Die Stiftung Grässlin eröffnet mit dem KUNSTRAUM GRÄSSLIN und den RÄUMEN FÜR KUNST in St. Georgen im Schwarzwald eine neue Form des Sammlermuseums. Die Einweihung des Neubaus KUNSTRAUM GRÄSSLIN findet kurz vor Beginn der Art Basel am 10. Juni 2006 statt. Hier werden Arbeiten von Mike Kelley, Martin Kippenberger und Albert Oehlen gezeigt. In den RÄUMEN FÜR KUNST wird ein Überblick über die Sammlung Grässlin präsentiert.
Im Bereich der Gegenwartskunst sind in den vergangenen Jahren eine Reihe beachtenswerter Privatsammlungen gewachsen, deren herausragendes Kennzeichen der direkte Kontakt des Sammlers mit den Künstlern seiner eigenen Generation und ihren Werken ist. Die Familie Grässlin gehört zu diesem Kreis ambitionierter Sammler. Im Gegensatz zu anderen Privatsammlungen kann man die Sammlung Grässlin eher als ein Gruppenunternehmen, als eine Art Kollektiv sehen, an dem die fünf Familienmitglieder – Anna, Bärbel, Thomas, Sabine und Karola Grässlin – beteiligt sind und in dem sich die unterschiedlichen Positionen der Beteiligten widerspiegeln.
Die Wurzeln der Sammlung Grässlin liegen in den 70er Jahren, als die Eltern Dieter und Anna Grässlin begannen, Werke des deutschen Informel zusammenzutragen. Dass es sich hierbei um Namen handelt, die heute klassische kunsthistorische Werte verkörpern, spricht für den Mut und die Weitsicht des Ehepaares Grässlin. Ihre Kinder Bärbel, Thomas, Sabine und Karola begannen 1981, Künstlerpositionen der 80er Jahre zu sammeln. Ihr Augenmerk richtete sich erneut auf die Kunst der unmittelbaren Gegenwart, worin sich auch der Glaube an die Kräfte dieser Kunst äußerte, gleichzeitig aber auch das Bedürfnis, sich mit dem Neuen auseinander zu setzen. Ein riskantes Unterfangen, denn die Kunst der 80er Jahre, für die sie sich entschieden, war keineswegs gefällig und bei weitem nicht unumstritten. Vielmehr wurden Werke von Werner Büttner, Martin Kippenberger und Albert Oehlen wie auch die plastischen Arbeiten von Isa Genzken, Hubert Kiecol, Georg Herold oder Meuser als sperrig, zynisch oder gar anmaßend empfunden. Positionen, die durch Ironie und Desavouierung dem bürgerlichen Verständnis von zeitgenössischer Kunst widersprachen. Seit Anfang der 90er Jahre wird die Sammlung durch internationale junge Positionen wie Kai Althoff, Cosima von Bonin, Tom Burr, Mark Dion, Michael Krebber, Simon Dybbroe Møller, Christian Philipp Müller, Vincent Tavenne oder Jan Timme erweitert, die sich mit konzeptuellen Fragestellungen und Ortsbezogenheit auseinandersetzen.
Das Konzept der Sammlungspräsentation setzt auf eine Vernetzung mit der lokalen Stadtstruktur – der Neubau KUNSTRAUM GRÄSSLIN wird begleitet von dem bereits seit 1995 bestehenden Projekt RÄUME FÜR KUNST, das leerstehende Ladenlokale und ehemalige Einzelhandelsgeschäfte als Ausstellungsorte nutzt. Der Museumsbesuch wird so zum Stadtspaziergang. Der KUNSTRAUM GRÄSSLIN, das Lager und das Restaurant Kippyʼs wurden von dem Kölner Architekten Lukas Baumewerd entworfen. Drei autonome Baukörper fügen sich zu einem Ensemble zusammen. Jedem Kubus ist eine klare Funktion zugeschrieben (Ausstellung, Kommunikation / Gastronomie, Kunstlager). In regelmäßigen Abständen sollen im Ausstellungsraum wie in den externen RÄUMEN FÜR KUNST künstlerische Positionen aus dem Sammlungsbestand präsentiert werden.
Der Neubau befindet sich im Ortskern eines typischen Schwarzwälder Industriestädtchens. Der große Vorplatz mit Gastronomie sowie die offene Schaufensterfront, die die Situation der RÄUME FÜR KUNST im Ort widerspiegelt, dient als Willkommensgruß an die Bürger sowie an die an- und durchreisenden Touristen und Kunstinteressierten.
Die Stiftung Grässlin wurde im Jahr 2004 von der Familie Grässlin gegründet, um den Ausstellungsbetrieb zu tragen. Alle Familienmitglieder vereint die persönliche Bindung an den Ort. „Jenseits der pittoresken Schwarzwaldidylle sollen von dem KUNSTRAUM-Ensemble Impulse für die Gemeinde ausgehen. Wir erhoffen uns ein lebendiges Haus, das Gäste auch von auswärts in die Stadt lockt.“ (Familie Grässlin)
Sammlung Grässlin
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