Der Journalismus ist zunehmend in Verdacht geraten, als neutraler Berichterstatter zu versagen. Eine kaum durchschaubare Anzahl scheinbar Wahrheitssuchender Akteure hat stattdessen begonnen, Kategorien wie Fiktion und Realität verschwimmen zu lassen. Angesichts der fehlenden Unterscheidungs- und Deutungskraft beginnt sich nun ausgerechnet die Kunst auf die Suche nach der Wirklichkeit.
Die EMAF-Ausstellung will zeigen, wie künstlerische Berichte und Bilder neue Auseinandersetzungen mit der Realität eröffnen und inwiefern sie journalistische Formen übernehmen, transformieren oder widerlegen. Damit geben sie einen Ausblick auf das, was an Arbeit vor uns liegt; auf kommende Entwicklungen hin zu einem Blick auf die Realität, der uns die Komplexität unserer Welt klar vor Augen hält und trotzdem Wege aufzeigt, konstruktiv damit umzugehen.
Candice Breitz (ZA) beispielsweise zeigt in ihrer Arbeit Profile ein selbstironisches Spiel mit und über Zuschreibungen und Repräsentationen. Profile entstand als Beitrag Südafrikas für die Venedig-Biennale. Die Künstlerin tritt aus dem Selbstportrait, um Platz zu machen für zehn andere KünstlerInnen Südafrikas, die ebenfalls für die weltbekannte Biennale hätten ausgewählt werden können.
Mit Das Kongo Tribunal TRANSMEDIA gelingt es Theaterstar Milo Rau (D), Opfer, Täter, Zeugen und Analytiker des Kongokrieges zu einem zivilen Volkstribunal im Ostkongo zu versammeln. Das einzigartige, transmediale Kunstprojekt thematisiert damit einen der entscheidenden wirtschaftlichen Verteilungskämpfe im Zeitalter der Globalisierung, der bereits mehr als sechs Millionen Tote gefordert hat.
Grundlage für die Arbeit Air Strike Atimah von Forensic Architecture (UK) bilden Fotos und Videos, die Menschen in einem Flüchtlingslager nahe der (syrisch-)türkischen Grenze gemacht und auf Social-Media-Websites hochgeladen haben. Sie zeigen Bombenwolken von einem Abwurf, dessen Ziel offenbar in der Gegend operierende al-Quida-Kämpfer waren. Bei dem Angriff wurden sechs Zivilisten getötet. Eine detailreiche kriminalistische Untersuchung von Nachrichtenereignissen hat die britische Künstlergruppe auch bei der documenta 14 gezeigt.
Weitere in der Ausstellung zu sehende Arbeiten sind
• Bomb Cloud Atlas, Forensic Architecture, UK 2017
• Rhizomat VR, Mona el Gammal, D 2017
• Expanding and Remaining, Navine G. Khan-Dossos, UK 2016
• Games Real/ Games Killer, Daniel Garcia Andujar, E 2014
• Blacklist, Christoph Wachter & Mathias Jud, CH/D 2013 - 2018
• Superfreedraw, Ralph Schulz, D seit 2010 fortlaufend
• Vremeplov/ Time Machine, Clarissa Thieme, D
1993/2003/20XX/2037/2320/2572
• Best of Luck with the Wall (variant), Garrett Lynch & Frédérique
Santune, IRL/F 2017
• Boquet zur Rekonvaleszenz, Jonas Paul Wilisch, D 2015
• Breaking, Anahita Razmi, D 2016 - 2017
• N.E.W.S. // N.O.W.S., Olli Holland, D 2016
• Verortung des Unbekannten, Quadrature, D 2017
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D-49074 Osnabrück
Tel.: 0541 – 21 658
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