Alexandra Exter, Pawel Filonow, Albert Gleizes, Otto Griebel, Alexej Jawlensky, Will Lammert, Carl Lohse, Kasimir Malewitsch, Henri Matisse, Ljubow Popowa,Lucie Prussog, Alexander Rodtschenko, Konstantin Rozhdestwjenski
Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) zeigt im Dieselkraftwerk Cottbus eine neue Ausstellung mit dem Titel „Umhüllt. Figurenbilder der klassischen Moderne“. In Ergänzung zur Schau „Stich für Stich. Faden um Faden“ stellt die Präsentation bis zum 5. September 2021 eine kleine Auswahl von Figurenbildern und Stillleben der klassischen Moderne vor. Im Zentrum stehen dabei Werke der russischen Avantgarde, vornehmlich des Kubofuturismus. Diese Strömung griff Tendenzen des französischen Kubismus und des italienischen Futurismus auf und vereinigte diese zu einer eigenständigen neuen Kunstströmung.
Die 16 Gemälde und Zeichnungen repräsentieren die innovativen Bildvorstellungen von Figur und Raum in der klassischen Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Werke sprechen eine internationale Bildsprache, die sich im europäischen Kontext der damaligen Zeit von Frankreich über Deutschland bis nach Russland verankert hatte. Ergänzt wird die Präsentation durch drei Skulpturen aus dem Bestand des BLMK, in denen sich ebenfalls die Formenexperimente der Moderne widerspiegeln und die in einen spannungsreichen Dialog mit den Bildwerken treten.
Kennzeichnend für die Moderne ist die Etablierung eines neuen Bildbegriffs. Die realistische Darstellung der Umwelt, wie sie für die europäische Kunst jahrhundertelang konstituierend war, wird abgelöst durch formale Experimente. Linien, Formen und Farben auf der Fläche als abstrakte Elemente etablieren sich als Gegenstand der künstlerischen Reflexion.
Bemerkenswert ist der hohe Anteil von Frauen innerhalb der russischen Avantgarde, die revolutionäre Werke schufen. So lässt sich Alexandra Exter in ihrem Gemälde „Zig Zag (Stillleben mit Karaffe und Melone)“ vom französischen Kubismus inspirieren und löst die Gegenstände in geometrische Formen auf. Zudem nutzt sie das brandneue Mittel der Collage und klebt Zeitungsfetzen in ihre Komposition. Dynamik und Bewegung als Kennzeichen einer durch technische Innovationen geprägten Zeit zeichnen die Gemälde des Kubofuturismus aus. Dem gegenüber gestellt werden formal reduzierte, eher ruhig meditative Figurenstudien von Alexej Jawlensky und Henri Matisse.
Die Ausstellung kann auch als ein Prolog zur Schau „Stich für Stich – Faden um Faden“ gesehen werden. Auch hier stehen Bildkonzepte der Moderne im Mittelpunkt, die im Medium des Textilen umgesetzt wurden. Weitere Anknüpfungspunkte zwischen den parallel stattfindenden Präsentationen sind die deutlichen Entgrenzungsversuche der Bildenden Kunst. Symbolische Besetzungen und Neubewertungen der Relation von Körper und Raum werden nicht mehr ausschließlich über Bilder, sondern ebenso über Musik, Literatur und Theater sowie den neu aufkommenden Film formuliert. Insbesondere dieses Medium beeinflusste die Malerei, sich mit Bewegung zu beschäftigen. Beide Ausstellungen loten gleichermaßen die Grenzüberschreitungen wie auch das Zusammenspiel unterschiedlicher künstlerischer Artikulationsformen in einem weit gespannten Bogen durch die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aus.
Dieselkraftwerk | Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus, Tel. +49 355 49494040
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