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Corinne Wasmuht und Marcel van Eeden - Kunstverein Hannover (1. 7.-20. 8.06)


Eingabedatum: 23.06.2006

Corinne Wasmuht und Marcel van Eeden - Kunstverein Hannover (1. 7.-20. 8.06)

bilder


Corinne Wasmuht
Corinne Wasmuht (*1964) gehört zu den einflussreichsten Künstlerinnen der jüngeren Generation in Deutschland. Nach ihrer Kindheit in Argentinien hat die Malerin seit den 1980er Jahren in Düsseldorf und Berlin ein außerordentlich spezifisches Œuvre entwickelt, das kaum berührungspunkte mit den übrigen Tendenzen zeitgenössischer Malerei in Deutschland und Europa aufweist.
Wasmuhts großformatige Bilder erscheinen wie geduldige Übungen in radikaler Verlangsamung. In vielen ihren frühen Arbeiten harren Schildkröten, Frösche und Schlangen vollkommen bewegungslos aus. Die Zeichnungen der Tierkörper entwickeln ein ornamentales Eigenleben auf der Bildfläche. Die Malerei von Corinne Wasmuht zeugt von großer Liebe zum Detail und einer minutiösen, aufwändigen Arbeitsweise. In den aktuelleren Arbeiten der letzten Jahre ist das Thema der Überlagerung räumlicher Ebenen in den Vordergrund gerückt, wobei dreidimensionale Tiefenräume vereinzelt bereits in den Werken der 1990er Jahre eine Rolle spielten.
In der Generierung ihrer komplexen Bildwelten geht Wasmuht schrittweise vor. Zunächst verdichtet sie ein noch vages Thema zu einer möglichen Bildidee, indem sie Unmengen verschiedener Abbildungen zu einem bestimmten Thema sammelt, beispielsweise von Steinen, Insekten, histologischen Schnitten oder Frisuren und - vor allem in den letzten Jahren - von architektonischen und landschaftlichen Räumen. Diese Materialsammlungen bilden seit 1986/87 ein eigenes Archiv, das beständig wächst, wobei Wasmuht das Sammeln eher als ihr "Hobby" bezeichnet denn als "Instrument zur Bildfindung". In monatelanger Collagearbeit entsteht aus den thematischen Sammlungen jeweils ein komplexer, vielschichtiger Kosmos. Wie Teile eines Puzzles fügt die Künstlerin die verschiedenen Versatzstücke zu einem neuartigen Ganzen zusammen.
Der so entstandene Entwurf wird schließlich auf riesige (einige Quadratmeter große) Holztafeln übertragen und in mehreren Lasuren, Schicht um Schicht, vom Hintergrund ausgehend in den Vordergrund hinein ausgearbeitet. Obgleich dabei einzelne Bestandteile der Motive identifizierbar bleiben und klar konturiert hervortreten, verweigert sich das Bildganze stets dem zusammen-fassend verstehenden Blick. Die einzelnen Elemente und Bildebenen werden derart miteinander verwoben und verschränkt, dass sie sich gegenseitig überlagern und in schillernde Texturen übergehen, die zwischen Abstraktion und Realismus changieren.
Corinne Wasmuht selbst sieht ihre Bilder als Fenster, in denen man fremde Welten entdecken kann. Innerhalb der hybridartigen Strukturen öffnen sich dreidimensionale Räumlichkeiten, werden Zentren und Peripherien generiert, die mitunter eine regelrecht sogartige Wirkung entfalten. Der Betrachter sieht sich mit räumlichen Konzepten konfrontiert, die bei aller Tiefendimension letztlich doch unbetretbar bleiben, weil sie keinerlei Halt bieten. Die uns damit zurückwerfen auf die Mechanismen und Unzulänglichkeiten der eigenen Wahrnehmung.

Die Ausstellung im Kunstverein Hannover zeigt 10 großformatige Arbeiten, die zum Großteil in den letzten drei Jahren entstandenen sind. Es erscheinen ein Katalog und eine Edition.

Marcel van Eeden
Das Werk des holländischen Zeichners Marcel van Eeden ist in den letzten Jahren international durch Ausstellungen im Museum für zeitgenössische Kunst in Den Haag und im CGAC in Santiago de Compostela und zuletzt auf der Berlin Biennale 2006 aufgefallen. Seine Arbeiten erscheinen auf den ersten Blick fast altmodisch: Auf kleinformatigen Blättern entstehen seit 1993 Tausende von Farb- und Negrostift-Zeichnungen, die eine enzyklopädisch anmutende Themenvielfalt vor uns aufblättern. Nichts Flüchtiges oder gar Skizzenhaftes haftet diesen Blättern an, es sind fein ausgearbeitete, präzise Zeichnungen verschiedenster Szenen und Gegenstände, offensichtlich inspiriert durch Vorlagen aus Zeitschriften, Büchern oder topografischen Atlanten.
Inhaltlich zusammengehalten wird dieser so verwirrend vielfältige Schwarz-Weiß-Kosmos durch die Entscheidung des Künstlers, für seine Zeichnungen ausschließlich auf Material zurückzugreifen, das vor seiner Geburt im Jahre 1965 veröffentlicht wurde. Was wir im Abschreiten der blockartig ange-ordneten Zeichnungsfolgen sehen, ist also ein obsessiver Versuch der Rekonstruktion einer Zeit, die sich der eigenen Erfahrung des Künstlers entzieht. Das Panorama der 1920er bis 1960er Jahre, das van Eeden entfaltet, zeigt uns eine Zeitgeschichte, an der das zeichnende Ich nie teilgehabt hat. Zugleich markiert er damit die unüberbrückbare Kluft, die ihn von dieser Historie trennt. Das Schwarz-Weiß der Zeichnungen ist insofern sowohl als Spiel mit der quasi-dokumentarischen Dimension des Projektes zu lesen, wie auch als melancholischer Hinweis auf den unabschließbaren Charakter des Unternehmens. Interessanterweise bezeichnet van Eeden sein Projekt als "Enzyklopädie meines Todes". Auf den ersten Blick mag das irritierend wirken - beziehen sich doch die Arbeiten auf die Zeit vor seiner Geburt. Tatsächlich steht dahinter jedoch die Erkenntnis, dass der Zustand völliger Abwesenheit der eigenen Erfahrung im gleichen Maße für die Situation vor unserer Geburt, wie für die Zeit nach unserem Tod gilt, was beide Zeiträume auf paradoxe Weise vergleichbar macht.
Die Ausstellung im Kunstverein Hannover zeigt erstmalig die etwa 150 Zeichnungen umfassende Serie "Celia", 2004–2006, in der Text- und Bildelemente in äußerst eigenwilliger Weise miteinander kombiniert werden. Aus insgesamt vier Büchern - J. van Oudshoorns expressionistischem Laatste dagen (Last Days, 1927), aus der Autobiografie des Hochstaplers Jack Bilbo, An Autobiography (The first forty years of the complete and intimate life story of an Artist, Author, Sculptor, Art Dealer, Philosopher, Psychologist, Traveller, and a Modernist Fighter for Humanity) (1947), sowie aus T. S. Eliots Cocktailparty (1949) und Robert Walsers Spaziergang (1917) - hat der Künstler jeweils längere Textpassagen ausgewählt und mit Motiven kombiniert, die bis auf eine Ausnahme keinerlei direkten Zusammenhang zum Textgeschehen aufweisen. Gleichzeitig verzichtet van Eeden auf jegliche Quellenangaben und markiert weder den Anfang noch das Ende der jeweiligen Textabschnitte. Der Betrachter hat den Eindruck, eine lineare Erzählung vor sich zu haben, deren Logik jedoch in der Text-Bild-Beziehung pausenlos vom Künstler unterlaufen wird.
Neben dieser neuen Reihe von Zeichnungen wird ein größeres Konvolut (etwa 150 Zeichnungen) aus früheren Jahren präsentiert, ebenso wie 150 Zeichnungen der so genannten Wiegand-Serie, die bereits auf der Berlin Biennale zu sehen waren. Zugrunde gelegt ist hier die Person eines gewissen Karl McKay Wiegand, ein eher unbedeutender Botaniker, der 1873 in den USA geboren wurde und der im Bilderkosmos des Marcel van Eeden ein neues, aufregendes - nie gelebtes - Leben eingehaucht bekommt: Er kämpft um die Boxweltmeisterschaft, heiratet Liz Taylor, malt in seiner Freizeit abstrakte Bilder und schreibt Bücher. Dabei besteht hier im Gegensatz zu den Arbeiten aus der Celia-Serie
eine direkte Beziehung zwischen Bildsinn und Textsinn. (Presse KV Hannover)

Abbildung: Corinne Wasmuht, Caletas Los Laureles 206, 2005, Öl auf Holz, 247 x 384 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Verein der Freunde der Nationalgalerie, Foto: Jens Ziehe, Berlin

Öffnungszeiten
Di–Sa 12–19 Uhr, So und feiertags 11–19 Uhr
sowie gegebenenfalls nach telefonischer Vereinbarung

Kunstverein Hannover, Sophienstraße 2, 30159 Hannover
kunstverein-hannover.de.


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