"Die Kunst der Zeichnung", so der Titel der Ausstellung, zeigt eine Auswahl an wichtigen grafischen Blättern des Hamburger Künstlers aus der Sammlung Stefan Blessin.
"Horst Janssen (1929-1995) war eine "schillernde Persönlichkeit mit lieblichen anschmiegsamen Facetten und tückischen, klaffenden Abgründen. Er liebte es, hemmungslos zu leben, sich selbst zu bespiegeln, Grenzen zu sprengen. Nie hat er sich einer Mode, breiten Kunstszene oder programmatischen Strömungen angepaßt."
Der berühmte Hamburger Künstler hinterließ ein äußerst umfangreiches Werk. Neben frühen Ölbildern, Fotografien, literarischen Betrachtungen und autobiografischen Aufzeichnungen umfasst es eine immense Anzahl von grafischen Blättern, die Janssens Ruf begründeten, einer der größten Zeichner und Graphiker des 20. Jahrhunderts zu sein. Bedeutende Meilensteine in seiner Karriere waren u.a. die Verleihung des ersten Preises für Grafik der Biennale di Venezia 1968 sowie Einzelausstellungen in London 1970 und in New York 1974, durch die Janssen internationale Anerkennung sowie große Popularität beim Publikum erlangte. Seine einzigartige Leistung besteht darin, dass er als Unzeitgemäßer zwischen Tradition und Moderne die Zeichnung und Grafik neu belebt hat. Nach eigener Einschätzung sah der Künstler die 1970er und 1980er Jahre als Höhepunkt seiner zeichnerischen Entwicklung an. Nun ist er soweit, dass er "Alles aufs Papier transportieren konnte" und erklärt: "Nun kann ich so zeichnen, wie ich schon immer sehen konnte". Janssen hat ebenso virtuos wie souverän immer wieder seinen Stil geändert, seine Themen und Techniken variiert. Dem so genialen wie exzessiven Zeichner, der dem Gegenständlichen verhaftet ist, gelang es, das Abbild zu vermeiden und Bilder zu schaffen, die die Phantasie bewegen und das "Dämonische hinter der Realität aufscheinen lassen".
In dieser Zeit, in der Horst Janssen eine schöpferische Fülle von Zeichnungen und Druckgrafiken produziert, begleitet ihn kontinuierlich der Germanist Stefan Blessin als Gesprächspartner, als Freund und als Biograph. Seine umfangreichen Niederschriften, die zwischen den Zeilen auch die nicht unproblematische Beziehung der beiden dokumentieren, sind bis heute Standardwerke zum Verständnis der Kunst und Persönlichkeit Janssens. Blessins Begeisterung für das Werk des manischen Zeichners bestand schon vor dem persönlichen Kennenlernen. Bereits 1970, also noch vor der ersten für beide schicksalhaften Begegnung im Jahre 1977, hatte Stefan Blessin erste Arbeiten des produktiven Künstlers erworben. Im Laufe der Jahre wuchs die Sammlung durch weitere Ankäufe sowie durch zahlreiche Blätter, die Janssen dem Sammler zuweilen schenkte, wie so manche Widmung bezeugt. Nach wie vor ist Blessin ein leidenschaftlicher Sammler, der weiterhin daran arbeitet, bestimmte Werkreihen und Themenkreise zu komplettieren. Mittlerweile ist seine systematisch aufgebaute Sammlung eine der schönsten und aufregendsten Kollektionen von Werken Horst Janssens in Privatbesitz. Sie zeichnet sich vor allem durch den hohen Anteil an Handzeichnungen und Aquarellen, den von Janssen so genannten "Meisterzeichnungen" aus. In ganzen Werkgruppen sind alle Vorlieben und die wichtigsten Themen mit denen der Künstler sich immer wieder auseinandersetzte vertreten. Für die Ausstellung wurden aus den thematischen Gruppen Blumen, Stillleben, Briefe an Gesche, Erotik, Landschaften, Wiesen und Äcker, Selbstbildnisse, "Kopie" und Köpfe die besten und kostbarsten Blätter ausgewählt. (Katalog)" (Presse / Brandenburgische Kunstsammlung Cottbus)
Abbildung: Horst Janssen "Selbst mit Schädelknochen", 1982, Pastellkreide, Bleistift auf Papier, Copyright: Brandenburgische Kunstsammlung Cottbus
Ausstellungsdauer: 30.1. - 10.4.2005
ÖFFNUNGSZEITEN: Dienstag + Donnerstag 10 - 20 Uhr | Mittwoch + Freitag + Sonntag 10 - 18 Uhr | Samstag 14 - 18 Uhr
Brandenburgische Kunstsammlung Cottbus | Spremberger Straße 1/Ecke Altmarkt | 03046 Cottbus | Tel.: 0049 (0)355 - 2 20 42
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Kataloge/Medien zum Thema:
Horst Janssen
GEDOK-Berlin e.V.
ifa-Galerie Berlin
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Max Liebermann Haus
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof