Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) bietet vom 1. April 2014 an einen konzentrierten Einblick in das Werk des Plastikers, Graphikers und Photographen Jochen Kitzbihler. In seinem Schaffen kombiniert er Formvorstellungen minimalistischer Kunst im Einklang mit dem Material und dessen natürlichen Vorgaben zu einer organisch geprägten Konkretion. Dabei ist ihm ein energetischer Zusammenhang mit Natürlichem Ausgangspunkt des Schaffens. Seine seit 2005 zunehmend theoretische Beschäftigung mit dem Strukturbegriff zielt auf ein dynamisches Strukturverständnis seines plastischen Werks. Er untersucht in diesem Zusammenhang unter anderem in Aufnahmen von Planetenoberflächen und Asteroiden die Entstehung von Transformationsprozessen. Für Kitzbihler sind diese fotografischen Bildserien eine Erweiterung seines skulpturalen Schaffens, das er in ein enges Beziehungsfeld zu wissenschaftlichen Erkenntnissen der Quantenmechanik, der morphologischen Geologie und der Astronomie setzt. Die zentrale Fragestellung Ist Struktur Transformation? entwickelt seine künstlerische Arbeit durch Integration wissenschaftlicher Aspekte zu einem transdisziplinären Werk. Bei aller inhaltlich-philosophischen Dimension seiner Konzepte zeigen die jüngst entstandenen One Hand Sculptures ganz direkt und unmittelbar die Schaffung von Skulptur: Verwitterte Diabas-Steine werden nach einem Trocknungsprozess in bizarr-scharfkantigen Formen aufgebrochen, mit dem Schlag einer Hand. Diese Werkgruppe wird mit der großflächigen Installation Absence in der Ausstellung vertreten sein.
Jochen Kitzbihler wurde 1966 in Ludwigshafen/Rhein geboren. 1985-87 absolvierte er zunächst in Ludwigshafen eine Lehre zum Steinbildhauer und war Bundessieger im Handwerk. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er 1989-95 durch ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Professor Hiromi Akiyama. 1995 erhielt er das Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz im Künstlerhaus Edenkoben. 2000 schloss sich ein Stipendium der Stiftung Kulturfonds im Künstlerhaus Lukas/Ahrenshoop an. 2001 übersiedelte Kitzbihler nach Freiburg im Breisgau. 2013 war er mit einem Australien-Stipendium der Baseler Christoph Merian Stiftung ein halbes Jahr auf dem fünften Kontinent. Zu seinen bekanntesten Werken im öffentlichen Raum zählen die Gedenkskulptur für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Mannheim, ein Kubus aus Glas und Edelstahl dort auf den Planken vor P2, sowie die monumentale Stele transversal aus Vogesengranit und Schwarzwaldgranit am Aufgang zur Europabrücke in Kehl, die durch die alternierend angeordneten Steinquader aus beiden Ländern das gemeinsame Wachsen betont. Der Künstler lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau und in Breitnau/Hochschwarzwald.
Im Jahr 1995 wurde Jochen Kitzbihler mit dem Pfalzpreis für Plastik ausgezeichnet und wird seitdem als wesentlicher Vertreter der zeitgenössischen Plastik im deutschen Südwesten wahrgenommen. Knapp 20 Jahre später zieht das mpk mit dieser Schau ein Resümee seiner künstlerischen Entwicklung und stellt einen für die Region wichtigen Plastiker in einer ambitionierten Ausstellung in den Fokus der Öffentlichkeit.
Pressemitteilung
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