Im aktuellen Art Industry Trends Report 2023 von Artsy taucht der Begriff Contemporary Surrealism mit 9% Verkäufen durch Galerien an Position 7 hinter Konzeptkunst 10% auf. Abstrakte Malerei liegt mit 48% vor Expressiv figürlichen Arbeiten (28%) auf Platz eins. Art Industry Trends Report 2023
Parallel dazu fragt Wolfgang Ullrich appellativ im Postdigitalen Salon Alles nur noch surreal? KI-Bilder und ihre Ästhetik.
Grund genug, sich mit dem Begriff des Surrealen zu beschäftigen.
Surreal ist eine zutiefst menschliche, analoge Kategorie, die sich mit Sigmund Freud und dem Verständnis des automatischen Schreibens, der Psychoanalyse und dem Surrealismus in der Kunst und Literatur des letzten Jahrhunderts in Verbindung bringen lässt. Surreal benennt menschliche Vorstellungen jenseits einer konkreten äußeren Realität. Häufige Topoi sind Biologie, Sexualität, Geschichte, Mythologie, Tierwelt.
Es ist nicht angemessen, digitale Simulationen technischer Kreationen, wie z. B. von KI erzeugte Bilder, mit menschlichen/analogen Kategorien zu definieren. Jeder Versuch führt auf Abwege.
KI-generierte Bilder können selbstverständlich verschiedene Formen annehmen.
In der digitalen Sphäre spricht man bei Abweichungen von der äußeren Realität von Augmented Reality als auch von virtueller Realität. Ich bevorzuge bei KI-Bildern den Begriff der generativen Realität, denn generative digitale Realitäten sind virtuelle Umgebungen, die von Algorithmen gesteuert werden.
Wie bereits an anderer Stelle erklärt, werden bei KI-generierten Bildern Datentypen aus ausgewählten abstrakten Datenstrukturen assoziiert. Der Rechner bewegt sich dabei (mit Numpy, einer Python-Bibliothek für numerische Berechnungen) in einem Zahlenraum von > 4 Milliarden Möglichkeiten.
Potentiell besteht bei KI-generierten Bildern, neben einer sensorisch gestützten Interaktivität, auch die Möglichkeit unendlicher algorithmischer Prozesse. Gerade solche Aspekte verschwinden bei einer Subsumierung unter Begriffe wie surreal.
Insgesamt existiert ein breites Spektrum an Haltungen gegenüber KI, von der positiven Begeisterung bis hin zur Abneigung und Angst. Erstaunlicherweise gibt es eine große Gruppe von Menschen, deren Erwartung die KI auf menschliche Fähigkeiten reduziert und die kein Interesse an nicht menschlichen Ergebnissen hat. Was ja eigentlich spannend ist. Denn menschliche Logik/Denken kennen wir ja, sowohl vor den Weltkriegen, als auch danach.
P.S.:
Kataloge/Medien zum Thema:
surreal
Haus am Lützowplatz / Studiogalerie
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Kunstbrücke am Wildenbruch
Kommunale Galerie Berlin
Schloss Biesdorf