Anlässlich des 90. Geburtstags von Arnulf Rainer widmet ihm die Galerie Reinisch Contemporary eine Einzelausstellung. Mehr als 30 Gemälde, Drucke und Fotos geben einen kleinen aber repräsentativen Einblick in das richtungweisende Werk eines Künstlers, der mit sich selbst und der (Kunst)Welt schonungslos umging.
Arnulf Rainer gehört zu den prägenden Figuren der Gegenwartskunst. Die Kunst des Urvaters des österreichischen Informel ist seit den 1950er Jahren international bekannt. Seit jeher ein Grenzgänger und Ikonoklast, wand sich Rainer schon früh von kunstgeschichtlichen und künstlerischen Konventionen ab um für sich und die österreichische Avantgarde neue Pfade zu schlagen.
Kurator Günther Holler-Schuster (Universalmuseum Joanneum – Neue Galerie Graz):
„Rainers Methoden – Übermalung, Überzeichnung fremder wie eigener Werke – loten die Möglichkeiten der Malerei in Bezug auf das Performative aus. Die Malerei als Prozess, als langsame, litaneiartige Meditation, genauso wie als impulsiver, expressiver Akt der Aggression, letztlich der Destruktion. ‚Wenn ich zeichne, bin ich sehr erregt, spreche mit mir selbst, bin voller Wut und Zorn. Ich hasse die Welt, beschimpfe viele, voller Ungenügen auch mit mir selbst.’ So werden Pinselstriche zu Hieben, Striche zu Schnitten und Punkte zu Stichen. Wenn der Künstler die Farbe direkt mit der Hand auf die Fläche bringt, schlägt er sie gleichzeitig. Das Bild wird zum Zeugnis eines Prozesses. Dieser wiederum wird zum „Lustmord“ an der Kunst.“
Die Ausstellung umschließt Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden des Künstlers, darunter frühe Kaltnadelradierungen, Gemeinschaftsarbeiten mit Günter Brus, sowie Werke, die in namhaften internationalen Museen und Publikationen gezeigt wurden.
Holler-Schuster: „Das Werk Arnulf Rainers steht innerhalb der Entwicklung der Kunst dieses Landes monumental da. Von automatischen Techniken des Surrealismus ausgehend, über das Informel der unmittelbaren Nachkriegszeit, bis zu performativen, den Körper ins Zentrum setzenden Auseinandersetzungen, reicht sein vielfältiges künstlerisches Interesse. Wie kaum ein anderes verbindet sein Werk die wesentlichsten Strömungen der Nachkriegsavantgarde an der Schwelle zwischen Bild und Ausstieg aus dem Bild. Rainer will aber die Malerei nicht verlassen, um Lebensnähe zu erreichen, nicht die Gesellschaft ist sein Ziel, sondern ausschließlich die Kunst.“
Seit mehr als 25 Jahren sammelt, zeigt und handelt Helmut Reinisch mit österreichischer und internationaler Gegenwartskunst. Neben aktuellen Werken neuer Talente beinhaltet die Sammlung auch teils frühe Arbeiten von Künstlern wie Arnulf Rainer, Erwin Wurm und Joseph Beuys.
Über formelle Grenzen hinweg beschäftigt sich Reinisch Contemporary mit vermeintlich disparaten Schaffensfeldern und deren Verknüpfungen. Unvermutete Resonanzen zwischen ausgewählten Werken der Malerei, Skulptur, Textilkunst und Fotografie werden mitunter zum Vorschein gebracht und erzeugen Spannung. Durch Ausstellungen, Aktionen, Künstlerstipendien und interdisziplinäre Projekte ermöglicht Reinisch Contemporary immer wieder Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Künstlern, Sammlern und der Öffentlichkeit.
Reinisch Contemporary
Hauptplatz 6
8010 Graz
www.reinisch-contemporary.com
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