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Boris Lurie

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Hoi Köln. Albtraum Malerei (Teil 3)

3.2.-24.3. 2024 | Kölnischer Kunstverein

Vor dieser eckigen Leere könnte alles werden. Der Horizont des Möglichen scheint offen. In jedem Moment wird ein Einfall durch das Bewusstsein zucken und alles auf die Leinwand bringen. Es könnte noch besser kommen, wenn der Pinsel nur anfinge und sich das Bild wie im Schlaf ohne mich malte. Die Leere leuchtet verheißungsvoll, aber das sind Augenblicke. Schon der erste Strich ruiniert, was gerade noch vorstellbar war. Er zeigt das Lächerlichste. Und mit jedem weiteren Strich geht es weiter bergab. Der eine wirkt müde und jener, der ihn zu wecken versucht, kommt doch nur aus der Trickkiste der Effekte. Die Konservierung des Konservierten dreht sich wie auf einem alten Jahrmarktkarussell.

Was tun, wenn alle Würfel schon im letzten Jahrhundert geworfen wurden? Zögern und Zaudern, kleine Bilder, Riesenbilder, Abstraktion und Sumpf der Ambition, Formalismus, Figuration, Tornados von Pigmenten oder Minimal, Flirts mit Technologie. Es ändern sich Inhalte und Bezüge, aber ihre Form bleibt am Boden kleben, als sei er mit einer fiesen Flüssigkeit bedeckt. Das Emoji aus Öl versucht sich zitternd aus dem Sumpf zu heben und zieht dabei lange Fäden wie ein Kaugummi. Pinselstriche als Identitätskrisen, wie geplatzte Kaugummiblasen auf den Lippen Fäden ziehen.

Will jemand von seinem Besuch beim Therapeuten erzählen? Aber wer wollte davon hören? Niemand. Die Malerei, ein endloser Albtraum, durchtränkt von Geistern der Geschichte, ist untherapierbar. Auf der Couch liefen tausend Hamster im Rad. Trotzdem wird gegenwärtig gemalt, als ob man es sich nicht leichter machen könnte. Oder schwieriger? Nicht wenige Malende tun sich gerne etwas an. Dass scheint weniger eine Frage des Geschmacks zu sein als eine Kunst der Handlung oder des Charakters.
Manche nennen ihn vielleicht masochistisch. Doch geht es beim Masochismus nicht oft auch um eine Möglichkeit, die Zumutungen selbst zu kontrollieren, sich zum Subjekt zu ermächtigen, das bestimmt, was ihm zugefügt wird? Schlag mich, aber tue es nur, wenn ich dir den Befehl dazu gebe. Mit Gilles Deleuze wäre der Pinsel dann der Fetisch, der der Wirklichkeit Flügel anheftet. Wird gemalt, um das Unausweichliche am Boden zurückzulassen und sich wie ein Vogel hinwegzuheben? Wenn alles gesagt und alles getan und diese Erkenntnis bereits hunderte Male durch den Fleischwolf gedreht wurde, gibt es auf eine Art nichts zu verlieren. Jedes Bild kann eine Null werden, die zum Nadelöhr in das gerade noch unmöglich Erscheinende mutiert. Alpträume sind nicht nur tragisch und beängstigend, sie sind eben auch das aufregende Leben, aus dem man verschwitzt aufwacht. Ich alpträume vieles, nicht zuletzt die Orte, an die ich gehen möchte, mich aber nicht traue. Das, was gegenwärtig oft Krise genannt wird, und von dem man den Eindruck haben könnte, dass es kaum einen Moment des Lebens auslässt, ist auch die Chance. Die Ausstellung versammelt ein Flugfeld aus Vorschlägen.

Kuratiert von Valérie Knoll

Kölnischer Kunstverein
Hahnenstraße 6, 50667 Köln
www.koelnischerkunstverein.de


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