbeit mit den Künstlern entstanden. Bill Viola, James Turrell, Mario Merz, Lothar Baumgarten und On Kawara schufen ihre bekannten Werke und Werkgruppen in Hinblick auf dieses Haus. Bedeutende Sammlungen von Werken Alighiero Boettis und Jeff Walls wurden angelegt, um später im Rahmen großer Retrospektiven im MMK ausgebaut zu werden. Hanne Darboven und Bernd und Hilla Becher wurden ebenfalls mit raumfüllenden Werkgruppen Teil der Sammlung. Bereits in den ersten Jahren wurden heute weltbekannte und geschätzte Künstler aus Frankfurt, wie Peter Roehr, Charlotte Posenenske und Thomas Bayrle mit ganzen Werkgruppen angekauft und ausgestellt. Überhaupt legte Ammann in seiner Sammeltätigkeit auch großen Wert auf jüngere Künstler, die zumeist an der Frankfurter Städelschule ausgebildet worden waren, wie Heiner Blum, Udo Koch, Manfred Stumpf oder Jochem Hendricks. Sie stehen in Zusammenhang mit einer Generation internationaler Künstler wie Bruce Nauman, Robert Gober, Rosemarie Trockel, Marlene Dumas, Peter Fischli und David Weiss und Ilja Kabakov. Damit zeichnete sich auch von Beginn an eine weitere Besonderheit der Sammlung ab: Sie schenkt allen künstlerischen Ausdrucksformen gleichermaßen Aufmerksamkeit. Fotografie, Film und Video wurden ebenso gesammelt wie die traditionellen Gattungen Malerei, Graphik und Skulptur.
Mit den Mitteln der Dieter und Olga Bock-Stiftung wurden während der Amtszeit von Ammann 431 Werke erworben und dem MMK als Dauerleihgabe überlassen. Darin enthalten sind 10 Mappenwerke mit jeweils mehreren graphischen Blättern. Durch den Abzug 2005 gingen 395 Werke zurück an die Dieter und Olga Bock-Stiftung. Dies entspricht weniger als 8% des heutigen Gesamtbestandes der Sammlung des MMK. 14 der für die MMK Sammlung bedeutsamsten Werke konnten zu 57 Prozent des Versicherungswertes aus dem Jahr 2003 von der Stadt für das MMK zurück erworben werden. Eine Werkgruppe von Thomas Bayrle verblieb als Dauerleihgabe im MMK.
Der Ankauf der Sammlung Ricke im Jahr 2006 stellt bis heute die größte Neuerwerbung seit dem Erwerb der Ströher-Sammlung dar. Udo Kittelmann, Direktor des MMK von 2002 bis 2008, gelang damit eine bedeutende Erweiterung der Sammlung und eine wesentliche Vervollständigung bestehender Gruppen von Richard Artschwager, Donald Judd und David Reed. Der Schwerpunkt auf amerikanische Künstler in der Sammlung wurde durch außergewöhnliche Positionen wie Lee Lozano, Gary Kuehn, Cady Noland und Steven Parrino vervollständigt. Die Reihe raumbezogener Werke wurde durch Arbeiten von Thomas Demand, Gregor Schneider, Tino Sehgal und Hans-Peter Feldmann weiter in die Gegenwart geführt.
Im diesem Sinne entwickeln die Auftragsarbeiten in der Amtszeit von Dr. Susanne Gaensheimer, die seit 2009 Direktorin des MMK ist, das unverwechselbare Profil der Sammlung konsequent weiter. Positionen wie Cerith Wyn Evans, Sarah Morris, Florian Hecker, Juergen Teller und M/M (Paris) sind herausragende Beispiele aus den beiden vergangenen Jahren. Für das Jubiläumsjahr sind Rauminstallationen von Isa Genzken und Wolfgang Tillmans geplant.
Die „Tischgesellschaft“ von Katharina Fritsch, ein Markenzeichen des MMK, gehörte zur Sammlung der Dresdner Bank. Das Werk konnte 2010 im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank als deren großzügige Dauerleihgabe für das MMK erhalten werden. Werke von Tobias Rehberger, Charlotte Posenenske, Dan Flavin und Alighiero Boetti sind weitere Bereicherungen bestehender Werkgruppen, die in diesem Zusammenhang als Dauerleihgaben an das MMK gelangten.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das MMK über keinen Ankaufsetat verfügt, wird deutlich, dass der erfolgreiche Aufbau der MMK Sammlung in den vergangenen 20 Jahren ohne die Unterstützung durch Spenden und Schenkungen nicht möglich gewesen wäre. Ohne das große Engagement der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen könnte das MMK seinem öffentlichen Auftrag als Museumseinrichtung nicht nachkommen. Die Zusammenarbeit mit privaten Förderern und Unternehmern wird daher auch in der Zukunft von enormer Bedeutung sein.
Bei allem Engagement der Direktoren und Kuratoren der vergangenen 20 Jahre und bei all der notwendigen Unterstützung aus der Frankfurter Bürgerschaft und den Frankfurter Unternehmen ist es ein bemerkenswertes Indiz für das Vertrauen der Künstlerinnen und Künstler in dieses Haus, dass gut ein Viertel des Bestandes durch deren Schenkungen in die Sammlung gelangten. Auch aus der vergangenen Ausstellung „Not in Fashion. Mode und Fotografie der 90er Jahre“, konnten über die Hälfte der Rauminstallationen in die Sammlung des MMK eingehen. Das Peter Roehr-Archiv wurde zu Beginn des Jahres durch Paul Maenz dem MMK geschenkt.
Abbildung: Joseph Beuys, Capri-Batterie, 1985,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2011, MMK
Öffnungszeiten:
Di – So 10 – 18 Uhr
Mi 10 – 20 Uhr
Mo geschlossen
MMK Museum für Moderne Kunst
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main
Telefon +49 69 21230447
mmk-frankfurt.de
Medienmitteilung
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