Randa Maroufi ist Preisträgerin des Videonale Preises der fluentum Collection. Unter 43 nominierten Videoarbeiten wählte die fünfköpfige Jury einstimmig die Videoarbeit der Künstlerin mit dem Titel "The Park". Eine lobende Erwähnung ging an Louis Henderson mit „Black Code / Code Noir“.
Jury-Mitglieder waren: Stephan Berg (Direktor Kunstmuseum Bonn), Markus Hannebauer (fluentum Collection), Stefanie Kreuzer (Hauptkuratorin Museum Morsbroich), Shelly Nadashi (Künstlerin, Brüssel, Preisträgerin der Videonale 15), Thomas Thiel (Direktor Bielefelder Kunstverein)
In der Jury-Begründung zur Verleihung des Videonale Preises der fluentum Collection 2017 heißt es:
„Randa Maroufis Film The Park von 2015 verfolgt eine Gruppe Jugendlicher bei ihren Treffen in einem verlassenen und heruntergekommenen Freizeitpark im Zentrum von Casablanca. Dort liegen die Fahrgeschäfte in Trümmern, die Gebäude sind verfallen, die Räume mit Müll und gebrauchten Gegenständen angefüllt. Die Kamera fängt in ruhigen Einstellungen und schwebenden Bildsequenzen unterschiedliche Gruppenbilder und eine Kulisse ein, die in ihrem Verfall geradezu malerische Züge trägt. Sie spielt mit der Nähe und der Distanz zu ihren Protagonisten und Gegenständen. Der Betrachter wird mitgenommen in einen Alltag, der von Langeweile und Gewalt geprägt zu sein scheint. Denn eingebettet in die gefühlte Trägheit des Augenblicks, informiert die Tonebene über kriminelle Aktivitäten von Jugendlichen und deren Inszenierung in den sozialen Netzwerken. In einzelnen Szenen werden diese Momente nachgestellt und bildlich eingefroren.
Die Jury war beeindruckt von der visuellen Dichte und formalen Übersetzung einer sozialen Situation, die sich sowohl im öffentlichen als auch im medialen Raum der sozialen Netzwerke abspielt. Die Künstlerin setzt auf einen geführten und bewusst entschleunigten Blick, der im Kontrast zur Schnelligkeit und Vervielfältigung der Bilder im Internet steht. So schafft Maroufi assoziationsreiche Raum- und Menschenbilder, die an klassische Bildtraditionen erinnern. Der Park steht hierbei als Metapher für einen gesellschaftlichen Zustand, in dem öffentliche, private und mediale Ebenen miteinander verschmelzen. Die Stärke des Films liegt in der Intensität und gleichzeitigen Offenheit der gefundenen Bildsprache, die zugleich die Übertragung der Situation auf eine existenzielle Ebene erlaubt.“
Biografisches zu Randa Maroufi
* 1987 in Casablanca, MAR,
lebt und arbeitet in Paris, FRA, und Tanger, MAR
studierte am Institut National des Beaux-Arts in Tétouan, MAR,
der École Supérieure des Beaux-Arts in Angers, FRA,
und Le Fresnoy, studio national des arts contemporains in Tourcoing, FRA
Lobende Erwähnung
"Black Code / Code Noir" von Louis Henderson – Auszug aus dem Videonalekatalog, Text von Anne Greb:
"Louis Henderson dokumentiert in seiner Videoarbeit Black Code / Code Noir aktuelle Ereignisse mit einem Augenmerk auf historisch äquivalenten Elementen. Der daraus resultierende Film schichtet dem Internet entnommene Materialien so synchron übereinander, dass sich aus zunächst willkürlich erscheinenden Kombinationen neue Bedeutungszusammenhänge ergeben. Die disparaten Bilder historisch geprägter Orte unterstreicht Henderson mit aktuellen und historischen Audioaufnahmen wichtiger Persönlichkeiten wie Malcolm X, der haitianischen Präsidentin, aber auch Dubstep-Rhythmen und feierlichem Gesang. Im Fokus des Werkes stehen der Tod der Afroamerikaner Kajieme Powell und Michael Brown, die beide 2014 von Polizeibeamten erschossen wurden. In collagenartigem Filmmaterial, wie Youtube-Clips, Handyvideos und Animationen des Tathergangs, werden sowohl die Todesfälle als auch nachfolgende gewaltsame Unruhen und friedliche Protestaktionen gezeigt. Ausgehend von einer Software für Polizisten zur Hilfe bei der Einschätzung von potenziellen Gefahrensituationen erörtert Henderson die Rolle und Macht von Technologien. Bringen diese Sicherheit oder dienen sie der Kontrolle? Entstehen Investitionen in innovative Projekte oder wird rassistisches Gedankengut zementiert, möglicherweise institutionalisiert?
Henderson macht in seinem Film die Zeit als Kreislauf starker Momente, in festen zeitlichen und räumlichen Rahmen, mit ihren gesellschaftlichen Abläufen und in Bezug auf den Begriff der Aufklärung, geprägt von Geschichte, Politik und Technologie, erkennbar. Am Wichtigsten scheint die Erkenntnis unserer zeitlich-räumlichen Stellung innerhalb des zeitlosen Phänomens einer über Jahrhunderte und Kontinente hinweg beobachtbaren Darbietung von Rassismus gegen Dunkelhäutige als nicht endende Reaktion der Entwürdigung und des Widerstands."
Die Ausschreibung der VIDEONALE.16 stand unter dem thematischen Fokus PERFORM! und fragte nach der Bedeutung von Performance heute, als künstlerisches Ausdrucksmittel, aber auch als Beschreibung von Alltagshandlungen, insbesondere im Umfeld der digitalen Medien, als Moment der politischen Inszenierung oder als Leistungsparadigma in der Wirtschaft.
Aus den 2339 Einsendungen aus 85 Ländern wurden 43 Positionen aus insgesamt 17 Ländern für den Wettbewerb ausgewählt.
Werke folgender Künstler*innen sind in der Ausstellung zu sehen:
Maria Antelman, Ale Bachlechner, Miriam Bajtala, Cooper Battersby & Emily Vey Duke, Jasmin Bigler & Nicole Weibel, Jared Buckhiester & Dani Leventhal, Jasmina Cibic, Yao Cong, Anita Delaney, An van. Dienderen, Jan Dietvorst & Roy Villevoye, Lisa Domin, Doplgenger, Teboho Edkins, Lotte Meret Effinger, Kevin Jerome Everson, Alex Gerbaulet, Miriam Gossing & Lina Sieckmann, Max Grau, Shadi Harouni, Louis Henderson, Vika Kirchenbauer, Sabrina Labis, Alwin Lay, Erik Levine, Randa Maroufi, Jennifer Mattes, Stefan Panhans, Lucy Pawlak, Benjamin Ramírez Pérez, Stefan Ramírez Pérez, Rachel Rampleman, Steve Reinke, Michael Robinson, Julia Scher, Sanaz Sohrabi, Moritz Uebele, Anna Vasof, Philip Widmann, Susanne Wiegner, Felix Zilles-Perels, Moira Zoitl
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VIDEONALE.16
17.02. – 02.04.2017
Videonale e.V. im Kunstmuseum Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 2
53113 Bonn
Tel. 0049 228 69 28 18
Fax 0049 228 90 85 817
info@videonale.org
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Presse
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Randa Maroufi
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Kunsthochschule Berlin-Weißensee
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