Mit cartoonartigen, ungelenk wirkenden Zeichnungen erlangte der britische Künstler David Shrigley (*1968 in Macclesfield / GB) internationale Berühmtheit. Seit den 1990er Jahren finden seine charakteristischen Bildmotive in Zeitschriften, Büchern oder im Internet Verbreitung und Resonanz. Neben den Zeichnungen umfasst Shrigleys Schaffen u. a. auch Skulpturen, Installationen und Animationsfilme sowie Kooperationen im Musik- und Theaterbereich. 2013 wurde David Shrigley für den Turner Prize nominiert. In diesem Jahr gestaltet er die Fourth Plinth auf dem Trafalgar Square in London. Der Künstler lebt und arbeitet in Glasgow.
Ausstellung und Aktionen
Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne ist erste Einzelausstellung von David Shrigley in einem deutschen Museum. Rund 120 Arbeiten auf Papier in unterschiedlichen Techniken und Formaten lassen die Bandbreite seines zeichnerischen Schaffens deutlich werden. Viele der ausgestellten
Werke sind eigens für den Anlass entstanden, darunter erstmalig einige Großformate mit über 200 cm Höhe.
Im Zentrum der konzeptuellen Rauminstallation Secret Sculpture steht ein leerer Sockel. Die dafür vorgesehene Skulptur entsteht derzeit im Atelier des Künstlers. Sie wird Ende März nach München reisen und in einem verschlossenen Raum der Pinakothek der Moderne zehn Tage lang aufgestellt, um dann zerstört zu werden. Bis dahin wird die Secret Sculpture ausschließlich im Medium der Zeichnung dokumentiert werden: Lediglich 100 ausgewählte Personen – Kinder und Ältere, Laien und Profis, darunter Illustratoren, eine Phantomzeichnerin und ein Gerichtszeichner – werden die Secret Sculpture sehen und in Zeichnungen subjektiv festhalten. In diesen Zeichnungen wird vieles zusammenfließen: der Wille zu exakter Darstellung, der Ausdruck persönlicher Empfindungen, technische Fähigkeiten, freie, vielleicht auch unbewusste Assoziationen.
Während der gesamten Ausstellungslaufzeit arbeitet eine Zeichenmaschine kontinuierlich an einer riesigen Zufallszeichnung, stellt Autorschaft, Erfindungsreichtum und unberechenbare Momente des Zeichenprozesses zur Diskussion.
Für sein Poster Project lud Shrigley 2006 ihm bekannte und unbekannte Personen dazu ein, ihm ein persönliches Ereignis (Geburt eines Kindes, Hochzeit, Party, Todesfall etc.) zu übermitteln, für das der Künstler eine eigenständige Zeichnung in Form eines Posters entwarf. Das Ereignis benutzte er, um es in einer freien Komposition zu verselbständigen.
Drei kurze Animationen zeigen auf, was Shrigley die »Economy of Telling Stories« nennt. Sie erzählen mit minimalen Informationen eine Geschichte voller Komik und Absurdität und lassen durch stete Wiederholung eine alltägliche Handlung gleichzeitig fremd und nahezu abstrakt erscheinen.
Shrigleys Arbeiten kennzeichnet eine radikale Beschränkung auf wesentliche Bildelemente, die häufig mit einzelnen Worten oder knappen Sätzen kombiniert sind.
In einer fast unschuldig wirkenden Beiläufigkeit wirken die Zeichnungen unmittelbar, unverbraucht und zeitlos und berühren vielleicht gerade deshalb auf besondere Weise. Einfach und direkt zu kommunizieren, sieht auch der Künstler als sein wichtiges Anliegen an. Die schlichte Form und vordergründige Harmlosigkeit erweisen sich jedoch auch als doppelbödig. Shrigleys Haltung erinnert an die von Kindern, die das Komische wie das Schreckliche schonungslos ehrlich und ohne Vorurteile offen legen. Mit einem entwaffnenden und erfrischenden, nicht selten schwarzen Humor widmet sich Shrigley den Banalitäten und Missverständnissen des menschlichen Alltags. Vermeintliche (Selbst-)Gewissheiten stehen plötzlich auf
zweifelhaftem Boden, scheinbar Großes erweist sich als lächerlich klein, Bedeutungsvolles als leere Illusion.
Pinakotheken im Kunstareal und Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Kunstareal Barer Straße 29
D 80799 München
pinakothek.de
Pressemitteilung
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