Welche Bedeutung können Visionen heute im täglichen Leben besitzen? Sind sie in der Lage, grundlegende gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen? Besonders Künstler zeigen ein sensibles Gespür für diese Vorstellungen und eröffnen in ihren Werken neue Perspektiven. In der bewegten, fließenden Architektur Frank Gehrys lädt Marta Herford vom 25. Mai bis zum 8. September 2013 zu einer Reise durch eine vielgestaltige Welt künstlerischer Visionen ein.
„Wir sind nichts; was wir suchen ist alles.“ (Friedrich Hölderlin)
Visionen (lat. visio, Erscheinung, Anblick) entstehen an der Schwelle der unmittelbaren Gegenwart zur nahen Zukunft. Im Gegensatz zu Utopien als unerreichbare Orte und radikale Gesellschaftsentwürfe entwerfen Visionen konkrete Veränderungen in einer erreichbar scheinenden Wirklichkeit. Ausgehend von der Herforder Marienvision aus dem 10. Jh. spürt die Ausstellung „Visionen – Atmosphären der Veränderung“ anhand der Werke von 35 internationalen KünstlerInnen zum Einen der gesellschaftspolitischen Bedeutung und Funktion von Visionen nach. Zum anderen beleuchtet sie auch die Umsetzbarkeit und potentielle Gefahren dieser Zukunftsversprechen. Zentrum der umfangreichen thematischen Präsentation bildet die Neuinszenierung von Panamarenkos Luftschiff Papaver aus der Sammlung Marta. Auf eindrucksvolle Weise verkörpert es das Bild einer Idee, die sich aufmacht, das Fliegen zu lernen.
Entsprechend der flüchtigen Natur der Vision wurde die Ausstellung selbst als ein offener Erfahrungsraum innerhalb der einzigartigen Architektur Frank Gehrys konzipiert und unterstreicht so den Charakter des Museums Marta Herford als Ideenlabor. Dabei kreist sie auch um konkrete Referenzpunkte religiöser, historischer oder ökologischer Visionen. Michaël Borremans‘ Videoarbeit The Bread beispielsweise zeigt ein junges Mädchen, das auf meditative Weise immer wieder ein Stück Brot zum Mund führt – ähnlich der Hostiengabe bei der christlichen Eucharistiefeier.
Der starke Glaube an die Veränderbarkeit gesellschaftlicher Zustände offenbart sich hingegen in dem Beitrag von Francis Alÿs: Sein Video When Faith Moves Mountains zeigt, dass Menschen mit vereinten Kräften im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen können. Darüber hinaus führen eigens für die Ausstellung produzierte Arbeiten dem Betrachter vor Augen, wie die Grenzen des Vorstellbaren überschritten werden können und die Kraft von Visionen gegenwärtig wird. So verwandelt Dan Perjovschi mit seinen schwarzen, cartoonartigen Wandzeichnungen den gesamten Eingangsbereich des Museums in ein völlig neuartiges architektonisches Erlebnis. Jana Gunstheimer nutzt die besondere Eigenschaft von Visionen, auf ein Gegenüber angewiesen zu sein, das sich von ihrer Macht mitreißen lässt: Vor Grafikzeichnungen, die an Motive aus Altären der Frührenaissance angelehnt sind, erschafft sie mittels eines schwarzen Baumes einen Wunschort, an dem der Besucher seine ganz persönliche Vision erleben kann.
Mit dieser umfangreichen Ausstellung versammelt Marta Herford hochkarätige künstlerische Auseinandersetzungen mit Gedanken und Potenzialen von Visionen als denkbarer Zukunft. Die Präsentation eröffnet dem Besucher einen begehbaren Gedanken- und Perspektivraum, der die Gegenwart auf ihre nach vorn gerichteten Energien befragt.
Marta Herford
Goebenstraße 2–10
D-32052 Herford
Telefon: +49 (0) 5221-99 44 30-27
marta-herford.de
Pressemitteilung
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